Tour durch die offenen Ateliers öffnet den Blick auf die vielseitige Kamener Kunstwelt

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kunst & Gestaltung

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von Katja Burgemeister | Fotostrecke >>>

Dass man bei einer Kunsttour Armin Müller-Stahl, Joseph Beuys, Edgar Allan Poe und Degas in einem Zug mit goldenen Bärchen auf alten Mauern, flanierenden Chinesinnen und tanzenden Elfen begegnen kann, haben Kunstkenner längst vermutet. Die Offenen Ateliers führten es am Wochenende allen vor Augen, die jede Station besuchten und sich das alles zuvor nicht recht vorstellen konnten.

Kreuz und quer durch die Stadt führte der Weg mit der von den Gästeführern angebotenen Radtour. Sechs Teilnehmer inklusive Vierbeiner nutzten am Samstag das einigermaßen stabile Sommerwetter und mussten zunächst gar nicht erst in den Sattel steigen. Die erste Kunststation war direkt am Startpunkt am Alten Markt. In der Galerie Zeitlos begrüßte die Besucher gleich ein Werk von Armin Müller-Stahl: Die Beatles-Köpfe schauten in verschiedene Richtungen und standen auf dem Boden, denn es gibt hier gleich einige Produkte aus dem Schaffen des Multitalents. Direkt neben knalliger Popart und abstrakten Werken.

Im Kunsthaus Kasper einige hundert Meter weiter war ebenfalls jeder Winkel mit Kunst gefüllt: Skulpturen, Malereien, Objektkunst, Installationen. Sogar auf dem Dach des ehemaligen Pfarrhauses glänzte ein goldener Bär in der Sonne, während im Garten Krokodil und springende Menschen aus Stahl Patina ansetzten. Hier erkannten die radelnden überrascht Kunstentdecker, dass Joseph Beuys nebenbei auch ein Poet war. In den aktuellen Werken von Reimund Kasper verschmelzen seine Worte mit abstrakten Szenen – direkt neben seinem Porträt.

OffeneAteliers Steelvoll2 821KBEinige Kilometer mussten bis Heeren-Werve absolviert werden, bis sich im Atelier von Rosi Grönhagen eine ganze Bandbreite verschiedener Maltechniken offenbarte. Zeichnungen, Aquarelle, Ölkreide zaubern hier mal gegenständliche Welten und mal abstrakte Fantasiestädte auf die Leinwand. Gestärkt mit Kuchen und Kaffee wartete bei Eva Simmet ein Atelier der besonderen Art. In einem ehemaligen kirchlichen Kindergarten und Haus für die Altenarbeit verwirklicht die studierte Diplom-Designerin seit 11 Jahren ihren Traum. Kurse und Workshops gibt sie hier, schafft aber auch Modedesign nicht nur als Gemälde, sondern auch als Handtaschen für Bräute. Direkt daneben hängen Federn an gemalten Fäden, sitzen Frösche auf Blättern und ist der Globus in einer ganz eigenen Perspektive festgehalten.

Auf dem Weg zurück nach Kamen gab es eine spontane Rast an einem Acker, auf dem sich unzählige Störche in den frischen Furchen versammelt hatten, die gerade ein Trecker direkt neben der Seseke zog. Ein fast künstlerisches Spektakel der natürlichen Art. Natürlich waren auch die Materialien, die im Atelier Steelvoll den Stahl in unterschiedlichster Form in sich aufnahmen. Tische und Möbel aus ungewöhnlichen Holzarten, beleuchtet von Lampen, in die sich komplette Fahrräder verwandelt hatten. Riesige Stahlskulpturen standen im Garten, mit einer überdimensionalen Feuerschale in der Mitte.

Geballte Kunst wartete an der letzten Station im Haus der Stadtgeschichte auf die Kunstradler. Gleich fünf Künstlerinnen und Künstler hatten hier ihre Werke nicht nur auf Tischen, sondern auch an den Wänden ausgebreitet. Insekten, die überlebenden Fassaden von Notre Dame und illustrierte Szenen von Poe bildeten hier eine spannende Symbiose mit heiteren und bunten „Schmetterfanten“, Turbinen, Rohren und zerschnittenen Kabeln aus verlassenen Bergbaugebäuden, Blumen-Stillleben oder abstraktem Obst.

Eine spannende Tour, die zum Glück den wieder steigenden Zahlen von Corona-Fällen trotzte. Und auch dem Wetter, denn die prophezeiten Regenschauer hielten sich auch am Sonntag zurück. Das tat auch Not, denn die Kamener Ateliers öffnen nur alle zwei Jahre ihre Türen. Fotostrecke >>>

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