-Anzeige-

Anzeige

Der Gala-Abend des Oratorienchors - wieder da und noch populärer

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Musik

Ein Vergleich mit früher und eine Rezension

von Dr. Götz Loos

Musik Datei176696959 Urheber abstract fotoliaDatei: #176696959 | Urheber: abstract | fotolia.comBeliebte Melodien, Arien und Chorstücke aus Oper, Operette und Musical waren und sind weiterhin für den Oratorienchor der Stadt Kamen - in gewohnter Sangesgemeinschaft mit dem Chor der Konzertgesellschaft Schwerte - ein Garant für Publikumsinteresse. Die Pandemie hatte dem allerdings zwei Jahre lang einen Riegel vorgeschoben. Doch Samstag vor einer Woche war es endlich wieder soweit. Der Saisonausklang auf die etwas leichtere Art.

Dabei war das Programm von je her schon sehr unterschiedlich von Jahr zu Jahr, manchmal gab es Werke, die im Schwerpunkt des jeweiligen Abends lagen, ein anderes Mal war es ein bunter Blumenstrauss. Und ja, die leichte (im weiteren Sinne klassische) Muse wurde sehr bedient, Operetten standen mitunter im erwähnten Schwerpunkt. Immer konnte das Publikum begeistert werden. Und der Oratorienchor bewies, dass er eben nicht nur das geistliche und weltliche Oratorienrepertoire vorzutragen vermag.

Bei Allem gab es viel Bemühen bei den diversen, vielfältigen Interpretationen - sehr häufig von gutem Erfolg gekrönt - was insbesondere auch den herausragenden Leitern mit viel Anspruch zu verdanken ist. Unter Allen stechen der leider im letzten Jahr verstorbene Joshard Daus und der jetzige musikalische Chef Franz-Leo Matzerath hervor. Matzerath hat die Qualität in den letzten Jahren wieder deutlich gesteigert. Und die stetige Zusammenarbeit mit dem Chor der Konzertgesellschaft Schwerte scheint den Oratorienchor zu beflügeln.

Wie aber entwickelt man den Gala-Abend weiter? Es ist kein Geheimnis, dass Operetten und die "klassischen" Musicals bei jungen Leuten nicht hoch im Kurs stehen - und man auch mit Opern in den jüngeren Rängen zunehmend weniger Menschen erreicht. Matzerath und seine Chöre haben das Programm erstmals durchgreifend mit Filmmusik aus großem Kino, das Jüngere stärker begeistert, ergänzt. Manche Puristen mögen die Nase rümpfen, verstehen dann jedoch nichts von der Qualität dieser Musik.

Freilich hätte die Konzertaula noch voller sein können, aber angesichts der Umstände waren schon viele Plätze besetzt. "Best of the Proms", so der Titel für die diesjährige Aufführung, durchaus mehrdeutig - aber konkret ging es vorherrschend um prominente Stücke, nun auch aus dem Spektrum mehr oder weniger sinfonischer Filmmusik.

Eine Weiterentwicklung - dies vor einem konkreten Blick auf die Stücke - gab es deutlich in den Fähigkeiten der Chorgemeinschaft. Ich bin schon seit längerer Zeit ziemlich begeistert von der erreichten Qualität. Gleichwohl hatte ich immer wieder Schwächen aufgetan. Teilweise sind diese wohl auf gewisse Leichtsinnigkeiten (Disziplin ist zwingend erforderlich) rückführbar, chronisch wirkte allerdings der Mangel in den hohen Lagen beim Sopran. Das war hier nun wie weggeblasen. Das Schrauben in die Höhen beim "Halleluja" aus Händels "Messias" gelang wie nie - ohne jede Schieflage. Und auch sonst konnten keinerlei Abstriche für die Sopranstimmen konstatiert werden.

Von den anderen Stimmgruppen gibt es ebenfalls nichts Negatives zu berichten. Die Chorgemeinschaft schaffte es, nicht nur zu "funktionieren", sondern wunderbare, wo nötig kraftvolle, wo erforderlich ruhige Passagen auf gleichbleibend hohem Niveau zu bewältigen. Roland Vesper war dieses Mal nicht nur "Einführer" in das Konzert, sondern Moderator, Conferencier - mit Witz und Klugheit; er musste jedoch ein bisschen auftauen. Und mit Verlaub, beurteilt durch mich als leicht manischen Fan: Vespers Star-Wars-Kenntnisse sind bei allem guten Willen sehr verbesserungsbedürftig...

Und so zum Programm (das man leider nicht in die Hände bekam): "Die Entführung aus dem Serail" von Mozart zuerst, als Generalouvertüre zum Abend der "Marsch der Janitscharen". Die durchgehende Professionalität der Neuen Philharmonie Westfalen als agierendes Orchester sei nur am Rande bemerkt. In dieser ersten Hälfte des Abends stand einiges aus Donizettis "Liebestrank" auf dem Programm, dann brillierten die Chorsängerinnen mit dem tief berührenden "Hebe deine Augen" aus Mendelssohns "Elias" - also auch Oratorium vertreten - und wie gut... Und nicht minder berührend wie im Vortrag die "14 Englein" aus Humperdincks "Hänsel und Gretel". Eine schlagartig andere Stimmung (und instrumental) dann das Thema aus "The Dark Knight" (Batman) von Hans Zimmer. Es sind diese Wechsel, die das Salz in der Suppe ausmachen!

Nach der Pause - bereits erwähnt - das "Halleluja" aus dem "Messias" oder vielmehr "Messiah", denn es wurde das englische Original gesungen, wie meist bei Chorstücken und Arien der Vortrag in den Originalsprachen erfolgte. So wurde es auch bei dem "Chor der Sklaven" (besser bekannt als "Gefangenenchor") aus Verdis "Nabucco" gehalten - die Interpretation mit beachtlicher Wärme. So kam auch Massenets "Meditation" aus "Thais" herüber, mit NPW-Konzertmeister István Karácsonyi als einfühlsamem Solisten.

Die beiden Gesangssolisten waren Antje Bitterlich (Sopran) und Stephan Boving (Tenor), die glänzend alle Arien meisterten und durchaus begeisterten. Antje Bitterlich glänzte bedeutend in der Arie von Ennio Morricone aus dem Romy-Schneider-Film "La Califfa" ebenso wie bei dem "Walzer-Song" "Il Bacio" von Luigi Arditi. Und erwartet gut war Stephan Boving bei "Dein ist mein ganzes Herz".

Zugegeben, die Stücke aus John Williams' besonders genialen Musik aus der "Star Wars"-Saga habe ich mit besonderem Interesse herbeigesehnt. Heraus kam ein gutes Medley - leider "nur" instrumental, dabei gibt es reichlich Chorstücke. Der "Imperial March" war sicherlich das Highlight, sehr gut im ursprünglichen Sinne interpretiert.
Der Chor kam dann abschließend zum Einsatz beim Thema aus "Conquest of Paradise" von Vangelis - wenn auch Roland Vesper den "anspruchsvollen" Text karikierte. Der kürzliche Tod Vangelis' ließ die Darbietung zudem zum Nachruf werden.

Dieser Gala-Abend bot einen gelungenen Mix. Die verstärkte Einbindung von Filmmusik machte daraus zusätzlich einen historischen Meilenstein, der in die Zukunft weist. Noch mehr sollte allerdings der Chor bei den Filmmusikwerken beteiligt werden, da gibt es unzählige Möglichkeiten.