-Anzeige-

Anzeige

Musikkritik: Black & White Show Brothers: Zwei Rampensäue mit absoluter Stimmigkeit

am . Veröffentlicht in Musik

blackwhite916von Dr. Götz Heinrich Loos

Kamen. Ein Showprogramm mit Bernd Böhne, dem Kamener Lokalmatador in Sachen Rock- und Soulmusik einerseits und Comedy andererseits, der sich aber nicht nur in Kamen einen Namen gemacht hat, verspricht gute Qualität, vor allem wenn seine „Rockröhre“ gefragt ist. Damit hat er auf Musicalbühnen und in diversen Produktionen in Nordrhein-Westfalen sowie darüber hinaus seine hohe Professionalität diverse Male bewiesen. Und legendär sind auch die musikalischen Programme und Einlagen in der Stadt, zum Beispiel in der von ihm zwischenzeitlich geführten Kneipe „Tatort“ in den 1990er Jahren.

Umso spannender und größer nun die Erwartung im Hinblick auf die neue „Black & White Show Brothers“-Show, in der er im Duo mit Potlako Mokgadi alias Tlako, Musikschulleiter aus Altena und anerkannter „Soulman“, auftritt. Am Sonntagabend fand die Vorpremiere in der Rotunde im Sportcentrum Kamen-Kaiserau statt. Die Show war ganz gut besucht und diente wohl vor allem als Testveranstaltung für eine kommende Tournee – allerdings gab es schon „Vor-Vorpremieren“.

 

Worum geht es in der Show? „Zwei Entertainer – zwei Sänger – zwei Rampensäue – der eine schwarz“ (Mokgadi in der Rolle des „John Combo“), „der andere weiß“ (Böhne als „Don Combo“): So steht es in Ankündigungen und auf der einschlägigen Homepage. Es ist aber kein einfaches „Revueprogramm“ mit gecoverten Songs am laufenden Band, sondern es gibt eine Rahmenhandlung, die Comedy in das Musikprogramm einbindet: „Sie haben eine Mutter“ (Mama Combo), „aber verschiedene Väter. Multikulti ein Leben lang und die Frage: Wem wurde der Blues in die Wiege gelegt?“ Und so drehen sich ihre Dialoge auf der Bühne um die Frage, wer denn die Väter waren – Viele kommen in Betracht, die Mutter arbeitete in der Westfalenhalle in Dortmund in den 1960er und 70er Jahren und griff die dort auftretenden Stars regelrecht ab. Und so sinnieren die Beiden darüber in feinster Comedy-Manier, welcher berühmte Star ihr jeweiliger Vater sein könnte. Dazu gehört dann immer auch ein passender Song – mal mehr rockig, wo dann Böhnes Part im Vordergrund steht, oder mehr soulig oder überhaupt afro-typisch, das ist dann Mokgadis Aufgabe als Lead Vocal. 

Während für den Ersteren Favoriten bei Elvis oder Sinatra („New York, New York“) zu suchen sind, ist „John Combo“ mit den Gedanken bei Bob Marley („No woman, no cry“) oder James Brown. Beide sind allen Songs bestens gewachsen und überzeugen mit ihren kräftigen, starken Stimmen, besonders bei den Soloparts. Als Sinatra schafft Böhne dabei seinen stimmlichen Glanzpunkt – so wie Mokgadi als Bob Marley (auch wenn er meint, er sehe eher aus wie Whoopi Goldberg). Ganz groß sind auch die eher allgemeinen Nummern, die in jeweilige Situationen passen, so wie „We will rock you“ von Queen und besonders der Motown-Klassiker „Papa was a rolling stone“ (am Anfang sogar in Deutsch gesungen). Zwei weitere Themen werden allerdings nicht minder ausführlich behandelt: Rassismus und Evolution. Immer wenn das Wort „Nazi“ oder „Rassist“ genannt wird, rufen die Beiden angewidert „Pfui Devil“ – in schönen kleinen, nicht nur lustigen, sondern auch nachdenklich machenden Szenen wird über den alltäglichen Rassismus geredet und dass man diesem begegnen muss (sehr schön auch das textlich variierte „Im Wagen vor mir“: „... fährt ein kleiner Nazi“. Sehr passend in der heutigen Zeit und absolut richtig und wichtig an dieser Stelle. Noch mehr ausgebreitet wird die Frage, wie es denn zu all dem kam – und schon erscheinen auf der Leinwand neben der Bühne Fotos von den Beiden als Steinzeitmenschen in Fell und mit Keule und Knochen sowie 1a Perücken. Und genau in dieser Aufmachung kamen sie dann auch auf die Bühne, nachdem sie einen kurzen Beinahe-Strip eingelegt haben, um ihr „Multikulti“ – verschiedene Hautfarben – noch deutlicher zu belegen. 

Schließlich lüftet die Mutter per Brief das Geheimnis: Johns Vater ist ein Chauffeur aus Dortmund-Husen, Dons der langjährige Facility Manager der Westfalenhalle. Nach einer kurzen Enttäuschung haben die Beiden aber verstanden, dass in ihnen Musik schlummert auch unabhängig von ihrer Abstammung – und das Thema Evolution und die Bruderliebe über alle Hautfarben hinweg rundet den Reigen wiederum ab.

Beide sind keine musikalischen Newcomer, das ist klar. Umso interessanter war es festzustellen, wie sie miteinander harmonieren. Und das war perfekt: Wie aufeinander abgestimmt, brachten sie die Comedyeinlagen und somit punktgenau die Pointen – aber noch wichtiger: Die Gesangsparts passten stimmlich und im Arrangement bestens zusammen. Man mag kaum glauben, dass sich Mokgadi und Böhne gerade einmal drei Jahre kennen. Lyrischer Rock und Soul sind nun einmal ohnehin wie Bruder und Schwester – trotzdem müssen die Interpreten beim Vortrag Stimmigkeit an den Tag legen, nur dann passt es. Und hier passte es glänzend! Beeindruckend sind ihre beiden Stimmen ohnehin – echte „Röhren“ durch und durch – im Cover perfekt und auch beim Spielen mit eigenen Variationen in den Songs über alle Zweifel erhaben.

Keine Frage also: Ein lohnender Abend in Musik und Comedy, eine gute, amüsant-kurzweilige Show mit sehr gut überlegtem Rahmen und entsprechenden Klammern. Besonders aber zwei nicht alltägliche Sänger mit herausragend ausgespielten stimmlichen Potenzialen, die Lust auf mehr machen – besonders im Hinblick auf Varianten im Songprogramm, wenn sie demnächst mit der Show durch die Lande ziehen. Vielleicht wird mancher (hier gewordene) Fan hinterherfahren. Empfohlen sei deshalb auch die Homepage: www.blackandwhiteshow.de