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Chorkonzert: Von Jungen und Wilden und einem Fake-Staat

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Musik

Plakat Jung und wild1120RFChorkonzert: Von Jungen und Wilden und einem Fake-Staat

Chorkonzert 'Jung und wild' des Chores 'Die letzten Heuler'

Kamen. Es war ein junges und wildes, vor allem aber kurzes, Leben, das Jura Soyfer geführt hat. Es begann 1912 in Charkow und endete 1939 in Buchenwald. 1921 wurde seine Familie, vor den revolutionären Wirren fliehend, nach Wien verschlagen. Schon als Schüler mischte er sich dort in die Politik ein, las und diskutierte viel in pazifistisch-sozialistischen Schüler-Zirkeln und begann zu schreiben. Witzig, charmant und gebildet wie er war, kommentierte er das Zeitgeschehen in Gedichten, die vor allem in der SPÖ-nahen Presse erschienen und auf sein Riesentalent aufmerksam machten. In der Zeit des Austrofaschismus (1934 - 1938) konnten seine Theaterstücke unter den Bedingungen der Zensur nur in Kellertheatern aufgeführt werden.

Eines dieser Stücke ist 'Astoria' - geschrieben 1937, aber hochaktuell. Es handelt von einem Fake-Staat, in dem angeblich Milch und Honig fließen, von dem in Wahrheit aber nur eine Botschaft und das dazugehörige Personal existiert. Der Landstreicher Hupka lässt sich von Gräfin Gwendolyn, die ihrem Mann einen Staat zu seinem 88. Geburtstag schenken will, als erster Untertan engagieren. Die Kunde von diesem Staat zieht die Armen dieser Welt an. Sie wollen hinein, stürmen die Botschaft und die Politsatire nimmt ihren Lauf...

Michael Kamp (*1972, Engagements am Schauspiel Dortmund, Bochum, Düsseldorf, Gründer des Austropott-Theaters am Dortmunder 'U') hat dieses abendfüllende Stück zu einer 25-minütigen szenischen Lesung verdichtet, die er gemeinsam mit der Kammerschauspielern Barbara Blümel auf die Bühne bringen wird. Wichtiger Bestandteil des Stückes sind sechs Lieder, die Reinhard Fehling komponiert hat. Sie geben Michael Kamp als Sänger und dem Chor 'Die letzten Heuler' Gelegenheit, sich von vielen musikalischen Seiten zu zeigen.

Weitere Junge und Wilde, die das Programm des Abends zu bieten hat, sind Georg Herwegh (Dichter des Vormärz), sowie die Romantiker Percy Bysshe Shelley (1792 - 1822) und Franz Schubert (1791 - 1828). Dessen berühmte, mit 18 Jahren geschriebene, Erlkönig-Vertonung hat Reinhard Fehling zu einer (fast) Heavy-Metal-Bearbeitung für Chor und Band ausgebaut.

Es wird also ordentlich Dampf geben bei der Premiere am 1. 11. um 20 Uhr in der Konzertaula Kamen. Die Corona-Auflagen werden beachtet: 200 Zuhörer auf personalisierten Plätzen sind zugelassen, um dem kompakten ca. 90-minütigem Programm, in dem die 'Heuler' mit Abstand 'heulen', ohne Pause zu lauschen. Falls die Nachfrage über die 200 Plätze des Abendkonzertes hinausgeht, könnte ein weiteres Konzert um 17 Uhr desselben Tages angeboten werden. Das Verfahren beim Ticketerwerb für dieses Gemeinschaftskonzert mit der Stadt Kamen wird noch bekannt gegeben. Nähere Infos hierzu finden sich drei Wochen vor dem Konzert auch unter www.reinhard-fehling.de.