Mit fliegenden Petticoats und Haartollen das Lebensgefühl des Rockabilly feiern
von Katja Burgemeister | Fotostrecke >>>
Kamen. Der Rock fliegt, der Patticoat hebt sich weit über die Oberschenkel hinaus und die Blume im Haar hat es schwer, ihre Position zu halten. Dafür ist die Tänzerin eigens von der hessischen Grenze angereist. „Ich bin ja eigentlich eher Rock’n Roll-Fan“, erzählt sie in einer kleinen Atempause. Dennoch reist sie mit ihren Bekannten überall dort hin, wo die amerikanische Musik der 40er und 50er zusammen mit dem Lebensgefühl der Zeit im Mittelpunkt steht. Wie am Samstag bei der ersten Rockabilly-Night in der Stadthalle. Sekunden später wirbelt sie schon wieder zusammen mit einer ganzen Tanzgruppe über das Parkett.
Der Burger und die Coke auf dem Tablett am babyblauen Dodge sind nur aus Plastik. Die Rollerskates, mit der die Bedienung durch die Stadthalle flitzt, sind allerdings ebenso echt wie die Haartollen, Koteletten, Hosenträger und Kirschen auf den sich bauschenden Röcken. Mancher hat sich eher den 40er-Jahren mit Schirmmütze und Pollunder verschrieben, andere tragen ihre Söckchen akkurat über den Schühchen gerollt. In der Rockabilly-Szene kommt es nicht nur auf die Musik, sondern auch auf jedes Modedetail an. Egal ob die Gäste aus Spanien, England oder den Niederlanden kommen, um gemeinsam mit Gleichgesinnten eine Nacht lang zu feiern.
In der Stadthalle waren die Zuschauer erst zurückhaltend und skeptisch. Mit zunehmend gefüllten Tischen gab es dann aber kein Halten mehr. Vor der Bühne konnten Neulinge in der Szene beeindruckende Tanzeinlagen bestaunen. Vor der Stadthalle hatte sich immerhin ein halbes Dutzend amerkanischer Autos aufgestellt und ließ manchen Passanten bewundernd innehalten.
Mitten drin hatte auch Lothar Baltrusch mit „Ella“ seinen Spaß. Er war mit dem Moped und Gleichgesinnten auch genau dort für Kinder in Vietnam und den guten Zweck unterwegs, wo die Wiege des Rockabilly liegt. Die Südstaaten der USA, Elvis und Graceland: Von dort kommen die Töne, die am Samstag von den „Skinny Teens“, der Hauptband „Ric & the Duke“ aus Spanien und von DJ Rocking Daddy in der Jetztzeit interpretiert wurden. Für Ella und den guten Zweck war dann auch die Versteigerung einer Gitarre mit den Unterschriften aller Akteure bestimmt. Immerhin 50 Euro legte ein Spanier dafür auf das Parkett.