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Besinnliches und Rhythmisches Konzert am 1. Advent in der Herz-Jesu-Kirche in Heeren-Werve

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Musik

konzertjesu1123Foto: Ralf RodewaldKamen-Heeren-Werve. Unter dem Motto „Wir machen uns auf den Weg“ lädt der Cäcilienchor aus Heeren-Werve auch in diesem Jahr wieder am 1. Advent zu einem geistlichen Konzert in die Herz-Jesu-Kirche ein. Nachdem der Chor im vergangenen Jahr in einem gemeinsamen Konzert mit der gemeindeeigenen Band BarbaRock begeistern konnte, wird in diesem Jahr die in der Sakropop-Szene bereits bekannte HeiligGeistBand aus Hamm-Bockum-Hövel zu Gast sein.

Ihren Bekanntheitsgrad erreichte die Hammer Jugendband unter der Leitung von Friedrich Müller insbesondere durch zwei Konzerte im Rahmen des Katholikentages 2018 in Münster sowie durch zahlreiche YouTube-Auftritte mit bis zu 100.000 Aufrufen.

In der Herz-Jesu-Kirche wird die Band teilweise gemeinsam mit dem Cäcilienchor rhythmische neue geistliche Lieder vortragen, dabei aber auch die Gemeinde zum Mitsingen einladen. Der Cäcilienchor wird zudem neben adventlichen und weihnachtlichen Chorälen, Chorwerke von Josef Rheinberger und Ola Gjeilo zu Gehör bringen.

Save the date: Sonntag, 3. Dezember, 18 Uhr, Einlass 17:30 Uhr

Neue Philharmonie Westfalen: O Fortuna - Carmina Burana von Carl Orff

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Musik

Kreis Unna. Die Sinfonische Reihe der Neue Philharmonie Westfalen (NPW) geht weiter. Bei der dritten Vorführung "O Fortuna" am Sonntag, 19. November, kommt das Publikum in den Genuss eines der populärsten Chorwerke des 20. Jahrhunderts - Carmina Burana von Carl Orff (1895–1982).

"O Fortuna!" Das Rad der Schicksalsgöttin ist launisch. Wer hoch aufsteigt, kann genauso tief fallen. Auf diesen Aspekt beruht das Stück "Carmina Burana" von Carl Orffs. Der Titel bezieht sich auf eine Handschriftensammlung, die "Lieder aus Benediktbeuren" aus dem 12. Jahrhundert. Es sind Gesänge von Liebe und Lust, von betrunkenen Äbten und gebratenen Schwänen, von höfischer Minne und bäuerlichen Tänzen. Auch wenn seine mitreißende Musik wenig mit den originalen Klängen jener Zeit zu tun hat, berufen sich unzählige Filme und Computerspiele auf Orffs vitales Vorbild, auf seine rhythmische Urkraft und verführerischen Melodien.

Zusammen mit dem Chor der Konzertgesellschaft Schwerte und der Oratorienchor der Stadt Kamen werden die Zuhörer in Orffs musikalischen Bilderbogen eintauchen, bei dem sie durch Mittelhochdeutsche und Altfranzösische Chorgesänge in eine andere Zeit zurückversetzt werden.

Die Leitung übernimmt Franz Leo Matzerath Chorleiter des Oratorienchors der Stadt Kamen. Das Konzert beginnt um 18 Uhr, Einlass 17 Uhr in der Konzertaula, Hammer Straße 19 in Kamen.

Tickets im Online-Vorverkauf

Karten gibt es über den Online-Ticketshop unter: https://ticketservice.kreis-unna.de. Als Ansprechpartnerin steht Doris Erbrich vom Kulturbereich des Kreises entweder telefonisch unter Fon 0 23 03 27 - 14 41 oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zur Verfügung. Mehr Infos gibt es auch unter www.neue-philharmonie-westfalen.de. PK | PKU

Erstes gemeinsames Konzert der Ev. Kantorei Kamen und des Kirchenchors St. Elisabeth Obercastrop

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Musik

Probentag in Obercastrop Bild Josef Opfermann 1123Foto: Josef Opfermann

Kamen. Am Samstag fand die erste gemeinsame Probe für die Ev. Kantorei Kamen und den Kath. Kirchenchor Sankt-Elisabeth Obercastrop statt. Beide Chöre wollen am 25.11. in Kamen und am 26.11. in Castrop-Rauxel das Requiem von Fauré und die Kleine Orgelmesse von Haydn aufführen. Es war ein spannender Tag für Raphaël Arnault, Kantor der Ev. Kirchengemeinde Kamen. „Seit Juni probe ich mit meiner Kantorei das Programm. Ich bekomme aber nur einen Teil des Klangs, da der andere Chor unter der Leitung von Annette Drengk probt. Ich kenne zwar die Leiterin, wie beide Chöre sich finden und zusammen klingen werden, war aber für uns beide unbekannt.“

Mechthild R. singt seit April in der Kantorei. Für sie wird dieses Projekt das erste große Konzert in diesem Chor. „Das Programm war für mich eine spannende Herausforderung. Zur Vorbereitung habe ich häufiger in eine CD mit diesem Requiem hineingehört, um eine Klangvorstellung zu bekommen. Nach der Probe mit dem anderen Chor habe ich die Gesamtklänge nun schon wesentlich besser im Ohr. Das war ein sehr weiterführendes und harmonisches Treffen. Außerdem fühle ich mich in einer so großen Gemeinschaft sicherer.“

Auch Arnault schaut sehr zufrieden auf den Probentag zurück. „Das war sehr spannend mit beiden Chören. Ich bin begeistert, wie schnell beide Chöre unsere Ideen umgesetzt haben und einen gemeinsamen Klang gefunden haben.“

Das Konzert bekommt auch einen ökumenischen Aspekt. Da beide Chöre von unterschiedlichen Konfessionen sind, sollte ein passendes Programm für alle gefunden werden. „Am Ewigkeitssonntag gedenkt die evangelische Kirche an die Verstorbenen während die katholische Kirche am gleichen Tag Christ-König feiert. Das Requiem von Fauré ist stark von der Hoffnung in der Auferstehung geprägt, das ist keine traurige Musik. Haydn bringt dazu Lebensfreude, endet aber auch mit einem eher nachdenklichen Ton. Beide Stücke passen also gut zusammen und sind für beide Feste zutreffend. Es war uns wichtig zu zeigen, wie die Musik uns verbinden kann!“ so Arnault.

Das Konzert in Kamen findet am Samstag, den 25.11., um 19.00 Uhr in der Pauluskirche statt. Vorverkauf gibt es bei der Buchhandlung Mayersche in Kamen, im Ev. Gemeindebüro oder online: https://www.schieferturm.de. Vollpreis 18€, Studierende 10€, Kinder kostenfrei.

JKC lädt zur Jamsession in die Poststraße ein - Musikbegeisterte willkommen für einen Abend voller Musik

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Musik

jkckwKamen. Nach einer fünfjährigen Pause kehrt die beliebte Jamsession des JKC in Kamen zurück. Am Samstag, den 4. November, ab 18 Uhr sind Musiker und Musikbegeisterte herzlich eingeladen, an der Veranstaltung in der Poststraße teilzunehmen. Die Veranstaltung wird in bewährter Zusammenarbeit mit dem Amateurmusikerverein Laut & Lästig e.V. organisiert.

Die Jamsession bietet eine lockere und ungezwungene Atmosphäre, in der Musikerinnen und Musiker aller Erfahrungsstufen zusammenkommen und gemeinsam musizieren können. Bands, Duos, Solokünstler und Musikinteressierte aus Kamen und Umgebung sind eingeladen, an dieser offenen Session teilzunehmen.

Dank der Kooperation mit Laut & Lästig e.V., einem Verein, der die Musikszene in Kamen seit 34 Jahren belebt, steht professionelle Ausrüstung und technische Unterstützung zur Verfügung. Das JKC sorgt für eine Standard-Backline, darunter Schlagzeug, Gitarren- und Bassverstärker sowie Mikrofone.

Die Veranstaltung verspricht nicht nur musikalische Höhepunkte, sondern auch kleine kostenlose Snacks, musikalische Überraschungen und die Möglichkeit, aufstrebende Newcomer der Musikszene zu entdecken. Das Team des JKC und Laut & Lästig e.V. freut sich auf die Rückkehr der Jamsession und erwartet Gäste in Vorfreude auf dieses musikalische Ereignis.

Der Eintritt zur Veranstaltung ist kostenlos, und es besteht keine Verpflichtung zum Konsum. Die fairen Getränkepreise und kostenlosen kleinen Snacks sorgen für eine entspannte und lockere Atmosphäre, in der alle Musikbegeisterten willkommen sind.

40 Jahre evangelischer Kammerchor - Protestantismus ohne Kirchturmdenken

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Musik

von Reinhard Fehling

kammerchor1023RFAus einer Singe-Laune als evangelischer Jugendkammerchor vor 40 Jahren unter dem unvergessenen Kantor Wilhelm Kellner entstanden, hat der evangelische Kammerchor nie Herausforderungen gescheut. Vielfältige bemerkenswerte Aufführungen säumen seinen Weg und mannigfache - für einen Kirchenchor auch ungewöhnliche - Kooperationen mit anderen Chören zeugen von seiner Weltoffenheit.

Nun also ein weiterer Paukenschlag im Jubiläumsjahr. Mit Bachs Choralmotette 'Sei Lob und Preis mit Ehren' gab es zwar einen etwas verhaltenen Auftakt, in dem sich die Choralmelodie aus den polyphonen Umschlingungen eher tastend denn strahlend löste und der grübelnde Ernst des Mitteldeutschen durchklang. Aber welch ein Kontrast dazu das instrumentale Feuerwerk, das die 'Caterva Musica' mit Vivaldis frühem Violinkonzert 'Grosso mogul' abbrannte!

Der Gelsenkirchener 'Familienbetrieb' der Fabris in Geigen und Viola im Verein mit weiteren instrumentalen Hochkarätern ließ die pralle Sinnenfreude der sonnengereiften Italianità des jungen Vivaldi Klang werden. Sicher hat Bach, der ein paar Jahre nach Entstehung des Werks davon eine Abschrift anfertigte, mit Bewunderung auf diese Leichtigkeit geschaut. Primadonna assoluta ist ohne Zweifel die Violine, die keine Schwierigkeiten scheut. Elke Fabri löste diese Aufgabe virtuos, mit stupender Technik, mehr auf den großen Bogen als auf Kleinteiligkeiten ausgerichtet. Und ehe den langen Kadenzen der Ecksätze der Atem ausging, setzte (con Schmackes! gewissermaßen) das Tutti ein: Herrlich unbeschwert, ohne 'groß Mogulieren' und keinen Ton länger als nötig.

Man kann sich vorstellen, dass der junge Hallenser Händel, aus strenger Schule in Hamburg kommend, als er seine 4-jährige Studienreise nach Italien antrat, von den neuen musikalischen Eindrücken überwältigt war. Von Florenz und Rom führte ihn sein Weg nach Neapel, damals der Brennpunkt der musikalischen Entwicklung. Unbekümmert um tridentinisch konziliare Vorgaben zur Beschränkung der Musik auf Förderung der Andacht, musizierten Alessandro Scarlatti, später die Leos, Feos und Pergolesis sinnenfroh und weltzugewandt auf der Schwelle zur Klassik dahin. Händel sog die Eindrücke begierig auf und sein 'Dixit dominus', ein Geniestreich des 21-jährigen, eröffnete eine neue Klangwelt, deren hier entfaltete Blüten später in England reiche Frucht tragen sollten.

Das Werk stellt an den Chor große Anforderungen. Zwei Chor-Soprane, der höhere häufig in den höchsten Höhen jubilierend (von den Damen respektabel bemeistert!), alle anderen Stimmen auch gehörig gefordert, müssen die polyphonen Kaskaden und mächtigen homophonen Wirkungen über die Ziellinie bringen. Kein Zweifel: Der Kammerchor legte auf diesem Wege eine fulminante Steigerung hin. Man hatte das Gefühl, Chor und Instrumentalensemble wuchsen unter der aufmerksamen, präzisen Leitung von Raphaël Arnault immer mehr zu einer Einheit zusammen. Schwierigkeiten, die in der Probenarbeiten als schwer zu bewältigen erschienen, lösten sich - wie der teils kriegerische Text des 110. Psalms, den die abgedruckte deutsche Übersetzung des Italienischen noch schlimmer macht - im wahrsten Sinn des Wortes in Wohlgefallen auf. Wie schön, dass ein genialer Tonsetzer solche Textbedeutung mit seiner hinreißenden Musik wegkomponieren kann. Darum brauchen wir heute dieses Tondenkmal nicht zu kommentieren oder nachträglich zu verbessern; wir können es genießen als historisches Fanal der Musikgeschichte.

Interessanterweise zeigt sich das Zukunftsweisende dieser Musik besonders in den beiden Arien. Hier vernimmt man Engel; manches klingt schon so, als ob man den späteren 'Pergolesi angelicus' singen hörte. Nicht unmöglich, dass der vom 'Sassone' Händel Anregungen zurück empfangen hat. Beide Solistinnen, Silke Weisheit (Alt) und Cécilia Basile (Sopran), machten sich dieses Idiom, mit gesammelter Empfindsamkeit hier und perlendem Wohllaut dort, zu eigen. Besonders da, wo sie sich mit den Chormännerstimmen beim 'Er wird trinken vom Wasserfall' vereinen, ist der Höhepunkt der Innigkeit erreicht.

Ein würdiges Jubiläumskonzert also - und wieder eines mit Blick auf die Welt, diesmal durch die Zugabe des 'Verleih uns Frieden gnädiglich'. Möge sich der evangelische Kammerchor weiter wachen Sinnes Herausforderungen stellen. Um die Zukunft sollte dieser Singe- und Lebensgemeinschaft dann nicht bange sein.

Archiv: 40 Jahre Ev. Kammerchor Kamen: Feierliches Konzert am 31.10. in der Pauluskirche

Von wirklicher Freiheit (?), Freiheit in Gefahr und Utopien von Freiheit Reinhard Fehlings Programm "Can't Cage the Song"

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Musik

von Dr. Götz Loos
 
Musik Datei176696959 Urheber abstract fotoliaID: 176696959 Urheber: abstract FotoliaKamen. Die von Reinhard Fehling, seinen Ensembles und Mitstreitern (und -innen) aufgeführten Programme sind immer ein Erlebnis, bereits wegen der Zusammenstellung der gewählten Werke. Daran ließ auch das am Sonntagabend vor einer Woche zu Gehör gebrachte "Can't Cage the Song" von Anfang an keinen Zweifel aufkommen. Szenisch der Anfang, als Protagonisten/-innen, verteilt im Zuschauerraum der Konzertaula, die Musizierenden aufforderten, doch loszulegen: "Wann wann geht endlich die Musik los?" Und dann erschien alsbald auch Reinhard Fehling und dirigierte "Die wilde 7".
 
"Can't Cage the Song" - Fehling stellte den Bezug her, zunächst mit Hinweis auf ein Lied aus Rumänien, in dem betont wird, dass ein Lied nur dann von Freiheit singen könne, wenn es frei sei. Harry Belafonte aber war es, der anlässlich der Aufnahme Pete Seegers in die Rock'n'Roll Hall of Fame sagte: "You can cage the singer, but you can't cage the song". Und doch / und deshalb Utopie - so auch in der Einleitung, dem ersten Abschnitt des Programms: "Abgebrannt"; dazu nur ein Song: Rio Reisers "Zauberland", worin es heißt, dass das (utopische) Zauberland einerseits abgebrannt sei, andererseits der Traum davon noch irgendwo lichterloh brenne. Fehlings Chor "Die Letzten Heuler" kamen zwar gleich gut in Fahrt, der Sopran war jedoch eingangs ziemlich hohl und brauchte etwas Zeit, einige Verse, um die bekannte Kraft und Ausdrucksfülle zu erreichen.
 
Schon im zweiten Abschnitt "Über..." (gemeint ist hier die Überfahrt bzw. der Überflug von hier nach dort) war der Chor bestens in Ausdruck und Abstimmung. Michael Kamp war als Solist aktiv, zunächst mit Rio Reisers "Übers Meer und Wiedersehen"; sowohl Kamp als auch der Chor engagiert, kraftvoll und gut miteinander abgestimmt. In niederländischer Originalsprache (Michael Kamp ausgezeichnet im Vortrag) dann  "Over de Muur" von Jekkers/Smit, ein "unaufgeregter Blick auf ein geteiltes Deutschland", wie Reinhard Fehling konstatierte. Ralf van Nek brachte ein brillantes Solo. Die von West nach Ost und umgekehrt fliegenden Vögel "flogen" in hohen Lagen (Chor) traumhaft über dem Sologesang.
 
"Dies und das" war geprägt durch Pete Seegers "A little a' this 'n' that" (von Reinhard Fehling deutsch nachgedichtet: "Bissken von dem und dem"). Seeger ist für Fehling von großer Bedeutung (so groß, dass er ihn für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen gedachte), er sieht in ihm einen Protagonisten für "inklusives Singen". Die Utopien, die die Oma in dem Song vermittelt, verkleidet Fehling in einem marschähnlichen Voranschreiten - bewusster Gegensatz oder offensives Voranbringen derselben?
Dann Joni Mitchells oft gecoverter Song (auch von Seeger und Belafonte) "Both Sides Now", ein Solovortrag von Karola Felstow, nur noch mit Martin Klausmeier an der Gitarre. Ihre klare, warme, durchdringende Stimme erwies sich als bestens für eine herausragende Interpretation. 
Und schließlich unter "Dies und das" ein Treffen zweier Züge, zweier Lieder. "This Train" (Guthries "This Train is bound for Glory" und "Rock Island Line" in der Fassung Lonnie Donegans). Malte Hinz und Julien Cirkel waren für Gesangseinlagen zuständig, Ralf van Nek für ein bissken Storytelling - alle machten ihre Arbeit hervorragend; so vor allem auch der Chor - die Züge! Kompositorisch schaffte es glänzend, beide Songs/Züge zusammenzubringen. Man hörte beide auch beim Treffen deutlich für sich heraus!
 
Dann "Junge Köpfe" als neuer Abschnitt, beginnend mit Tom Waits' "Martha" - Michael Kamp bemühte sich, die abgrundtiefe Stimme Waits' nachzuahmen - na ja! Das konnte kaum gelingen, war aber auch nicht nötig: Kamp brachte dieses außergewöhnliche Liebeslied auf eigene, unverkennbare Art sehr gut. "Die letzten Heuler" bei den Refrains waren bei den Refrains traumhaft und stabil unisono.
 
Es folgte Katie Meluas "Sailing Ships from Heaven", sehr betont und stark von Julia Treinies vorgetragen. Beide Lieder berührten sehr in diesen Interpretationen bzw. in den Fehlingschen Einrichtungen.
 
Von Ernst Molden und Willy Resetarits danach das "Lied übers Losziehn", von Kamp mit österreichischem Dialekt gebracht, war eine beste Hommage an Resetarits, der von Fehling ebenfalls sehr bewundert wird. Die Gebundenheit, Einheitlichkeit und glänzende Schönheit des "Heuler"-Gesangs hierbei verlangt nach einer besonderen Hervorhebung.
 
Vorletzter Beitrag war "The Little Tin Soldier", angelehnt an Andersens Märchen, bekannt gemacht von Donovan. Fehlings Einrichtung bewirkte ein gleichzeitiges melancholisches Strahlen, das der Chor nahezu triumphartig zum Ende führte.
Schließlich "My Hometown" von Bruce Springsteen, gesangssolistisch von Malte Hinz ausgeführt, wiederum ausgezeichnet. Und so endet der Abschnitt mit einem Niedergang (einer Stadt, jedoch symbolisch für mehr als das, was Probleme der Gesellschaft betrifft). Mir erscheint dieser Song allerdings geeignet, ihn auch für Chor einzurichten.
 
Der letzte Abschnitt "Alte Hüte" nahm zunächst Bezug auf das aktuelle Wiedererstarken rechter Kräfte: Erst mit Theodor Kramers "Winterhafen". Der Solist Stanislav Voznesensky, ein ukrainischer Freund aus Cherson, erwies sich geradezu als Entdeckung: Atemberaubende Stimme mit hier optimal passendem leichtem Akzent, sehr engagiert im Vortrag. 
 
Zweites Werk: Degenhardts "Wölfe mitten im Mai" - die instrumentale Einleitung so angelegt, dass sie schon nichts Gutes verheißt! Zum Ende hin hat Fehling seine charakteristischen Techniken des "Mehr", der Erweiterung, mehr als deutlich angewendet, wodurch eine starke Betonung der Verse erreicht wird. Besonders spannend: in den allerletzten Versen wird zeitweilig "entschleunigt", das Tempo vorübergehend reduziert - und noch mehr akzentuiert.
 
Von beiden Liedern stark abweichend "Aliénation - Hankeni uf" des elsässisch-alemannischen Liedermachers André Weckmann: Besonders drastisch in der Wortwahl, um aufzurütteln, um "wach zu machen" - vielleicht auch etwas resigniert ob der Tatsache, dass die Mehrheit der Bevölkerung sich nicht wehrt gegen drastische Umweltzerstörung. Als Clou waren Plakate gegen das Atomkraftwerk Wyhl aufgestellt, gegen dessen Errichtung Weckmann protestiert bzw. Lieder geschrieben hat. Die letzte Strophe trugen Solist Michael Kamp und der Chor fast gebetartig - langsam und betont - vor. 
 
Das Programm schloss mit Louis Fürnbergs "Wer nicht den Mut hat". Dieses Lied war bereits im letzten Programm erklungen, die jetzige Wiederholung programmatisch und auch sonst mehr als passend, schon weil es eines der eingängigsten und in meinen Augen schönsten Lieder von Reinhard Fehling ist.
 
Ganz am Ende eine Vertonung Fehlings von Eichendorffs "Schläft ein Lied in allen Dingen", um das Publikum zu beteiligen - im Kanongesang. Und es gelang Fehling, hier ein passables Ergebnis zu erzielen. Auch geriet das Lied - nicht nur bei mir - zum Ohrwurm, wie man beim Rausgehen bemerken konnte...
 
Gesamtfazit: Ein Mammutprogramm, wie sich auch in der aufsatzartigen Rezension zeigt... Entschuldigung! Aber an sich gibt es gar nichts entschuldigen, denn steigt man ausführlich in die Interpretation ein, bringen Musik und Text gleichermaßen so viel Bedenkenswertes - metaphorisch wie direkt. Und das ist eine klare Absicht von Reinhard Fehling, der wiederum Großartiges mit diesem Programm geschaffen hat. Alle Beteiligten - auch Heike Prochnow als Moderatorin samt Zwiegesprächen mit Fehling - bewirkten mit musikalischen und sprachlichen weitestgehenden Perfektionen (beste Einrichtungen, Interpretationen, Hörbarkeiten) zweifellos einen unvergesslichen Abend. Alles lief letztlich hinaus auf Freiheiten inklusive der Utopie, der Option einer weitergehenden Freiheit. Jedoch wurde auch klargemacht, wo Gefahren für die Freiheit bestehen. Im Endeffekt bleibt aber die Utopie einer besseren Zukunft - die Richtung hat Reinhard Fehling dazu in Grundzügen, aber mit Eminenz, aufgezeigt.