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Musikkritik: Advents- und Weihnachtsmusik zum Anhören und Mitsingen: Bemerkenswertes Musizieren über Altersgrenzen hinweg

am . Veröffentlicht in Musik

Pixabay.comvon Dr. Götz Heinrich Loos

Kamen. Diesmal sollte die Gemeinde, das Publikum, meistens mitsingen: Eine Advents- und Weihnachtsmusik in diesem Sinne gab es am Sonntag in der Evangelischen Kirche zu Heeren-Werve. Aber es gab auch eine Reihe instrumentaler Werke und solcher, die vom Chor vorgetragen wurden. Der Chor, das war eine Gemeinschaft aus den "Bodelswingers" aus Bergkamen und dem gemeindeeigenen Chor, den "Mund-Harmonikern" - geleitet vom musikalischen Chef beider Chöre Josef Meinolf Opfermann. Den instrumentalen Part übernahm das Schulorchester des Städtischen Gymnasiums Kamen unter Leitung von Katrin Stengel. Für alle Weihnachtsliedfreundinnen und -freunde zweifellos ein gelungener Spätnachmittag, aber auch für anspruchsvollere Musikbegeisterte fand sich manches Herausragende.

In der Reihenfolge: Händels "Sarabande" stand am Anfang, jene bekannte aus seiner Suite Nr. 4 d-moll für Cembalo HWV 437. Dieses langsame Stück eignet sich für ein Schulorchester bestens, aber man muss sich vor zu starkem „Schleppen“ hüten; nun, den Schülerinnen und Schülern gelang es ganz günstig. „Wir sagen euch an den lieben Advent“ brachte dann die Chorgemeinschaft. Schulorchester, Chor und Gemeinde waren dann dran: „Wie soll ich dich empfangen“ und „Tochter Zion, freue dich“ – die Gemeinde sang gut und auch recht synchron mit. Nach einer Lesung „Veni, veni, Emmanuel“ durch die Chorgemeinschaft, dann diese zusammen mit der Gemeinde: „O komm, o komm, du Morgenstern“. Alle zusammen folgten nach mit „Es kommt ein Schiff geladen“. Nebenbei bemerkt, es war gut, dass der Gemeinde – und mir mittenmang – Gesangbücher zur Verfügung standen, da der Text spätestens bei der dritten Strophe der sonst auch gängigeren Lieder kaum präsent ist.

Interessant war dann das österreichische Lied „Grünet, Felder“, das zum Repertoire der Chöre nach Vorschlag eines Chormitgliedes gehört. Auch hier sollte die Gemeinde mitsingen, aber da es oft die Tonleiter rauf und runter ging, die Intervalle groß waren, war die Beteiligung hierbei auf der Publikumsseite doch gering. Aber sehr schön und präzise war die Chorgemeinschaft hierbei. Bei diesem Lied wie auch bei allen anderen Werken, bei denen Schulorchester und Chorgemeinschaft gemeinsam wirkten, beeindruckte doch sehr, wie gut die jungen Leute mit den doch deutlich bis erheblich älteren Chorsängerinnen und -sängern harmonierten, da war keine Altersschranke festzustellen.

Nun ein Kanon: „Seht, die gute Zeit ist nah“ bekam die Gemeinde (gemeinsam mit dem Chor) in zwei Gruppen geteilt gut hin; die Männerstimmen sollten geteilt in Tenor und Bass eigentlich auch noch eigene Parts darin eingebaut vorgetragen, das hielt sich aber in engen Grenzen. Ohne Probe vorab, ist dennoch etwas ganz Brauchbares herausgekommen.

Sehr bemerkenswert, das folgende Weihnachtslied aus Schweden, wechselnd vom Chor in schwedisch und deutsch vorgetragen: „Jul, jul, strålandejul“ – für mich eines der schönsten melancholisch-zarten Weihnachtslieder überhaupt; ich kannte es bereits, doch ich bemerkte, wie es Viele im Publikum berührte. Mit dem auf einer Melodie aus der Normandie basierenden Weihnachtslied „Away in a Manger“ kam danach noch ein zweites, hier erst in jüngerer Zeit etwas mehr erscheinenden, also eher seltenes Lied zum Chorvortrag.

Nach einer weiteren Lesung dann für Alle: „Alle Jahre wieder“ – sehr engagiert, auch aus der Gemeinde heraus. Solocello (Katrin Stengel selbst) und Piano trugen dann das Arioso aus Bachs Kantate BWV 156 („Ich steh mit einem Fuß im Grabe“ – für die Weihnachtszeit etwas grausiger Titel, der auch nirgends genannt wurde...) vor; sehr weich und ohne unnötige Affekte. Der Chor setzte dann ein mit „O Bethlehem, du kleine Stadt“ und „Maria durch ein’ Dornwald ging“ – sehr schön (ästhetisch ansprechend!) und einfühlsam.

Chor und Gemeinde waren gefordert mit „Leise rieselt der Schnee“ und „Süßer die Glocken nie klingen“ – allerdings rieselte der Schnee besser, kräftiger und synchroner als die Glocken klangen – die „Ecken“ in der Melodie bekamen zumindest in der Gemeinde nicht alle so glatt hin. Das Schulorchester kam dann hinzu bei „Herbei, o ihr Gläubigen“ („Adeste Fideles“), das wirklich engagiert und gleichzeitig von strahlender Schönheit getragen, gesungen wurde. Es ist sicherlich ohnehin das schönste Lied, was harmonische, friedliche Weihnacht beschwört – allein aus der Melodie heraus.

Den Abschluss bildete dann „O du fröhliche“ – die Gemeinde jetzt auf ihrem dynamischen Höhepunkt. Überhaupt, ein gelungenes Konzert, mit viel perfektem Vortrag und nicht minder vieler ansprechender Attraktivität im Vortrag.