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"FkL" nimmt Abschied: Wenn Else Kling noch Corona erlebt hätte

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kultur

fklAM PDer FkL im Heiligen Gral - Besuch in Köln-Bocklemünd. Foto: Privat

Lindenstrasse7 F1758 Lindenstraße, Folge 1.758, "Auf Wiedersehen", am Sonntag (29.03.20) um 18:50 Uhr im ERSTEN. Die letzte Klappe in der fast 35-jährigen Geschichte der Lindenstraße fiel am 20. Dezember 2019. © WDR/Steven MahnerKamen. (am) Abgesehen von der Tagesschau, gibt es im deutschen Fernsehen kaum was Zäheres als die Lindenstraße. Wenn an diesem Sonntag (29.03.2020) die letzte Folge - die 1758. - in der ARD läuft, guckt auch der Kamener Freundeskreis Lindenstraße (FkL) zu. Jochen Büttner, Peter Büttner und Andreas Milk hatten ihn 1989 gegründet, im Lokal Kümper an der Bahnhofstraße. Denn in Kneipen entstehen die besten Ideen. Die allerbeste war dann, einen Bürgerantrag an die Stadt Kamen zu richten: Die Lindenallee in Methler möge doch bittesehr umbenannt werden in Lindenstraße. Weil selbst allerbeste Ideen manchmal scheitern, heißt die Allee halt heute immer noch Allee. Aber der damalige Bürgermeister Werner Berg ließ zum Trost ein Sektfrühstück springen. Er blieb dafür bis zu seinem Tod FkL-Ehrenmitglied.

Die Herren Büttner, Büttner & Milk wiederum schafften es in den Heiligen Gral - sprich: nach Köln-Bocklemünd. Dort wurde die Kultserie produziert. Dem Kamener Trio gelang es im Herbst 1990, sich als Statisten engagieren zu lassen. Das Ergebnis ist in Folge 263 mit dem Titel "Abschied" zu sehen. Jochen Büttner und Milk wuseln mit einem Tannenbaum auf den Schultern durch die Szenerie - Peter Büttner, dem für den Dreh eine schmucke Polizeiuniform verpasst worden war, ist dagegen in der fertigen Episode nicht zu sehen. Schnöde rausgeschnitten! Ein Trauma, das bis heute nachwirkt.

Noch jahrelang gab es allerhand mehr oder weniger blödsinnige Aktionen des FkL - etwa eine Plakatierung zur Bundestagswahl: Wählt Gung! Genützt hat es dem freundlichen Vietnamesen nichts. Egal. Seriöse Medien ("Hellweger Anzeiger", "Weser Kurier") und weniger seriöse ("Bild") berichteten über FkL-Umtriebe. Im Oktober 1991 meldete sich der Fachbereich Kommunikationswissenschaften der Freien Universität Berlin, namentlich eine Frau mit dem lindenstraßentauglichen Namen Eva Schabedoth, bei den FkL-Aktivisten: Sie forschte zum Stellenwert der Fernsehunterhaltung im Alltag und hatte Fragen. Natürlich bekam sie Antworten.

Im Januar 2005 ließ sich Kamens Bürgermeister Hermann Hupe als Ehrenmitglied im FkL aufnehmen - laut unbestätigten und leider auch unwahren Gerüchten sah er dies als Höhepunkt seiner Laufbahn. Lindenstraßenerfinder Hans W. Geißendörfer sandte ein Grußwort. Und jetzt ist eben Ende. Der FkL versammelt sich ein letztes Mal vor dem Bildschirm - natürlich nicht im selben Raum, wegen Corona.

Apropos: Gäbe es in Deutschland noch eine Autorität wie Else Kling - das dämliche Virus wäre längst weg vom Fenster.