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„Nachts entschleunigt das Herz der Stadt“ - über die neue Bilderserie von Stephan Tischmann

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kunst & Gestaltung

tischmann1120 1„Nachts entschleunigt das Herz der Stadt“ - über die neue Bilderserie von Stephan Tischmann - https://instagram.com/stephantischmann_fotografievon Julian Eckert

Kamen. Der Kamener Fotograf Stephan Tischmann widmet seine neue Bilderserie „Nachtwächter II“ der Toleranz, der unter Corona leidenden Kultur und verschiedenen Kamener Orten. In neun Bildern erzählt er die Geschichte junger Menschen zwischen 23:52 Uhr und Mitternacht.

Die neue Bilderserie „Nachtwächter II“ wurde, ebenso wie die erste Serie 2017, ausschließlich in Stephan Tischmanns Heimatstadt Kamen aufgenommen. Mit ihr will der Fotograf einen Zusammenhang zwischen Toleranz und der unter der Corona-Pandemie leidenden Kultur abbilden. „Der Bezug zu Corona wird durch die Masken im Bild verdeutlicht“, so Tischmann. „Auch diese Pandemie sollte uns als Menschen nicht untergehen lassen, sondern jeden Einzelnen dazu ermutigen, Verantwortung für sich, seine Familie und andere Menschen zu übernehmen.“

Corona prägt auch die Bilderserie

Seit dem ersten bekannt gewordenen Corona-Fall am 1. Dezember 2019 ist bereits fast ein Jahr vergangen. „Wenn man sich zurück erinnert, wie viele Umstellungen es in dieser Zeit gab, wünscht man sich teilweise die Leichtigkeit der Vorjahre zurück“, erzählt der Fotograf. Trotz der Umstellungen, der Tatsachen und Neuerungen, die uns seit der Zeit alle bewegten, sei eines gleich geblieben: „Prinzipiell sind es immer noch dieselben so im Stadtbild verteufelten Menschen, die Nachts durch die Straßen ziehen.“ Diese bilde er an.

Junge Menschen, Masken und Rauch

Die Bilderserie zeigt junge Menschen zur Nachtzeit an verschiedenen Kamener Orten. Neun Bilder stehen für die Minuten zwischen 23:52 Uhr und 00:00 Uhr. Jedes Bild ist mit einer kurzen Geschichte versehen, in der es um die Ereignisse in der jeweiligen Minute geht.

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Um 23:53 Uhr heißt es etwa: Es sind die Schlaflosen, die verhassten und verirrten der Stadt, die Jugendlichen: Der Nachbar der bis spät in die Nacht arbeiten war und wieder einmal viel zu laut die Flurtreppe hinauf läuft. Die junge Frau von gegenüber, die seit Wochen auf Grund ihrer Arbeitslosigkeit von Existenzängsten geplagt ist. Der Mann der mitten in der Nacht seine letzte Zigarette des Tages raucht um seinen Kopf von den Alltagsproblemen zu lösen kurz bevor er sich umdreht, die Tür hinter sich öffnet und zurück in seine Wohnung geht. Der Mann der bis tief in die Nacht am Schreibtisch sitzt und seine Gedanken kreisen lässt. Die Menschen zu dieser Zeit wirken meist düster, finster teilweise sogar bedrohlich obwohl sie genauso Mensch sind wie jeder andere auch.“

Die Minute um 23:56 Uhr gehört dem Herz der Stadt. Zu diesem heißt es: „Man hört es Tagsüber laut schlagen, sieht es sich Bewegen und spürt die Nähe und Geborgenheit. In der Nacht beginnt es zu ruhen, es entschleunigt und lässt die Aufregung des Tages hinter sich, es hüllt sich in ein ruhiges dunkles Gewand das sich wie ein Schleier auf den Boden der Tatsachen niederlegt und seine schwierigsten Seiten zeigt, es bietet Platz für all Diejenigen die die Einsamkeit suchen, die Stille genießen und die Beobachtung scheuen.“

Menschen nicht nach ihrem Aussehen beurteilen

„Nachtwächter II“ ist Tischmanns zweite Bilderserie seit 2017, in der es um Toleranz und einen Blick „hinter die Fassade“ geht. Der Kamener Stephan Tischmann sagt über seine neue Bilderserie, man solle Menschen nicht nach ihrem Aussehen, ihrer Hautfarbe oder Religion beurteilen. „In erster Linie sind wir alle Menschen.“ Vielleicht seien es genau diejenigen Menschen, die etwas bedrohlich wirkten, die einem irgendwann zur Seite stünden, einen Unfall verhinderten oder „nur ein Lächeln im Vorbeigehen schenken.“ Gerade in der Zeit, in der viele Menschen immer rauher im gegenseitigen Umgang würden, sei es für ihn persönlich „sehr wichtig, aufzuzeigen, dass man nicht zu schnell urteilen sollte.“

Archiv: Strahlende Lichter, unheimliche Orte, Stille und Ruhe