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Kamener Fotograf Stephan Tischmann veröffentlicht dritten und letzten Teil seiner "Nachtwächter"-Serie

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kunst & Gestaltung

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Kamen. (AG) Der Kamener Fotograf Stephan Tischmann hat jetzt den dritten und letzten Teil seiner Bilderserie "Nachtwächter" veröffentlicht, in der er eine ganze Nacht in seiner Heimatstadt zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens in Bildern und Worten beschreibt.

Dabei setzt er die Menschen in Szene, die in diesem Zeitraum auf der Straße unterwegs sind, ob es zur früheren Stunde der ganz normale Kneipengänger ist oder irgendwann später die Früh- und Spätschichtler auf dem Weg von oder zur Arbeit, Bahnpendler oder Obdachlose. Er beleuchtet dabei auch die einschlägigen, düsteren Ecken in der City, die die meisten Bürger als finster und bedrohlich empfinden, die den "Nachtjacken" indessen eher als Rückzugsort und Verweilmöglichkeit für die Dauer einer Zigarette oder einer Dose Bier auf ihren nächtlichen Touren dienen. In 90 Bildern erzählt Tischmann die Geschichten meist junger Menschen "from dusk till dawn", wobei seine Message nicht zuletzt der Aufruf zu mehr Toleranz gegenüber den Verlierern der Gesellschaft ist. Mit dem Abschluss der Trilogie veröffentlicht der 28-Jährige ein eBook zum Download auf seiner Website, in dem alle drei Teile in Wort und Bild enthalten sind. Hier einige Auszüge aus dem dritten Teil von Tischmanns Serie "Nachtwächter", der mit teils maskierten "Modellen" auch Bezug auf die Corona-Pandemie nimmt.

22.16 Uhr

Die Ruhe vor dem Sturm

Nach und nach verschwinden die Lichter in den Wohnungen und Häusern, während Laternen anfangen die leeren Bürgersteige mit Licht zu füllen. Allmählich beginnt die Gastronomie ihre Lokale zu schließen; die noch verbliebenen Menschen bewegen sich langsam Richtung Kneipen und Bars. Der Marktplatz fängt an sich zu füllen. In einer Seitenstraße bricht ein Kleid die Lichter der Laternen und spiegelt diese in den verschiedensten Farben wieder.

nachtwaechter 2 112122.32 Uhr

Die Nacht beginnt

Das Zischen der letzten, am Kiosk gekauften Dose durchbricht die Stille. Manchmal bedeutet dieses Geräusch Freude, manchmal Hass und ein anderes Mal ruft es förmlich nach einer Pause. Die Nacht scheint in der Sekunde stehen geblieben zu sein und sich eine Pause vom Alltag zu genehmigen, während auf der Parkbank gegenüber laute Stimmen diskutieren und im Vorbeigehen wachsame Blicke das Geschehen beobachten. Eine Flasche zerplatzt am Boden, eine hasserfüllte Stimme schallt in den Ohren. Ein Aufprall und eine Dose, die klirrend über die Straße rollt, besiegelt durch das Verstummen der Stimme.

00.40 Uhr

Das Glück liegt auf der Straße

Müde, abgeschlagen und doch noch immer auf den Beinen. Schon immer dafür bekannt gewesen weiter zu machen und durchzuhalten. Mit offenen Augen, die von tiefliegenden Augenringen gezeichnet sind, durch die Welt zu gehen. Versteckt hinter all den Irrtümern, niemandem etwas schuldig für das was es wert zu sein scheint. Kämpfend tragen seine Schuhe ihn über den Weg. Ein Weg gepflastert voller Hingabe, Schmerz, Leidenschaft und Opfer die erbracht werden mussten um dort anzukommen wo Rast, Stolz und das persönliche Glück den letzten Halt bieten.

01.12 Uhr

Die Geister die man ruft

Die Nacht baut sich auf und füllt jeden Winkel der Stadt mit Dunkelheit. Man sieht vereinzelt Pendler zum Bahnhof hetzten um den letzten Zug der Nacht erreichen zu können, ein Rucksack rutscht einem von ihnen beim Laufen immer weiter von der Schulter, bis auch er, den Rucksack nun in der Hand tragend, am Gleis ankommt, an dem der Zug in diesem Augenblick einzufahren scheint. Erleichtert hört man den Pendler aufatmen als er sieht, dass er den Zug noch erwischt. Der Mann verschwindet im Inneren des Zuges während ein lautes Zischen das Schließen der Zugtür begleitet. Der Bahnhof ist vielmehr die Schnittstelle der Stadt, dort wo die Möglichkeit besteht der Kleinstadt samt ihrer Fehler zu entkommen.

Ein kleines Licht im Treppenhaus des Parkhauses gegenüber bleibt völlig unbemerkt.

Die warme Glut der Zigarette bildet von außen einen winzigen Punkt. Die brennende Glut, ein tiefer Zug und ein Blick der den kompletten Bahnhof in Anspruch zu nehmen scheint.

Doch sollte man sich niemals zu sicher fühlen. Die Tür zum Parkhaus öffnet sich, angekündigt durch ein lautes Quietschen.

06.00 Uhr

Der gleiche Weg seitdem meine Beine mich tragen

Auf diesen Straßen machte ich meine ersten Schritte, sie sagen vergiss niemals wo du herkommst und auch diese Straßen waren es die mich immer wieder auffingen, die mich fallen ließen, mir halfen wenn guter Rat teuer war und sich damit auf ewig einen Platz in meinem Herzen erspielt haben.Bevor die Nacht sich langsam ihrem Ende neigt sieht man in den letzten Minuten der Dunkelheit Schritte die Straße Richtung Sonnenaufgang verlassen.

Zwei Straßen weiter fällt eine Brille zu Boden, dass Glas der Brille fängt beim Aufprall auf den Asphalt an Risse zu bilden bis es zerspringt, ein lautes Lachen, ein dumpfer Schlag und Schritte die sich entfernen, dass Einzige was am nächsten Tag zu sehen ist sind die zerbrochenen Gläser und ein verbogenes Gestell am Straßenrand.

Das eBook können sich Interessierte unter https://tischmannfotografie.wordpress.com/ebook/ herunterladen. Weitere Informationen zum Projekt gibt es bei Instagram unter https://www.instagram.com/stephantischmann_fotografie sowie bei Facebook unter https://www.facebook.com/StephanTischmannFotografie.

Archiv: „Nachts entschleunigt das Herz der Stadt“ - über die neue Bilderserie von Stephan Tischmann

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Strahlende Lichter, unheimliche Orte, Stille und Ruhe