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Gedicht der Woche: Februar Fragmente

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 
Februar Fragmente

I

Der Monat Februar begann mit einem warmen Kuss.

Die Kälte überwintert, im Zimmer übernächtigt,

füllte er unerwartet die frühen Morgenstunden…

II

Plötzlich, im zufriedenen Lächeln,

Aufruhr, Unruhe, am Frühstückstisch.

Da das Brot, die Butter und das Messer,

dort die Marmelade, der Käse und das Ei. Und mittendrinn

die Wörter, die nach Sätzen suchen.

Der Griff zum Kaffee. Woher kommen die Sommersprossen,

die dunkelbraunen Haare und die blauen Augen?

Wo ist die Milch und der Zucker?

Die Phantasien drehen Purzelbäume…

III

Nebeneinander, miteinander,

die Decke hebt sich, beim Barte des Propheten,

ein fliegender Teppich oder eine Höhle?

Verstecken oder schweben durch die Lüfte…

IV

Das Meer voller Wünsch, wünscht sich Erfüllung.

Der Himmel voller Gebete, betet um Erhörung

Und meine irdischen Worte hadern mit der Versuchung,

es nicht versucht zu haben, in Zeiten der Versuchung

Levent Aktoprak

Gedicht der Woche: Maulwurf (Tierchen im Coronajahr)

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

Maulwurf (Tierchen im Coronajahr)

Blind wie ein Maulwurf, heißt es
Herablassend, gemein, woher sollte
Denn dein Sehvermögen kommen
Bei dauernder Dunkelheit
In endlosen Gängen, Tage wie Nächte
Ein kurzes Leben, schwarzes Kerlchen
Wenn es hoch kommt drei, vier Jahre

Deine Äuglein stecknadelkopfklein
Dein weiches Fell wie Samt
Und Seide, die Vorderpfötchen
prächtige Baggerschaufeln
Seitwärts gerichtet, ideal zum Graben
Und Wühlen wie dein walzenförmiger
Rumpf, also grab weiter, kleiner Kerl

Bis mal wieder ein kleines gelbbraunes
Erdhäufchen fällig ist auf grünem Rasen
Bis dahin makellos, penibel gepflegt oder
Welche auf der Koppel, der Kuhweide
Womöglich, ach nein, wir halten
Die Viecher zu unserem Nutzen
doch längst im Stall auf engstem Raum

Du aber hast Auslauf satt in deinen Gängen
Gräbst unsichtbar im Untergrund, schaufelst
Emsig und bleibst unentdeckt, verborgen
Unseren Augen, was führst du im Schilde
Was heckst du diesmal Schlimmes aus
Sag, wohin führt dich deine dunkle Röhre
Doch nur zu einem Maulwurfshaufen

Auf grüner Wiese, sichtbar für alle
Eine Eruption, gewaltige Erhebung
Einem Vulkanausbruch gleich
Doch nur ein bisschen Lehm, womöglich
Eine üble Stolperfalle, dass sich der Gaul
Den Huf verrenkt, unsere Einförmigkeit
Jedenfalls hast du empfindlich gestört

Im alten Rom die Katakomben
Zufluchtsstätte für Verfolgte
Vor den Häschern auf der Flucht
Auch du sollst nicht im Zirkus enden
Gottes Geschöpf den Löwen zum Fraß
Gekreuzigt und zur Schau gestellt
Und dann, bevor ich es vergesse

Weil es längst zum Alltag gehört
Schon wieder haben sie einen Acker
Eine schöne Maulwurfwiese
Weggeschoben und zubetoniert
Zack...und deine Gänge zugedeckelt
Über Nacht, und deine Plackerei
Hat ein für alle Mal ein Ende

Nur im Kinderbuch bist du noch
Hoch angesehen, Grabowski und Pauli
Lustige Gesellen. hingegen du gemeiner
Maulwurf, schuftest nur in finsterem Gang
Wie Kohlenkumpel in der Grube, schwarze
Sklaven auf Baumwoll- und Tabakfeldern
In Alabama, Tennessee, Virginia

Untergrund hier tief im Süden
Sklaven zu befreien, Fluchtweg
In den freien Norden, wo immer
Das sein mag, Bluthunde stets
Auf eurer Spur, euer Leben nichts wert
Sie fangen und verschleppen euch
Zu verkaufen euer geschundenes Fell

Wie eh und je beten sie von der Kanzel
Alle Menschen sind Brüder, Herr
Doch erlöse uns von den Niggern
Wir schießen sofort, Gettos in Flammen
Was für ein Land, was für ein Frieden
In dem Menschen Ihr eigenes Haus anzünden
Sag selbst, Maulwurf, putziger Gesell

So gemein die Menschen und blinder
Als einer von euch schwarzen Kerlchen
Es jemals war, sei auf der Hut, pass auf
Und tapp in deinen dunklen Gängen
Nicht blindlings in ganz üble Fallen, sonst
Bist du ausgeliefert blindem Hass
Und sie haun dich mit der Schüppe platt

Gerd Puls

 

LeseSpektakelWochen in der Stadtbücherei dieses Jahr online

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

Magische tino0121SK

Kamen. Durch die Pandemie bedingt konnte das Team der Stadtbücherei die Schülerinnen und Schüler der Kamener Grundschulen leider schon lange nicht mehr empfangen und die bewährten Konzepte zur Leseförderung anbieten. Im Jahr 2020 mussten auch die bereits geplanten LeseSpektakelWochen und fast alle Klassenführungen abgesagt werden.

Um im Jahr 2021 die Wartezeit auf eine weitere Normalisierung zu verkürzen, haben hat sich die Bücherei und der Förderverein dazu entschlossen, das Online-Angebot für Kinder weiter auszubauen.

Begonnen wird mit Lesungen des Kinderbuchautors TINO, der in Kamen auch schon live bei LeseSpektakelWochen zu Gast war.

In 4 Online-Lesungen, die jeweils ca. 20 Minuten dauern, gehen die Kinder Luka und Sofie auf die Reise in die Welt der Geschichten und Bücher. Welcher Ort könnte sich hierzu besser eignen als die Bücherei?

Während einer Lesenacht, zu der die Bücherei eingeladen hat, geschehen merkwürdige Dinge. Die Figuren aus den Büchern, die vorgelesen wurden, werden plötzlich lebendig. Luka und Sofie geraten durch einen magischen Büchertunnel in andere Welten. Sie begegnen einem Büchereigespenst, sie finden den Schatz des Ritters Rollmops, fliegen auf einem Hexenbesen durch die Nacht und fahren auf einem echten Piratenschiff durch die Räume der Bücherei.

Die spannenden und lustigen Online-Abenteuer eignen sich für Kinder im Grundschulalter.

Professionell produziert und vorgelesen wurden sie von Kinderbuchautor TINO im Aufnahmestudio „Villa Wundertüte“.

Damit dieses Angebot eine möglichst große Verbreitung findet und viele Kinder erreicht, stehen die Lesungen ab sofort in der Bücherei-Rubrik auf der Stadthomepage, der Homepage des Fördervereins und beim Facebook-Auftritt der Stadtbücherei Kamen bis nach Ostern online zur Verfügung.

Dieses Online Angebot wird durch die Bücherei in den nächsten Tagen und Wochen immer weiter ausgebaut und ergänzt, um den Kindern in der Zeit des Homeschoolings kreative Zusatzangebote anbieten zu können.

Gedicht der Woche: Blechstädte

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.

Blechstädte

Wir, Bewohner der Blechhütten und Slums,

Filzläuse der Städte,

Laborratten der Sozialstudien,

Spitzes der Geheimdienste, Hunde des Regimes,

die ersten der Rebellen,

Teufel der Engel,

Mörder oder Ermordete,

erstes Opfer und letzter Sieger,

Knallhart und feinfühlig,

Dichter und Henker.

Unser Ticket in die reichen Städte:

Fliegender Händler sein,

Tagelöhner,

verstopfte Abflüsse reinigen in schicken Wohnungen.

Wir haben keinen Gott, denn der Himmel der Slums ist eng, rationiert,

verpestet mit Rauch.

Der Himmel der Slums klebt wie Zuckerrückstände im Teeglas.

Nach einer Bombardierung, die Hochhäuser zu Fall brachte, sagte einer:

Es tut weh, die Stadt in Trümmern zu sehen, aber jetzt habe ich vom Dach

einen weiten Blick.

Krieg oder nicht

ist unseren Häusern einerlei,

eine Bombe ändert nicht viel an unseren Ruinen

 

Yamen Hussein

Gedicht der Woche: Klimawandel

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregionale Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

Klimawandel

Sturm fegt die Sonne den Horizont runter
reißt den Mädchen das Lachen vom Mund
knallt Luxusyachten am Kai kopfunter
kracht Dachstühle in den Straßenschlund

Flut wälzt das Meer über hohe Dämme
wirft Deichkronen auf den Verkehr
bricht Kirchtürme wie dünne Stämme
stößt Omnibusse wie Büchsen umher

Guss platzt herab aus Wolkenmassen
drängt sich durch Uniform Robe Talar
schießt ungebändigt durch die Gassen
schont nicht Kaserne Katheder Altar

Feuer loht in umfriedeten Hainen
facht die Flammen hoch zum Alarm
schleudert Jung wie Alt von den Beinen
fährt in jeden gefiederten Schwarm

Einzig die Liebenden in den Betten
liegen innig und furchtlos vereint
herzen und küssen sich zu erretten
die Liebe vor dem verkannten Feind.

Klaus Goehrke

LWL präsentiert Wort des Monats: Nachtpolter - das liebste Kleidungsstück für alle Schlafmützen

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

Westfalen-Lippe (lwl). Die Idee ist zwar naheliegend, dennoch bezeichnet "Nachtpolter" keinesfalls die nächtlichen Aktivitäten von Geistern und Kobolden. Stattdessen steht das plattdeutsche Wort für das Nachthemd oder den Schlafanzug. Welche Geschichte dem Wort zu Grunde liegt, wissen die Sprachwissenschaftler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

"Das zusätzliche Nacht in Nachtpolter oder auch Nachtpölter verdeutlicht das heute häufig nicht mehr verstandene Wort Polter, das bereits Schlafanzug bedeutet", erzählt Markus Denkler, Geschäftsführer der Kommission für Mundart- und Namenforschung beim LWL. "Die Herkunft des Wortes ist nicht sicher geklärt. Eine mögliche Erklärung ist, dass es von dem französischen Wort paletot für Obergewand abstammt."

Dennoch haben die Wörter Polter und Pölter ihren Weg aus dem Plattdeutschen in das regionale Hochdeutsch gefunden: Pölter wird auch heutzutage vielerorts in Westfalen-Lippe als Bezeichnungen für den Schlafanzug, insbesondere den Kinderschlafanzug, verwendet. In Ostwestfalen-Lippe hören die Kinder daher abends von ihren Eltern: "Rin innen Pölter und ab in die Falle, getz wird geratzt!"
Auch Bezeichnungen für Schlaftextilien aus bestimmten Stoffen sind üblich, wie "Seidenpölter" oder "Frotteepölter".