Da muss ein Staubsauger ran – Manfred Maurenbrecher bot im JZ West feinen Wortwitz

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kultur

Maurenbrecher 1: Viel zu sagen und zu singen hatte Manfred Maurenbrecher bei seinem Auftritt im JZ an der Lüner Höhe.Maurenbrecher 1: Viel zu sagen und zu singen hatte Manfred Maurenbrecher bei seinem Auftritt im JZ an der Lüner Höhe.

Leicht missmutig fabulierte Maurenbrecher über Weltschmerz und den Stein im Schuh.Leicht missmutig fabulierte Maurenbrecher über Weltschmerz und den Stein im Schuh.Kamen. (wol) Er passt vielleicht irgendwo zwischen Wolf Biermann und Tom Waits, vielleicht auch Randy Newmann und Leonard Cohen – Manfred Maurenbrecher selbst versteht sich wohl als Geschichtenerzähler am Klavier. Und genau das tat er auch im Jugendzentrum West an der Lüner Höhe.

Klar politisch wird Manfred Maurenbrecher eher selten. Zum Ukrainekrieg und der russischen Behauptung, das Nachbarland vom Faschismus reinigen zu wollen, hat er aber schon eine klare Antwort. Wenn Pazifismus Ausrede wird, um nichts zu tun, ist das wohl nicht sein Ding. Auch zu „Herrn Höcke“ und „Alice“ und der Frage, was denn ganz normale demokratische Prozesse sind bezieht er Stellung. Aber eigentlich beobachtet er lieber „Die Nachbarschaft“ oder fabuliert ganz wunderbar über den Stein im Schuh und den großen Weltschmerz.  

Im JZ an der Lüner Höhe tat er das in eher familiärer Atmosphäre. Liedermacher sind scheinbar ein wenig out, wenn sie nicht rappend daherkommen. Manfred Maurenbrecher aber bleibt jahrzehntelanger persönlicher Tradition treu. Der Berliner hat schon unzählige Lieder herausgebracht, solo oder mit musikalischen Freunden, auch mal im Umfeld der einstigen Erfolgsband Spliff. Dass er so populär aber nicht wurde, ist ihm laut eigenem Bekunden aus heutiger Sicht auch ganz recht. Man glaubt ihm das Vergnügen daran, auch vor wenigen aber sehr aufmerksamen Zuhörern zu agieren und auch dort noch eingeforderte Zugaben zu liefern.

Der studierte Germanist mit Doktortitel lässt seinem Wortspiel gerne freie Bahn. Manchmal ist schwer zu klären, was er gerade so ganz genau meint. Wenn er über ein Fahrrad singt, kann sich auch die Frage aufdrängen, ob er gerade sich selbst ironisiert oder sein Publikum nicht ganz ernst nimmt.  Mal fordert er kritisch im Blick auf unsere Welt „Da muss ein Staubsauger ran“ mal gibt er sich mehr oder weniger verständnisvoll bei „Menschen machen Fehler“.

Im Grunde lässt er Deutungen freien Raum: Gelegentlich fliege ihm auch mal ein Text zu, dessen Bedeutung ihm selbst nicht klar sei, so Maurenbrecher. Wie auch immer, sein Abend im JZ war etwas zum Genießen und Nachwirken lassen.

Gekonnt begleitet der Liedermacher sich selbst an den Tasten.Gekonnt begleitet der Liedermacher sich selbst an den Tasten.