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Musikkritik: 2. Sinfoniekonzert: d-moll im Wechselbad der Gefühle

am . Veröffentlicht in Musik

Musik Datei176696959 Urheber abstract fotoliaDatei: #176696959 | Urheber: abstract | fotolia.comvon Dr. Götz Loos

Wenn ein Konzertabend der Neuen Philharmonie Westfalen mit dem Motto "d-moll" überschrieben ist, wundert man sich schon etwas. Klar erscheint immerhin, dass die aufgeführten Stücke alle in dieser Tonart stehen. So war es denn auch: Brahms' "Tragische Ouvertüre" op. 81, Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 KV 466 und Sibelius' sechste Sinfonie op. 104 - alles d-moll. Zugleich aber der Beweis, wie verschieden d-moll klingen kann, was im Programmheft ausführlich thematisiert wird.

Die "Tragische Ouvertüre" ist feierlich und ernst, aber nicht kalt und abstoßend. Das Beethoven-Vorbild wird gern bemüht - so auch im Programmheft -, betrifft aber nur die formale Tonsprache. Brahms' ganz eigener Ausdruck ist hier das Vorherrschende - und nichts anderes. Darauf sollten Interpretationen immer Rücksicht nehmen. Stefan Vladar als diesmaliger Gastdirigent wählte hohe Tempi, die leider mitunter diesen Brahms-Ausdruck lediglich eher anklingen ließen als ihn voll zugelassen hätten. Dennoch hatte auch diese ausgesprochen schnelle Spielweise ihre Reize. Der Orchesterklang war wieder einmal perfekt, überragend.

Beim Mozartschen 20. Klavierkonzert saß Vladar am Klavier, spielte den Solopart und dirigierte gleichzeitig das Orchester - wie zu Mozarts Zeiten. Dass gerade dieses Konzert viel mehr Tiefgang hat als manches andere Werk von Mozart, liegt an der ästhetischen Vorausschau auf die Romantik, die manche überraschende Wendung parat hält. Vladar vermied bei den deutlich solistischen Parts des Klaviers jede Übertreibung und jeglichen hinzugefügten Kunstkitsch, sondern war eher handwerklich bemüht, Mozarts Ausdruck zur Geltung zu verhelfen. Letztlich kann man nur allen Beteiligten Bestes attestieren: Guter Klang, gute Rhythmik, hervorragender Gesamteindruck.

Und das endete auch nicht mit dem dritten Werk: Sibelius' Sinfonie Nr. 6. Sibelius besitzt ebenfalls eine typische Tonsprache, die so anders ist gegenüber den anderen Spätromantikern, dass sie hohen Wiedererkennungswert hat und mir ausgesprochen gut gefällt. Daher erwarte ich eine klare diesbezügliche Ausführung. Und ich wurde nicht enttäuscht...

Hinzu kommt die Verwendung der dorischen Kirchentonart, bei der der Schlüsselton b auf h erhöht ist und so Optimistischeres verspricht als beim eigentlichen d-moll. Skalenmotivik zunächst abwärts, später aber dominierend nach aufwärts gerichtet, macht viel in dieser Sinfonie aus. Bemerkenswert sind auch die führenden Stimmen, die oft wechseln: Herausfordernd gerade für die Streicher, die diese Aufgabe glänzend meisterten. Sehr transparent wirkte Vieles, z.B. durch die gute Abstimmung von Bratschen und Celli. Und insgesamt war die angelegte Klangfarbigkeit überwältigend durch die einfühlsame und werkgerechte Interpretation. Mehr als gerechtfertigt war damit der große Applaus am Ende.