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Viel Applaus für singenden Nachwuchs

am . Veröffentlicht in Musik

Methler. Seit gut drei Monaten haben sich die jungen Sängerinnen und Sänger des Wichtel-, Kinder und Jugendchors Methler auf ihr diesjähriges Frühlings-Konzert vorbereitet. Am Sonntag erfolgte die Aufführung des stimmungsvollen Programms im Bodelschwinghhaus, für das die Akteure mit viel Applaus belohnt wurden.

Dabei agierten die Kinder und Jugendlichen auf der Bühne nicht als alleinige Sänger, denn Chorleiterin Uta Harder animierte die rund 120 Besucher immer wieder erfolgreich dazu, bei den Liedern mitzusingen.

Das Motto des Konzerts lautete „Die Jahresuhr steht niemals still“. Genau so bunt wie die Auswahl an Titeln mit Musik von Rolf Zuckowski bis Elvis Presley, war auch die Bühne des Bodelschwinghhauses gestaltet - die Kinder hatten die Kulissen in den Osterferien selbst bemalt. Höhepunkte des Konzerts stellten Solosänger aus dem Kinderchor und der Auftritt der Jungbläser des Posaunenchors unter der Leitung von Regina Küper dar.

Alle Chöre freuen sich über Nachwuchs. Geprobt wird jeden Donnerstag:
Wichtelchöre (ab 4 Jahren): 15 bis 15.30 Uhr und 15.30 bis 16 Uhr im Bodelschwinghhaus.
Kinderchor (ab 2. Klasse): 16 bis 16.45 Uhr im Bodelschwinghhaus
Jugendchor (ab 5. Klasse): 18 bis 18.45 Uhr im Lutherhaus
Ansprechpartnerin ist Uta Harder, Telefon 02382-9875098 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Instrumentenvorstellung für Erlebnis Musik in der Südschule

am . Veröffentlicht in Musik

musikschule519Kamen. Am Freitag (03.05.2019) machte das Erlebnis Musik -Team der Musikschule Kamen Station in der Südschule.

Dort wurde mit der Hilfe von Margita Feinsteins Märchen: "Das Türmchen, der Kuchen und die Tiere" die fünf Instrumente vorgestellt, die die SchülerInnnen und Schüler im kommenden Schuljahr als Unterrichtsfach wählen können.

Unterstützt wurde Projektleiterin Birgit Nakken von zahlreichen Musikschulkollegen und SchülerInnen und Schülern, die ihr musikalisches Können unter Beweiß stellten.

Mehr Informationen >>>

Weiter mit Rasmus Baumann und unkonventionell Programmatischem

am . Veröffentlicht in Musik

Die Spielzeit 2019/20 der Neuen Philharmonie Westfalen

von Dr. Götz Loos

Unna. Zu einem Pressegespräch anlässlich der Veröffentlichung des Programmheftes für die Spielzeit 2019/20 lud am vergangenen Donnerstag die Neue Philharmonie Westfalen gemeinsam mit Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke und der Kamener Bürgermeisterin Elke Kappen als Hausherrin der Konzertaula in die Unnaer Stadthalle. Zunächst wurde berichtet, dass der Generalmusikdirektor der Neuen Philharmonie, Rasmus Baumann, seinen zweiten Vertrag für weitere fünf Jahre an der Spitze des Orchesters unterschrieben hat. Baumann wurde wegen einer Erkrankung beim Pressegespräch durch den NPW-Pressesprecher Markus Mefsut vertreten.

Neben einer Bilanzziehung bezüglich der laufenden Spielzeit wurde über zukünftige Strategien gesprochen, wie mehr und jüngeres Publikum für die Konzerte gewonnen werden könnte. Zwar bestehen derzeit 303 Abonnements, die als "Vollabos" die ganze Spielzeit abdecken und momentan die einzige Möglichkeit einer Vorbestellung neben dem Erwerb einzelner Karten darstellen, aber durch "kleine Abos" oder "Wahlabos" (z.B. 3 aus 9 Konzerten) könnte die Abobindung reduziert werden, wie es dem allgemeinen derzeitigen Trend entspricht.

Der wichtigste Punkt war jedoch die Vorstellung der Konzerte und der Solistinnen und Solisten der neuen Spielzeit. Das Programmheft wurde in einem größeren Format erstellt und (wieder) alle Spielorte darin aufgeführt. Dadurch wirkt es natürlich opulenter und umfänglicher - aber auch ansehnlicher. Am Konzept, die einzelnen Konzerte jeweils unter ein Motto zu stellen, mit einem unkonventionell breiten Spielraum, wurde festgehalten - darunter oft bekannte und weniger bekannte Werke vereint. Der damit eingeschlagene Weg bleibt somit spannend und bietet im Prinzip allen Interessierten etwas. Der breite musikalische Bogen spannt sich von "Schottland am Hellweg" bis "Mozart im Film". Einige Akzente sollen im Folgenden herausgehoben werden. Während die Werke im ersten Konzert klar erkennbar etwas mit Schottland zu tun haben und im zweiten Konzert ein "Optimismus in D" dem d-moll-Reigen dieser Spielzeit das Gegenstück bietet, "Die Schöpfung" Haydns unter "Es werde Licht!" auch deutlich versinnbildlicht ist, stutzt man dann beim "Russischen Roulette". Aber nur kurz, denn hier finden sich Tschaikowskijs erste Schicksalssinfonie (seine 4.) und etwas aus der Sowjetzeit: Schostakowitschs Violinkonzert Nr. 1 und Kabalewskijs pathetische Ouvertüre. Gerade Schostakowitsch hatte unter Stalin zu leiden und das Konzert konnte erst nach dessen Tod aufgeführt werden. Das 5. Konzert firmiert unter "Philosophie" - und bestens passend dazu Haydns 22. Sinfonie, die später als philosophierend empfunden wurde. Außerdem Bernsteins Serenade nach Platons "Symposion" mit zahlreichen antiken Philosophen, die Platon diskutiert hatte - schließlich Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra" nach Nietzsche. Als Solistin an der Violine konnte hier Akiko Suwanai gewonnen werden, bereits vor einiger Zeit bei der NPW zu Gast. Diese Weltklasse-Solistin bestand auf der Herausforderung, ein für sie neues Werk einzustudieren - das gelang mit Bernsteins Serenade.

Dann "Anarchie", aber mit Fragezeichen. Mit Zimmermanns "Musique pour les soupers du Roi Ubu" und Guldas Konzert für Violoncello und Blasorchester kommt das Publikum in den Genuß zweier hochinteressanter Werke von musikalischen Anti-Mainstreamern. Konzert Nr. 7 bringt dann das "Schicksal" ganz deutlich heraus: Klar, mit Beethovens Fünfter und Tschaikowskijs "Fatum", aber besonders spannend eine Suitenbearbeitung aus Janáčeks Oper "Osud" = Schicksal. "Nordische Impressionen" im 8. Konzert sind dann wieder klarer: Sibelius' "Finlandia" und Griegs Klavierkonzert als fabelhafte Dauerbrenner, gefolgt aber von Carl Nielsens Sinfonie Nr. 3, bei der Uraufführung von deutschen Kritikern sehr gelobt, aber leider seitdem nur selten aufgeführt - mit ihren regenbogenartigen Klangfarben eine echte Bereicherung für jedes Programm. Am Ende steht, wie gesagt, "Mozart im Film" - aber er selbst nur einmal, mit seinem Klarinettenkonzert - gut eingesetzt im Klassiker "Jenseits von Afrika". Sonst: Barbers elegisches Streicher-Adagio ("Platoon"), Schönbergs "Verklärte Nacht" ("Die Frau in Gold") und - für sich sprechend - Suitenmusik aus "Psycho" von Bernard Herrmann, Hitchcocks langjährigem Hauskomponisten. Natürlich sind zudem alle Sonderkonzerte im Kreis Unna, die Kammer-, die Kids- und die Familienkonzerte (letztere jetzt zwei!) im Heft genannt. Wer Weiteres erfahren möchte: https://www.neue-philharmonie-westfalen.de/aktuelles/saisonprogramm-2019_2020.html
Kreisdirektor Janke betonte, dass hier ein einzigartiges Programm zu fairen Preisen vorgelegt werde, wofür der Kreis Unna mit seiner Unterstützung weiterhin sorge. Dies kann nur begrüßt werden - und was das Programm anbetrifft: Absolut zutreffend!

Musikkritik: NPW goes Film: Winnetou meets Alien

am . Veröffentlicht in Musik

Musik Datei176696959 Urheber abstract fotoliaDatei: #176696959 | Urheber: abstract | fotolia.comEine überragende Reise "at the movies" querbeet trotz erkranktem Chef

von Dr. Götz Loos

Die Stadthalle Unna bot wieder einmal den Raum für ein hervorragendes Crossover-Konzert der Neuen Philharmonie Westfalen mit Filmmusik diverser Genres. Das Publikum war begeistert - und das absolut rechtens. Leider war das Konzert nicht ausverkauft - schade angesichts des populären Trips abseits der reinen Konzertmusik. Aber was heißt das schon? Freilich gibt es Puristen, die Filmmusik nichts abgewinnen können. Wer jedoch offen ist, wird hier sinfonische Meisterwerke finden, die ihresgleichen suchen! Aber die NPW war nicht abonniert auf rein "klassische" Musik. Einziger Makel an dem Abend: GMD Rasmus Baumann war erkrankt, aber sein Ersatz Bernhard Stengel, Kapellmeister am Musiktheater im Revier und somit Vertrauter des Chefs, meisterte seine kurzfristig aufgebürdete Rolle mit maximaler Güte.

Auf dem Programm standen Musik aus "King Kong", "Der Mann, der zuviel wusste", "Psycho", "Hook", "Cinema Paradiso", "Bram Stoker's Dracula", "Avatar", "Fluch der Karabik", "Rawhide", "Winnetou" (vom vor wenigen Tagen verstorbenen Martin Böttcher), "Hatari", "The Mission", "Titanic", "Alien", "Star Trek", "Dallas" und "Flashdance"... puuh, Blockbuster und beliebte Serien im Überfluss... und alles Film- und Fernsehkomponisten, was Rang und Namen hat. Auch interpretatorisch fast alles bestens, mitunter vielleicht etwas langsamer als im Original. Das störte allerdings nur bei Bernhard Herrmanns "Psycho"-Musik, wo die hastig unangenehme Titelmusik und besonders das Streicherkreischen aus der legendären Duschen-Mord-Szene zu sehr ausgebremst waren. Dagegen Herrmanns Prelude aus "Der Mann, der zuviel wusste": atemberaubend! Daneben faszinierte mich das Thema aus "Rawhide" von Dimitri Tiomkin - lebendiger Wilder Westen! Und auch Mancinis "Baby Elephant Walk" aus "Hatari" war mitreißend genial, ein besonderes Lob an die Klarinettistin! Aus der von Calvin Custer arrangierten, von verschiedenen Komponisten (u.a. Jerry Goldsmith) geschriebenen "Star Trek"-Suite begeisterte mich insbesondere der "Voyager"-Teil grenzenlos. Zwei Zugaben gab es; die "Peter Gunn"-Musik (wieder Mancini), die die NPW auch schon beim Kamener Open-air gegeben hatte, war quasi (Fast-) Abschluss und Höhepunkt zugleich. Einige Orchestermusiker durften dabei solistisch improvisieren, u.a. Torsten Müller auf dem Vibraphon - virtuos bis zum Äußersten!

WDR-Moderator und vielfacher Kunst- und Kulturprotagonist Dominik Freiberger moderierte den Abend, oben elegant, unten in kurzer Sporthose... seine Hose war im Verspätungstrubel vorab angeblich in Köln liegen geblieben... Neben seinen heiteren Ausführungen sorgte zusätzlich Schauspieler Mark Weigel für erstklassige Unterhaltung - er schlüpfte in Filmfiguren; als Norman Bates und Jack Sparrow besonders gut ausstaffiert. Außerdem verkörperte er Karl May, der im breitesten Sächsisch aus "Winnetou" vorlas - einfach köstlich. Rundum war es eine gelungene Unterhaltung und ein Musikgenuss, der erneut die hohe Qualität der Neuen Philharmonie Westfalen belegte. Und Ohrwürmer produzierte - ich war wohl nicht der einzige, der auf dem Weg zum Parkplatz vor mich hin pfiff...

Musikkritik: Ein besonderes Passionskonzert: Sascha Möllmann spielt in Asselner Lutherkirche

am . Veröffentlicht in Musik

von Dr. Götz Loos

Kamen / Dortmund. Passionsmusik von Bach zu hören, ist im Moment nicht schwierig. Dabei gibt es auch geistliche Passionswerke anderer Komponisten, deren Breitenwirkung aber gering ist, weil sie zu wenig aufgeführt oder in den Medien präsentiert werden. Einen anderen Weg ging am Sonntag der Methleraner Musiker Sascha Möllmann, der für die Kirchenmusik in der Lutherkirche in Dortmund-Asseln zuständig ist. Seine Programme sind schon dafür bekannt, dass sie geistliche und weltliche Werke miteinander verbinden - bei einer dem Anlass angemessenen Auswahl, aber nicht nur konventionellen Wegen folgen. Durch den kurzfristigen Ausfall einer Sängerin ergab sich dieses Mal die besondere Herausforderung, dass das Programm noch kurz vor dem Konzert umgestrickt werden musste. Davon war aber bei der Umsetzung nichts zu merken. Sascha Möllmann spielte souverän und die Mezzosopranistin Simone Asua-Honert sang mit weicher, aber starker Stimme optimal. Einmal mit den Arien angefangen: Vivaldis "Domine Deus" und Pergolesis "Quae moerebat" aus seinem Stabat Mater waren für mich nicht so aufregend, weil sie nicht in barocknaher Aufführungspraxis interpretiert waren. Hingegen regelrecht hin- und mitreißend das "Inflammatus" aus Dvořáks Stabat Mater - die starke Stimme konnte hier ihre Fülle voll auskosten. Das "Agnus Dei" aus Mozarts Krönungsmesse war mir etwas "zuviel Mozart", sein Komponierstandard - ein Umstand, für den die Interpretierenden aber nichts können: sie holten Bestes heraus! Bei allen Gesangsstücken begleitete Sascha Möllmann am Klavier. Dessen Virtuosität wurde aber erst bei den rein instrumentalen Werken deutlich, die er am Flügel interpretierte. Da war zuerst das Andante aud Bachs Italienischem Konzert - eher romantisch gespielt, aber sehr berührend. Zu Richard Strauss' seltenen Klavierwerken zählen seine 5 Klavierstücke op. 3, von denen das Largo zu Gehör kam - emotional sehr eindrücklich. Ganz unkonventionell dann zwei Teile aus der "Ángel"-Suite von Astor Piazzolla. Sascha Möllmann vollführte auf dem Klavier Höchstleistungen mit Piazzollas Bandoneon-geführten Harmonien - schier unglaublich! Meine zwei Favoriten kamen aber noch: eine Klaviertranskription des "Agnus Dei" aus Faurés Requiem - einem Lieblingswerk von mir. Emile Naoumoff hatte bei der Transkription das Wunder vollbracht, den vielschichtigen Chor- und Orchesterklang in der Zweihändigkeit einzufangen - und Möllmann schaffte es, die tief bewegenden, ja erschütternden Melodien in Ausdruck, Tempo und Dynamik ideal anzupassen. Schließlich trug Sascha Möllmann noch ein ganz besonderes Highlight vor: Er hatte "Moonlight at sea" auf das Programm gesetzt, ein Werk des hierzulande wenig beachteten britischen Komponisten Alec Rowley - ein sehr einfühlsames romantisch-musikalisches Gemälde, das von Möllmann feierlich und sanft gespielt wurde. Für die Orgel blieb dann leider nur ein Werk, aber auch das ein ganz Außerordentliches: Mendelssohns Orgelsonaten-Fragment in d, von dem nur eine Partiturenseite überliefert ist, auf dessen Grundlage Rudolf Lutz aber im Originalstil die Sonate "fertig" komponiert hatte. Der Clou aber bei Möllmanns Interpretation: etwa nach der Hälfte des Werkes improvisierte er frei bis zum Ende - unter Zuhilfenahme eines breiten Klangspektrums der Stimmen der Furtwängler & Hammer-Orgel wurde dies ein mächtiges Akkord- und Melodienfest! Als Zugabe spielte er dann noch im Gedenken an einen unlängst verstorbenen Mentor aus der Klaviertranskription von Faurés Requiem das "In paradisum" - wiederum in originalnaher Umsetzung, mit großem Feingefühl, so dass es ein sehr ergreifendes Konzertende wurde. Programm und Interpretationen überzeugten insgesamt sehr und machten dieses Konzert wieder einmal einmalig.

Musikkritik: 8. Sinfoniekonzert: "Tränen und Flammen" - und genau das war es auch!

am . Veröffentlicht in Musik

aula19kwvon Dr. Götz Loos

Der Chef Rasmus Baumann stand beim 8. Konzert der Sinfonischen Reihe dieser Spielzeit wieder einmal vor der Neuen Philharmonie Westfalen am Mittwochabend in der Konzertaula. Im Einführungsvortrag holte Roland Vesper weit aus, um das persönliche Leben von Robert und Clara Schumann zu erläutern - und dessen Einfluss auf Schumanns Musik und seine Psyche. "Tränen und Flammen" wollte er seiner späteren Frau widmen. Um seinen bipolaren Charakter in eine "milde" und eine "wilde" Seite zu kanalisieren, erfand er in diesem Zusammenhang zwei Identitäten für sich namens Florestan und Eusebius. Um dieses Wechselbad der Identitäten geht es in Enjott Schneiders gleichnamigem Werk, Untertitel: "Robert-Schumann-Gedanken für Orchester". Durch ein abwechselnd laut tönendes, unheimlich murmelndes, sanft-zärtliches, aufbrausendes und dann alles verwebendes Klanggefüge werden die Wechselspiele in Schumanns Kopf nachgezeichnet, während Zitate aus prominenten Werken des Komponisten die Zuhörerschaft immer wieder daran erinnert, um wen es hier geht. Grandios interpretiert von Baumann und der NPW - also hohe "Flammen"!

Dann Robert Schumann selber: Das Konzert für Klavier und Orchester a-moll op. 54, eines der bekanntesten überhaupt. Clara war hier eindeutig Muse für das hochromantische Werk. Aber weil es oft gespielt wird, erwartet man kaum Neues darin zu entdecken. Doch mit Lise de la Salle am Flügel ergaben sich neue Einblicke in Interpretationsmöglichkeiten. Wesentlicher Aspekt dabei war die fast sezierende, übermäßige Betonung der Akkorde der Melodien im ersten Satz. Durch diese Art des Ausdrucks wurden die Melodien transparenter, anschaulicher - und einfach mit neuem Geschmack genießbar. In den schnellen Partien wirkten die Klänge hingegen organisch, fließend, eher von der Virtuosin ausgehaucht als technisch umgesetzt. Und in der Bach-Zugabe verstellte sie sich nicht und setzte Bach durch die romantische Schulbrille um. Lise de la Salle möchte ich als eine der interessantesten Klaviersolisten und -innen der letzten Jahre ansehen. Ganz große "Flammen"!

Doch so fantastisch der erste Teil des Konzertes war, umso bitterer enttäuschend war der zweite - "Tränen", Tränen! Ich gebe zu: weil Brahms' 1. Sinfonie zu meinen Lieblingsstücken erster Garnitur gehört, lege ich hier hohe Ansprüche und Maßstäbe an - und als Referenz eine Interpretation von Karajan und den Berliner Philharmonikern - absolutes Nonplusultra unter den vielen dutzend Interpretationen, die ich von dieser Sinfonie kenne. Viele Interpretationen heute neigen zu einem zu schnellen Tempo - und Karajan war gewiss auch nicht langsam - und deshalb wirkt z.B. der erste Satz überhastet. Das war hier zwar nicht der Fall, dafür wurden Taktenden verschluckt und "Bremsen" eingebaut, die ich in der Partitur nicht finde. Wenn man etwas loben möchte, dann doch die Interpretation des dritten Satzes (der mir besonders am Herzen liegt), die abgesehen von wiederum einer "Bremse" doch gut war - und im vierten Satz das (Clara besonders zugeeignete) Hornthema samt nachfolgender Melodie. Apropos Horn: Die Hörner waren des öfteren im Verhältnis zum Restorchester zu laut. Wirklich schlimm gestaltete sich aber der zweite Satz: Das Tempo war gerade für ein "Andante sostenuto" nicht nur gefühlt zu schnell. Dadurch misslang der gesamte Satz, aber der beste Messfühler dafür war die in Takt 38 einsetzende Oboenmelodie, die von der Klarinette in eine andere Richtung weitergeführt wird - gut interpretiert herzzerreißend; hier allerdings lieblos herunter gehetzt (ja, hier klang es tatsächlich nur so!).

So ist das Konzert - dem überschwänglichen Applaus zum Trotz - nur als durchwachsen zu bewerten: Erst majestätische Flammen, dann unendlich bittere Tränen...