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„Hot’n Nasty“ rockt die Heerener mit handfestem Blues – und vielen Geschichten

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kultur

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von Katja Burgemeister | Fotostrecke >>>

Kamen-Heeren-Werve. Warum das Heerener Feuerwehrgerätehaus nicht aus allen Nähten quillt, wenn Blues der besten Kategorie geboten wird, bleibt ein Rätsel. Zumal schon lange vorher beim Warmsingen nicht zu überhören war, dass hier die erste Liga aufspielt. Die unfassbare „Röhre“ von Robert Collins schlängelte sich mühelos an allen Hauswänden vorbei und war sogar noch im weiter entfernten Heerener Holz klar und deutlich zu hören. „Hot’n Nasty“ hätte mehr verdient als die eingeschworene Bluesgemeinde zum 15. „blues time 20:22“ in der Summer Life-Reihe.

Zumal das Quartett, das 2020 den German Blues Award als beste Band in die inzwischen lange Reihe von Preisen stellte, schon zwei Mal zu Gast war. Damals noch im Natursteinwerk Otto mit deutlich mehr Zuhörern. Am Freitag war es sogar ein kleines Jubiläum für die blues time: Zum 15. Mal gab es im wahrsten Sinne „richtig was auf die Ohren“, wie es Organisatorin Marina Petersen formulierte. Seit 15 Jahren mit hochgradig guter Qualität. Und: Die Akustik im Feuerwehrgerätehaus ist eine ganz besondere. Die Tontechniker haben zwar eine ganze Menge Arbeit, um den Sound aus den Rolltoren heraus zwischen den aufgewickelten Absaugschläuchen hindurch auch glasklar ins Freie zu bekommen. Die Atmosphäre mit den Spinden und Feuerwehrhelmen im Hintergrund ist dafür auch einzigartig.

Ganz zu schweigen von der Musik, denn die ist bei „Hot’n Nasty“ pur und rundherum handgemacht. Gitarrist Malte Triebsch schickt mit den ersten Klängen nicht einfach nur den Gänsehauteffekt reihum. Wenn er mit geschlossenen Augen richtig reingreift in die Saiten, bleibt selbst den eingefleischten Blues-Fans der Mund offenstehen. Er gibt seit einiger Zeit auch die Texte vor, an denen Sänger Robert Collins mitfeilt. Da fließen auch Seitenblicke auf Politik und Weltgeschehen mit ein, „und natürlich eigenes Erleben – davon gibt es so einiges Verrücktes, wenn wir unterwegs sind“, sagt er. „Die Coronazeit war wirklich schwierig, einige Bands sind gestrandet. Wir sind noch da und wirklich froh, auch vor einer übersichtlichen Schar von Fans zu spielen, die mit uns eine gute Zeit haben.“

blues822 KB014Foto: Katja Burgemeister für KamenWeb.deDeep Purple, Led Zepplin: Das sind die Einflüsse, die die Band in eine eigene unverwechselbare Sprache übersetzt. Das Mikro steht dabei auf einem selbstgemachten Ständer aus simplem Multiplex-Holz. Ebenso unverwechselbar. Denn Sänger Robert Collins ist eigentlich gelernter Tischler. Er spielt in mehreren Bands, mit unterschiedlichen Musikrichtungen. Zum Blues kam er durch einen Anruf von Malte Triebsch – „ohne jede Vorahnung“, erzählt er lachend. Davon ist nichts mehr zu hören.

Nicht alle kamen „nur“ wegen dem Blues. Heimo und Suse kamen vor allem, weil „Hot’n Nasty“ sie vor 21 Jahren zusammenbrachte. „Eine Freundin nahm mich mit in die Kneipe ‚Legende‘. Mit Blues hatte ich bis dahin gar nicht viel zu tun“, erzählt Suse. „Die Band war so großartig, wir feierten vor der Bühne, tanzten, sangen mit. Neben mir ein Mann, der mir wirklich gut gefallen hat.“ Natürlich sind sie 21 Jahre später wieder dabei. Dafür sind sie mit dem Bus aus Unna gekommen. Ein T-Shirt haben sie sich auch gekauft. Denn schließlich gab es kürzlich auch noch die passende Hochzeit zur Blues-Liebesgeschichte.

Und noch eine Geschichte hatte die 15. blues time zu bieten. Es war die letzte für Marina Petersen. Sie organisiert diesen Teil des Kamener Kulturlebens schon seit 13 Jahren, ist seit den 90-er Jahren bei der Stadt beschäftigt, zunächst im Jobcenter. „Die Kultur hat mir einfach immer wahnsinnig großen Spaß gemacht. Recherchieren, die besten Bands und Theaterstücke auswählen, anhören, besuchen, anrufen, organisieren. Es ist einfach ein Traumjob“, sagt sie. „Es wird mir fehlen“, ist sie sich sicher. Auch wenn sie als Rentnerin alles entspannt von der anderen Seite genießen kann.

Viel Engagement steckt auch hinter den Kulissen in der blues time. Die Feuerwehr räumte mit einem ganzen Team von gut 15 Helfern schon lange vorher das ganze Feuerwehrgerätehaus aus, stellte die Fahrzeuge an die Straßen drumherum, baute Tische und Bänke und den Getränkeausschank auf, half den Tontechniker, bediente am Ende die Gäste. Eine großes Gesamtleistung „auch für das gesellschaftliche Leben hier im Ortsteil“, wie es der Vorsitzende des Kulturausschusses, Daniel Heidler, formulierte. Denn die blues time ist Teil der Sommerveranstaltungen, die allen Kamenern, „die zuhause geblieben sind“, etwas richtig Gutes bieten. Von einem engagierten Team in der Kamener Kultur, das gerade einmal vier Leute umfasst und in der Coronazeit mehr als nur ein paar Probleme zu bewältigen hatte. Fotostrecke >>>