Lemberger Philharmonie und großartige Solisten gestalteten großartigen Start ins neue Jahr
Kamen. (wol) Fröhlich, gespielt beschwipst und operettenhaft ließ die Philharmonie Lemberg an diesem Abend die Situation in ihrer ukrainischen Heimat vergessen. Mit gesanglicher Verstärkung aus Wien und einem überragenden Wunderkind als Solist an der Violine eröffnete das Orchester unter der Leitung von Gudni Emilsson am Neujahrstag das neue Kulturjahr in der Konzertaula.
In den vergangenen 10 Jahren bestritten die Lemberger schon viermal das traditionelle Neujahrskonzert in der Konzertaula. In diesem Jahr standen die Vorzeichen in ihrer Heimatstadt keineswegs gut. Zwar liegt sie weiter weg von den Kriegsfronten in der Ukraine, Raketen aber schlugen auch hier schon mehrfach ein. Dirigent Gudni Emilsson moderierte darüber mit echten Entertainerqualitäten hinweg. Er suchte und fand die Interaktion mit 650 Zuhörern in der gut besetzten Konzertaula bis er sein Publikum schließlich in der Zugabe als begeistertes Klatschorchester mit dirigierte.
Der Strauss-Evergreen „Ich lade gern mir Gäste ein“ passte deshalb perfekt in das musikalische Programm, das Dirigent und Orchester an diesem Tag auch mit Ergänzungen und Abweichungen von der angekündigten Musikfolge frei gestalteten. Das Thema des Abends gab Komponist Rudolf Sieczynski mit seinem „Wien du Stadt meiner Träume“ vor. Als Solistenpaar aus Wien präsentierten die Mezzosopranistin Cornelia Sonnleithner und Tenor Martin Mairinger diese Hymne an ihrer Stadt besonders glaubwürdig.
Mal allein, mal im Duo beeindruckten sie mit großartigen Stimmen und spürbarem Spaß an operettenhaftem Schauspiel und prosteten sich selbst und dem Publikum zu. „Gern hab ich die Frauen geküsst“ zelebrierte er, sie erntete beim „Schwipslied“ von Strauss Lacher für ihre nicht nur gesanglich gekonnte Präsentation dieser Strauss-Komposition. Das Orchester brillierte in besonderer Weise bei einem temperamentvoll dargebotenen Donau-Walzer und der eingestreuten Pizzicato-Polka, die von den Brüdern Johann und Josef Strauss gemeinsam komponiert wurde.
Das besondere Highlight des Abends hatte der Orchesterleiter als Überraschung angekündigt. Der 1908 verstorbene Pablo de Sarasate hatte selbst als Violinist schon in jungen Jahren als Virtuose Ruhm erlangt. Für die von ihm komponierten Zigeunerweisen rief Gudni Emilsson als Violin-Solist Daniel Komonka auf die Bühne. Der Sohn des ersten Geigers und Konzertmeister des Orchesters ist selbst gerade mal 13 Jahre alt und erntete mit grandioser Virtuosität und gefühlvollem Spiel völlig zu Recht „Standing Ovations“ von einem restlos begeisterten Kamener Publikum.
Der Sprung ins neue Jahr geriet mit der Philharmonie Lemberg wirklich gelungen. 2023 war für die Konzertaula und ihre Programmmacher ein ausgesprochen erfolgreiches Jahr mit vielen wirklich lohnenden Angeboten. 2024 kann gemessen am Neujahrsstart daran bestens anknüpfen und weckt Vorfreude auf mehr.