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Künstler Reimund Kasper beschenkt Stadt mit zwei "Kingsize-Bildern" über die historische "Negerdorf"-Siedlung

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kunst & Gestaltung

kunstkasper0123AGBürgermeisterin Elke Kappen ist begeistert von den Werken "Negerdorf 1 und 2", die Künstler Reimund Kasper (1.v.l.) der Stadt am Donnerstag zum Geschenk machte. Aufgehängt wurden sie an prominenter Stelle, nämlich auf der Museumsetage des Hauses der Stadtgeschichte. Foto: Alex Grün für KamenWeb.de

von Alex Grün

Kamen. Anlässlich der anstehenden 150-Jahrfeier der Zeche Monopol, die im Juli auf dem ehemaligen Zechengelände groß gefeiert wird, machte der Kamener Künstler Reimund Kasper der Stadt Kamen ein ganz besonderes Geschenk: Zwei großformatige Ölbilder, die den ursprünglichen Charakter der historischen Hindenburg-Bergarbeitersiedlung widerspiegeln. Diese hängen jetzt dauerhaft an einer Wand des Konferenzraums des Hauses der Stadtgeschichte.

Die beiden jeweils 1,80 mal 1,30 Meter großen Werke zeigen Lebensumstände aus jeweils verschiedenen Zeiten. In der Arbeit "Negerdorf 1", einer künstlerischen Reise in die Zwischenkriegszeit, sind Originalbaupläne von 1920 malerisch in das Bild integriert worden und die eigens aus dem Stadtarchiv "ausgegraben" worden waren. Die geringe Größe der Wohneinheiten zuzüglich der Stall- und Kellerräume stellte für die Familien eine Herausforderung dar. Die Selbstversorgung, die die Gärten und das Vieh gewährleisteten, garantierte einen bescheidenen Lebensstandard. Viele Haushalten besaßen die bekannte "Bergmannskuh", später kam noch das "Rennpferd des kleinen Mannes" dazu, also die Brieftaube. Die weiße Wäsche, die auf "Negerdorf 1" hinter dem Portrait einer Ziege flattert, kann aufgrund der verrußten Luft in der Kolonie nicht lange weiß geblieben sein - so viel weiß jeder, der diese Zeiten miterlebt hat. Die Ziege "Emma", die seine eigene Familie in der Nachkriegszeit hielt, lieferte Kasper die Inspiration für dieses "tierische" Motiv.

Einen Brückenschlag von der Vergangenheit in die Gegenwart konstruierte Kasper rechts daneben im Bild "Negerdorf 2", auf dem man deutlich erkennt, wie stark sich die Häuser farblich und gestalterisch veränderten. Nach dem Krieg war man mit den beengten Wohnverhältnissen und der sachlichen Architektur nicht mehr zufrieden und die Auswüchse der Anbauten und Modifikationen an der Originalsubstanz nahmen ihren Lauf. Jahrzehnt für Jahrzehnt zerfiel die eigentliche Architektur dieser Siedlung zu einer Art Baumarktmuseum. Hinzu kamen Um- und Anbauten, die das gesamte Bild der Siedlung zum Nachteil veränderten. Die flatternde weiße Wäsche ist Vergangenheit. Dafür ist mitunter das weiße SUV an seine Stelle getreten. In den eingezeichneten Grundrissplänen erkennt man die große Bedeutung von Garage, Gartenhaus und Grillplatz. Das optische Erscheinungsbild des heutigen "Negerdorfes" hat sich zum städtebaulichen Kuddelmuddel entwickelt.

"Kunst muss nicht schön sein, sondern in erster Linie eine vermittelnde Funktion haben", erklärt Reimund Kasper. Das es von der Grundästhetik her trotzdem schöne und optisch ansprechende Werke sind, die trotz der des eher düsteren künstlerischen Themas farbenfroh wirken, sei dabei "eher Zufall", so Kasper. Der in heutiger Zeit anstößig wirkende Name "Negerdorf" habe in den alten Tagen der Bergmannssiedlung keinerlei negative Assoziationen geweckt, sondern im Gegenteil den Zusammenhalt der kohlegeschwärzten Männer, die dort lebten, auf humorige Weise betont. Die beiden Bilder haben jetzt ihren Stammplatz im Saal der Museumsetage des Hauses der Stadtgeschichte, wo sie die Dauerausstellung über die Geschichte der Sesekestadt perfekt ergänzen. Im kommenden August werden sie einen vorübergehenden Umzug erleben, wenn die große 150-Jahr-Feier auf dem Monopol-Gelände gefeiert wird, zu der auch ein Nachkomme von Werksgründer Wilhelm Grillo erwartet wird - dort sollen die Bilder dann in der Industriekulisse des Maschinenhauses die Besucher in ihren Bann ziehen.