Blues-Zauber holt die Heerener mit genialen Tönen aus der Reserve

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von Katja Burgemeister

Blues5 819KBKamen-Heeren-Werve. Mal saß er mutterseelenallein nur mit seiner Gitarre auf der Bühne. Dann schickte er begleitet von Bass, Schlagzeug und E-Gitarre seiner Band „Bluessoul“ von seinem Stuhl aus famose Töne in den Heerener Nachthimmel. Michael van Merwyck kam am Freitagabend bei der bluestime 20:19 wie eine Erscheinung über den Stadtteil und hatte Musik im Gepäck, die mehr als nur unter die Haut ging. Ein Genuss, den sich allzu viele entgehen ließen.

Die Fingerfertigkeit, mit der Michael von Merwyck die diversen Gitarrensaiten bearbeitete, ließ nicht nur Musikerherzen höher schlagen. Egal ob an der liegenden Hawaii-Gitarre auf den Knien oder an der kunstvollen Resonanzgitarre aus Blech sitzend auf dem Hocker: Aus allen Saiten holte er Schwingungen heraus, die sämtliche Mauern des Feuerwehrgerätehauses durchbrachen und noch am anderen Ende des Stadtteils aufhorchen ließen. Kein Wunder, ist der Ostwestfale doch mehrfach ausgezeichnet, nicht zuletzt mit dem Vize-Weltmeistertitel aus Memphis – als erster Europäer, wohlgemerkt.

An die echten Bluesfans hat sich Michael von Merwyck gewöhnt, die folgten ihn auch nach Heeren-Werve auf dem Fuße und tanzten stellenweise solo vor seiner Bühne. Dass er allerdings einen Heiratsantrag neben begnadeten Gesangsstücken durch das Mikro schickt, ist ihm auch noch nicht passiert. „Das ist tatsächlich eine Premiere“, sagt er leicht irritiert zwischen Fachsimpeleien mit Bluesbegeisterten. „Jürgen liebt Manuela“, steht auf dem Zettel, den ihm jemand in die Hand gedrückt hat – zusammen mit einem Heiratswunsch. Das soll er zwischen den Stücken kurz kundtun. Das tut er denn auch, es gibt noch ein Liebeslied von ihm als Draufgabe, Tränen fließen – und weiter geht es mit handfestem Blues. Dass seine Zuhörer jubeln und dabei wie festgenagelt auf den Bänken sitzen, ist eine weitere westfälische Besonderheit, die ihn nicht erschüttert. „Ihr werdet ja langsam warm“, lobt er die ersten verhaltenen Mitklatscher, als der Abend schon fast zur Hälfte herum ist.

Blues2 819KBSeine Songs schreibt Michael von Merwyck übrigens selbst. Dabei geht es nicht unbedingt um Blues. „Genredenken ist nicht meins“, sagt er. „Ich habe von so vielen großartigen Leuten gelernt – und die besten Sachen haben von allem ein bisschen.“ Seit 35 Jahren steht er jetzt auf der Bühne. Nicht selten mit Musikgrößen, für die mancher einen Körperteil opfern würde, um sie überhaupt von Weitem sehen zu dürfen. Oft auch mit jungen Leuten spielt er, die viel Kreatives mitbringen und einen Mix der Genres, der ihm gefällt. Michael von Merwyck bleibt aber auf dem Boden. „Es geht vor allem um die Musik.“ Die hat er in Gütersloh mit den dort stationierten Engländern und Amerikanern aufgesogen – zusammen mit der englischen Sprache. Und das Bedürfnis, mit der Musik Dinge zu sagen, „die nicht doof sind“.

Diejenigen, die seine Texte mit der unglaublichen Stimme und magischen Gitarre gehört haben, werden sie jedenfalls nicht so schnell vergessen. Demnächst hoffentlich auch mehr Heerener, die machten sich rar unter den gut 200 Zuhörern. Nachdem das Natursteinwerk geschlossen hat und als Veranstaltungsort künftig ausfällt, hofft der Fachbereich Kultur darauf, dass sich der neue Standort bei der Feuerwehr etablieren wird. Einstweilen endet die Sommer-Open-Air Reihe mit dem Jazz-Frühschoppen am 8. September und es geht wieder die geschlossenen Räume ins Theater. Dafür beginnt der Vorverkauf übrigens am Montag.