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GSW

Grandioser "Messiah" - "Der Messias" im englischen Original zum Abschied von Franz Leo Matzerath

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Musik

Konzertrezension

von Dr. Götz Loos

musik1223GLKamen. Eines der am meisten beeindruckenden Oratorien besthin ist "Der Messias" von Georg Friedrich Händel. Trotz seiner Länge ist das Werk sehr populär und beliebt - und ich unterstelle, dass es nicht nur wegen des berühmten "Halleluja"-Chores so ist. Entsprechend oft wird es aufgeführt, entsprechend sehr viele Aufnahmen existieren. In Deutschland wird es meist in deutscher Übersetzung aufgeführt, Händels Original steht in Englisch.

Das machte das Konzert am Sonntagabend in der Konzertaula interessant, abgesehen davon, dass es die letzte von Franz Leo Matzerath geleitete Konzertaufführung vor seinem Ruhestand war. Sehr schade.
In englischer Sprache also, so wie Händel im Original, denn er war ja in London am Hof beschäftigt. Und ich war verblüfft, wie gut es dem Chor gelang, das Englische nicht nur in der Aussprache, sondern auch gesungen herüberzubringen. Hier gibt es ebenso wenig zu bemängeln wie an der musikalischen Qualität der unter Matzerath stets zusammengefügten Chorgemeinschaft aus dem Oratorienchor der Stadt Kamen und dem Chor der Konzertgesellschaft Schwerte. Dies war wieder eine grandiose, absolut perfekte Interpretation. Besondere Messlatte waren die schwierigen Passagen in Lage und Dynamik - und genau hingehört: Praktisch makellos!

Nun, das Orchester hätte man sich größer gewünscht, zumal bekannt ist, dass Händel in London fast stets größere Besetzungen zur Verfügung gestanden hatten. Und ein echtes Cembalo im Continuo anstelle einer Cembalostimme vom Keyboard hätte sicher auch mehr Eindruck gemacht. Aber dieses Ensemble, an dem immerhin Mitglieder der Dortmunder und Essener Philharmoniker, der Neuen Philharmonie Westfalen und des WDR-Sinfonieorchesters Köln beteiligt waren, schaffte dennoch einen - insbesondere auch in Relation zum Chor - angemessenen, in Klangfülle, Stimmführung und Ausdruck perfekten Klang.
Dazu trugen die Gesangssolisten und -innen nicht minder bei: Simone Krampe (Sopran), Ruut Mattila (Mezzosopran/Alt), Jakob Kreß (Tenor) und G. Martin Sánchez (Bass). Vor allem die beiden Männerstimmen waren in Ausdruck und Sprachsicherheit überragend.

Das Konzert war also ein eindeutiger Genuss, Klänge und Gesänge zum Einfühlen. Es störte auch wenig, dass einige Stücke herausgekürzt oder gestrichen waren - eine gängige Praxis bei Aufführungen, um unter drei Stunden zu bleiben. Lediglich die fehlende Reprise des "Grave"-Teils der Ouvertüre (Sinfonia) fand ich weniger gut. Die Stücke, die dem Werk einerseits Dramatik, andererseits Glanz verleihen, waren jedoch alle da - natürlich das "Halleluja", aber auch "Seht an, das Gotteslamm" und ohnehin "Würdig ist das Lamm" und das abschließende "Amen". Wie gesagt, alles mehr als nur einwandfrei dargeboten, sondern in Perfektion.

Damit hat Franz Leo Matzerath förmllich bis zum Schluss bewiesen, wie er seine Chöre bis zur Perfektion gebracht hat. Das Publikum dankte ihm mit stehenden Ovationen und lang anhaltenden Applaus. Als Zugabe gab es "O Du Fröhliche" - zum Mitsingen des Publikums. Die Bürgermeisterin, die im Chorsopran mitgesungen hatte, dankte Matzerath für seine lange Arbeit bereits auf der Bühne.

Bei einer kleinen Feierstunde anschließend im Foyer der Aula wurde dies vertieft, zudem gab es Reden vom Oratorienchorvorsitzenden Heinrich Behrens, vom ehemaligen Landrat Michael Makiolla als Förderer, von Christine Hupe, der Kulturausschussvorsitzenden des Kreises Unna und desjenigen der Stadt Kamen, Daniel Heidler. Das Akkordeonensemble der Musikschule Kamen unter Leitung von Ruslan Maximovski setzte einen musikalischen Rahmen mit höchst bemerkenswerten Interpretationen.

Franz Leo Matzerath, seit 1988 bzw. 1990 musikalischer Leiter des Kamener Oratorienchors und des Chores der Konzertgesellschaft Schwerte, dankte warm, herzlich und humorvoll für die Worte und die Anerkennung (und eine Menge an Geschenken). Besonders ins Stammbuch sollten sich die Chöre seine Bemerkung schreiben, dass er bewundere, wie Laienchöre eine dermaßen hohe Qualität und Professionalität erzielen können.

Freilich ist dabei natürlich die Arbeit, auch in pädagogisch-psychologischer Hinsicht, von wichtigster Bedeutung, die Matzerath den Chören hat angedeihen lassen. Ich habe im Laufe der Jahrzehnte selbst bemerkt, wie sich die Qualität bis hin zu perfekten Darbietungen immer mehr gesteigert hat. Das ist Matzeraths vornehmlicher Verdienst und sein Vermächtnis. Hoffen wir, dass sein Nachfolger dort anknüpfen wird.