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Kulturkreis Kamen nimmt Begriff "Freiheit" die Selbstverständlichkeit

am . Veröffentlicht in Kultur

zeitzeichen519AGDr. Heinrich-Wilhelm Drexhage und Klaus Holzer vom Kulturkreis Kamen brachten ihrem Publikum den allzu inflationär gebrauchten Begriff "Freiheit" näher. Foto: Alex Grün für KamenWeb.de

von Alex Grün

Kamen. Was ist Freiheit? Diese Frage nahmen am Donnerstagabend Klaus Holzer und Dr. Heinrich-Wilhelm Drexhage im Rahmen einer Vortragsveranstaltung des Kulturkreises Kamen vor rund 30 Zuhörern im Haus der Stadtgeschichte unter die Lupe. Der Berliner Mauerfall diente dabei als thematischer Aufhänger.

"30 Jahre Mauerfall - Freiheit, die ich meine?" - kein Zufall, dass der Titel der mittlerweile 15. Veranstaltung in der Reihe "Zeitzeichen" des Kulturkreises Kamen skeptizistisch als Frage formuliert war. "Freiheit" - ein Begriff, der in der Sprache unserer Zeit nicht nur selbstverständlich, sondern geradezu inflationär gebraucht wird, obwohl sein Ursprung alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Der Mauerfall von 1989, das Ergebnis einer jahrzehntelangen Sehnsucht nach einem freien Leben, steht für Klaus Holzer sinnbildlich für die Macht, die hinter dieser so banal erscheinenden Begrifflichkeit steht. Zwischen 1949 und 1961, erinnert Holzer, seien bereits rund 30.000 meist gut ausgebildete Menschen aus der DDR in den Westen geflohen, die ruinösen Wechselkurse trugen ihren Teil zur Republikflucht bei. Seit Walter Ulbrichs legendärer Mauer-Lüge 1961 bis zum Ende des DDR-Regimes flohen 180.000 Menschen aus dem Staat, der für sie ein Gefängnis war. Zwischen 130 und 269 von ihnen, so die Schätzungen, verloren bei der Flucht an der Grenze ihr Leben - ein weiteres Beispiel für die Mächtigkeit des Freiheitstriebes, ebenso wie die Montagsdemos rund um die Leipziger Nikolaikirche, von der die unblutige Beinahe-Revolution ausging. Wie so ziemlich alles Erstrebenswerte hat aber auch die Freiheit ihre Schattenseiten: "Die Freiheit besteht in erster Linie nicht aus Privilegien, sondern aus Pflichten", lautet etwa Albert Camus' kritisches Freiheitsbekenntnis, der, ebenso wie die anderen sieben Autoren der Stelen-Zitate im Sesekepark, unter die Lupe genommen wurde. "Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren" - dieses Stelen-Zitat von Benjamin Franklin ist für Holzer "das aktuellste von allen", weil die Abwägung der Präferenz zwischen Sicherheit und Freiheit vor allem im Zuge der wachsenden Anzahl der Sicherheitsgesetze seit den Tagen des RAF-Terrors in den Siebzigern bis zum Anschlag auf dem Breitscheidplatz enorm schwierig geworden sei. Einen kultur- und ideengeschichtlichen Bogen in die Antike schlug anschließend Historiker Heinrich-Wilhelm Drexhage, der den altgriechischen Philosophen Perikles in der Mitte des ersten Jahrtausends vor Christus als maßgeblichen Schöpfer des Freiheitsbegriffs sieht. Die Entstehung der "Polis" als selbst verwaltende, autonome Bürgergemeinde sei der Schlüssel zum antiken Freiheitsbegriffs, der sich durch die Jahrhunderte weiterentwickelte und dabei, bedingt durch verschiedene gesellschaftliche Entwicklungen, in der westlichen Welt ganz unterschiedliche Formen angenommen habe und dabei doch einen gewissen Grundkonsens enthalte. Auf dem Terminkalender des Kulturkreises Kamen steht als nächstes die Jahreshauptversammlung am Samstag, 8. Juni, um 17 Uhr, im Haus der Stadtgeschichte.