-Anzeige-

Anzeige

"Extraschicht" auf Haus Opherdicke: Ex-"Luxuslärm"-Frontfrau Jini Meyer als grandiose Rockröhre

am . Veröffentlicht in Musik

von Dr. Götz Loos

Kreis Unna. Kunst und Kultur im Ruhrgebiet kamen Samstagabend und -nacht auf volle Touren: Die "Extraschicht" stand wieder an. Auch der Kreis Unna war beteiligt, leider nur mit zwei Eventlokalitäten. Neben der Lindenbrauerei in Unna kamen die Interessierten aus dem Kreis (auch einige Kamener konnten gesichtet werden) und dem restlichen Revier auf Haus Opherdicke zusammen, wo vor allem der Skulpturenpark, famose Lichtkunst, ein Percussion-Ensemble sowie die Ausstellung über avantgardistische Künstlerinnen lockten. Höhepunkt des Abends war aber der Auftritt von "Jini and Friends". Hinter dieser Bezeichnung verbarg sich Jini Meyer, die Frontfrau der ehemaligen Band "Luxuslärm", die neben einer Bandformation drei Gesangsgäste mitgebracht hatte. "Luxuslärm" war mehr als Vertreter des Deutschpop denn als Rockband in Erscheinung getreten und unglaublich erfolgreich. Deshalb kam die Auflösung 2016 ziemlich überraschend. Jini Meyer war jedoch zum Ende ziemlich ausgebrannt und benötigte einige Zeit zur Besinnung und Orientierung. Im Vorfeld der Veröffentlichung ihres ersten Soloalbums trat sie aber nun auf Haus Opherdicke auf und kehrte zu ihren Wurzeln, die sie allerdings nie ganz aufgegeben hatte, zurück - als brillante Interpretin und Gestalterin von  gecoverten Klassikern der Rock- und Popgeschichte. Ja, Rock - denn sie erwies sich als Rockröhre erster Güte! Mit erstaunlicher Stimmgewalt und Ausdauer, rauer Tiefe, rockiger Rauchigkeit und zugleich Stärke und Kraft in den leiseren Partien ging sie oft weit über den "Luxuslärm"-Sound hinaus. "Outta Love" von Anastacia und "Ain't Nobody" von Chaka Khan waren nahe an den Originalen. Tina Turner durfte nicht fehlen: "River Deep - Mountain High" und "Simply the Best" - vielleicht ohne das Fünkchen "Schwärze", dennoch stimmgewaltig und nicht weit weg von den Originalen. Bei Joss Stone und Adele ("Rolling in the Deep") verwandelte sie die soulig- bluesigen Gesangspartien in rockige - exzellent! Aber besonders gelangen die Umwandlungen von männlichen Gesangspartien in ihre rockig-weibliche; dafür - sagte sie im Zusammenhang mit Led Zeppelin - hätte sie sich "die Eier angezogen"... Wie auch immer - auf jeden Fall bewies sie hierbei, dass sie das Zeug hätte, entsprechende Coverversionen auch im Studio zu produzieren. "Long Train Runnin'" (Doobie Brothers), "Rebel Yell" (Billy Idol), "Maniac" (Michael Sembello) und Led Zeppelins "Whole Lotta Love" - schlichtweg begeisternd, cool, einschlagend... Und die Versionen waren nicht einfach auf die Band zugeschnitten, sie hatten eigenständigen Charakter. Aus dem psychodelischen Neo-Soul von Gnarls Barkleys "Crazy" machten sie einfach einen Rocksong; einfach brillant und phänomenal gesungen!

Jini Meyer nahm sich die Freiheit, das bekannte "Luxuslärm"-Lied "1000 km bis zum Meer", geschrieben von Hendrik Oberbossel, der hier auch die Gitarre spielte und durch generelke Virtuosität auffiel, ebenfalls vorzutragen - und ihre erste Solonummer "Ein letztes Glas" als Schlußstück. Beides einfach sehr gut! Wie erwähnt, gab es aber noch die Gäste - ebenfalls Meister im Gesang: Lukas Dylong von der Coverband "Coffee, Cake and Sugar", Karsten Stiers von den "Billyboyz" (hier singt Jini Meyer ebenfalls) und Pamela Falcon, die vor allem durch legendäre Auftritte in "The Voice for Germany" bekannt ist. Dylong überzeugte u.a. durch Joe Cockers Version von "Unchain my Heart", in die er mal eben Partien von "Dickes B" (Seeed) und "Informer" (Snow) einbaute, und "I like to move it" (Reel 2 Real). Ein Duett mit Jini Meyer gab es mit "Insomnia" (Faithless). Karsten Stiers wurde vor allem mit Peter Gabriels "Sledgehammer" und "Give it away" von den Red Hot Chili Peppers gefeiert. Leisere Töne bewies er im Duett mit Jini Meyer: "Shallow" (Lady Gaga und Bradley Cooper). Pamela Falcons sehr soulbetonte Stimme war bei "Respect" (Aretha Franklin) und "Dancing in the Dark" (Bruce Springsteen) exzellent, konnte mich aber bei Sias "Cheap Thrills" nicht recht überzeugen. Aber der Gesamteindruck des Abends war derart gewaltig, dass es kaum ins Gewicht fällt. Allein schon die Tatsache, dass viele Songs nicht einfach gecovert, sondern als neue Versionen herüberkamen, machten diesen Auftritt zum einmaligen Erlebnis. Verabschiedet wurde das - leider viel zu kleine - Publikum mit "What's Up" von den 4 Non Blondes.