Gedicht der Woche: Dürre
Dürre
Ach Yirgalem, sechs Jahre Haft
in Eritrea, sechs Jahre, dazu
die Folter wegen deiner
Gedichte und Geschichten, kann ich
mir vorstellen, was das
bedeutet? Kann ich nicht
Und Yassin, sechzehn Jahre in
Syriens Gefängnissen. Hast du mehr
Gedichte geschrieben, mehr
kritisiert als Yirgalem, dauert dein
Leben länger als meines? Wie nur
habt ihr das ausgehalten
Und Umar, den der IS jagte
der Terrorstaat, der sich
religiös nennt. Zwei Jahre
verstecken im Irak, zwei Jahre
zittern vor Angst, denn wenn sie
dich entdeckt hätten, wenn …
Und ich sitze in meinem Garten
genieße den Flug der Vögel
das Aufblühen der Natur
und schreibe darüber. Festhalten
den beglückenden Moment
und frage mich
Darf ich das und denke:
Sich mit dem einen
niemals abfinden und das andere
niemals vergessen. Schreibe so gut
du kannst und lies es später
Wegzehrung für die Dürre
Heinrich Peuckmann