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3. Sinfoniekonzert der Spielzeit 2021/2022 der Neuen Philharmonie Westfalen: Das jährliche Gedenken - mit Mozart

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Musik

konzertaula2 19kwvon Dr. Götz Loos
 
Kamen. Der November als Monat des Totengedenkens und Trauerns ist ein fester jährlicher Zeitpunkt, an dem der Oratorienchor der Stadt Kamen gemeinsam mit dem Chor der Konzertgesellschaft Schwerte ein dem Anlass entsprechendes Werk aufführt, instrumental unterstützt durch die Neue Philharmonie Westfalen - deren drittes Konzert der Spielreihe dies zugleich ist.
 
Unter der Leitung von Franz Leo Matzerath gab es an diesem Volkstrauertag in der Konzertaula mit Mozarts Requiem KV 626 eine sehr prominente Trauermusik. Doch zuvor erklang zudem Mozarts Grabmusik KV 42-35a, ein erheblich seltener gespieltes Werk. Letztgenanntes wurde von Mozart als Elfjährigem komponiert und unterscheidet sich in der musikalischen Sprache und Ausdrucksform vom Requiem des “reifen“, schon bald von Krankheit und eigener Todeserwartung geprägten Komponisten, der das Werk nicht einmal beenden konnte (was dann sein Schüler Süßmayr besorgte) bedeutend. Sucht man die Mittel, die Mozart fast in jedem Werk eingesetzt hat und die - für meinen Geschmack manchmal zu deutlich und einseitig - für seinen Stil stehen, so wird man in der Grabmusik äußerst fündig. Statt Melancholie und großer Trauer ist diese Kantate eher optimistisch, strahlend und eben Mozart-typisch in Teilen verspielt. Der Gesang in diesem Werk wird hauptsächlich von Solo-Sopran (hier Antje Bitterlich) und Solo-Bass bzw. -Bariton (Markus Volpert) getragen, der abschließende Chorus wurde vom Komponisten später ergänzt. Die Interpretation gelang von allen Seiten gut, man möchte fast sagen, dabei kann kaum etwas misslingen. Aber die Chorvereinigung glänzte besonders - für mich war dieser letzte Satz daher das “Highlight“.
 
Mit Mozarts Requiem sind beide Chöre vertraut, so dass man hier einen hohen Anspruch ansetzen konnte - wie Oratorienchor und der Schwerter Chor in Vereinigung ja immer wieder ausgezeichnete Interpretationen diverser Stücke hervorgebracht haben. Und in der Tat: Gemeinsam mit den genannten Gesangssolisten sowie Michaela Unsinn (Mezzosopran) und Gustavo Martin Sánchez (Tenor) wurde ein ergreifender Ton getroffen - oder vielmehr viele ergreifende Töne. Die hohe Profession der Chöre wurde lediglich vereinzelt gestört - namentlich durch einzelne “Abstürze“ im Sopran bei hohen Partien; leider ein bekanntes Problem, das offensichtlich noch nicht befriedigend gelöst werden konnte. In den tieferen Lagen war davon aber nicht die Rede und die große Einheit und Dichte der Chorstimmen insgesamt beeindruckte wieder einmal sehr. So hinterließ der
 
Abschlusschor in der im Werk vorherrschenden Tonart d-moll - von der Musik her eine Wiederholung des “Kyrie eleison“, dieses wiederum musikalisch entliehen bei dem von Mozart verehrten Händel - besonders spürbar das Unbehagen eines eher offenen Endes des Todes als die in vielen Requien zum Ende hin verbreiteten Zuversicht, Hoffnung und Trost. Bei solcherart erzeugten Emotionen kann die Interpretation nichts anderes als äußerst gelungen genannt werden.