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Männer sind das Übel dieser Welt – großartiger Satireabend mit Tobias Mann

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kultur

Mann 5 523wolTurbulente Soloshow: Tobias Mann in der Konzertaula.

Kamen. (wol) Es ging auch und vor allem um Männer – wenig überraschend, wenn der Kabarettist Tobias Mann in der Konzertaula zu Gast ist. Doch diese Welt ist für ihn ohnehin aus-überrascht. Ein klein wenig Grönemeyer-Parodie, vor allem aber zweieinhalb Stunden lang Tobias Mann mit vollem Körpereinsatz, musikalischem Können und einem auf das Publikum niederprasselnden Platzregen aus Wortakrobatik und klugem Witz. Am Ende hatte der Satiriker und Musiker die Kamener komplett in seinem Bann.

Es geschieht nicht so häufig, dass das Publikum in der Konzertaula lautstark singend den Refrain übernimmt. Am Ende standen die Konzertaulabesucher geschlossen applaudierend und wollten auch nach diesem Kabarett-Marathon gern noch mehr. Tobias Mann war schnell in Fahrt gekommen und legte zeitweise ein Sprechtempo vor, das Dieter Thomas Heck beeindruckt hätte.

Mann 7 523wolSelbst bösartige und depressive Lieder brachte der Kabarettist fröhlich rüber, auch sich selbst am Flügel begleitend. Dabei entschuldigte sich Mann gleich zweifach. Angesichts dieser außer Rand und Band geratenen Gesellschaft glaubten manche, es gebe ja massenhaft Stoff für Satiriker. Doch wenn Politiker sich schon selbst völlig überzeichnen, gebe es für ihn nicht mehr viel zu tun. Und in dieser komplexen Gegenwart sei es schwer Position zu beziehen. Es auch nicht genau zu wissen sei für ihn inzwischen zur Tugend geworden, für die er wortreich warb. „Es ist alles gesagt, und zwar von allen“, sang Mann.

Natürlich fand der Akteur einer temperamentvollen Soloshow dennoch genug zu sagen und zu überzeichnen. Lindner, Kubicki, Wissing, Scheuer, Merz, Söder, immer mal wieder Scholz und eher mitleidig sympathisierend Habeck nahm er aufs Korn. Universaldilettanten mit unbegründetem Selbstbewusstsein, aufgereiht zu einer „Polonaise des Grauens“, beschrieb er. Als Vergleich für den Kanzler fiel ihm eine Energiesparlampe früher Generation ein, die ja lange brauchte, bis sie endlich leuchtete.

„Männer sind das Übel dieser Welt“ sang Mann und meinte dabei nicht nur den Politiker-Reigen sondern auch Kriegstreiber in Gegenwart und Vergangenheit. Fifa, DFB und Vatikan waren für ihn klare Nachweise solchen Übels. Dass es zum Beispiel mit der ehemaligen Verteidigungsministerin auch mal eine Frau auf seine Satireliste schaffte, war eher kein Gegenbeweis. An den Schuhen habe es dabei ohnehin nicht gelegen.

Anwesende nahm Mann von seinem Etikett für alle Männer zwar aus, das aber gewollt wenig überzeugend. Es werde zwar gedacht, aber oft falsch, attestierte er. Mehr Nach- und Überdenken, rät Mann. Überdacht aber würden bei uns vor allem Autostellplätze, ließ er sich auch mal zu einem Kalauer hinreißen.

Allgemeine Lebens- und Sterbehilfe stand mit auf dem Programm. Klimakleber wurden nicht ausgespart aber auch das Alter fand Platz. Vergesslichkeit und das Nachts-aus-dem Bett-müssen seien keine sinnlosen Altersleiden sondern von der Natur so eingerichtet, damit wir alle genug Bewegung bekommen. Hingerissen reagierte das Publikum, selbst wenn es bitterböse wurde und scheinbar depressiv. Selbst die gesungene Aufforderung „Komm, wir geben auf“ kam fröhlich daher. Ein großartiger Satire-Abend!

Mann 4 523wolAuch musikalisch begeisterte Tobias Mann mit frechen Liedtexten und gekonntem Gitarrenspiel.