• Zeche Monopol
  • Kamener Kreuz
  • Kamener Kirchen
  • Kamen-Methler
  • Schloss Heeren

Letzte Nachrichten

    Werbung

    Musikkritik: GSW Kamen Klassik - in der nostalgischen Musikwelt der Achtziger mit NPW-"Bigband"

    von Dr. Götz Loos
     
    Foto: Katja Burgemeister für KamenWeb.deKamen. Was wäre eine Party meiner Generation ohne Rock und Pop der 1980er Jahre? Da werden Erinnerungen wach, da verfällt man, gewollt oder ungewollt, in eine Nostalgie, da steckt zusätzlich - zumindest für viele - reichlich Kult drin. Kurz, die Musik des genannten Jahrzehnts hat einen bedeutenden Status - oder warum werden bis heute immer wieder Verbindungen dazu geknüpft?
     
    Also haben die Neue Philharmonie Westfalen und GMD Rasmus Baumann dieses Jahr bei GSW Kamen Klassik das Motto gewählt: "Back to the 80s" - und ein entsprechendes Programm dazu erstellt, wobei es sicherlich eine Qual der Wahl gab. Es brachte Highlights, große Songs, zum Mitsingen - ja, dazu wurde das Publikum animiert. 
     
    Dass man das "Klassik" im Namen der Veranstaltung "kritisieren" kann, habe ich in Besprechungen früherer Veranstaltungen bereits erwähnt (besser wäre "Kamen Crossover"). Tatsächlich waren die wirklich klassisch zu nennenden Anteile gering, dafür gab es wahrlich keine Verkitschung der Musik, wie man es sonst oft kennt, wenn Orchester sich daran machen, Popmusik zu spielen. Nein, die NPW und Baumann haben gerade in diesem Jahr eindeutig und durchgehend Bigband-Qualitäten in ihren Bearbeitungen bewiesen - und zwar vom Feinsten. Die Ergänzung um eine kleine Combo war freilich auch bedeutend, um hinreichend Rock- und Pop-Feeling in die Arrangements zu bringen.
     
    Bewährt waren die Sänger Viviane Essig und Henrik Wager, die sich bereits in vergangenen Jahren durch ihren gewaltigen Stimmumfang, Einfühlungsvermögen und Anpassungsfähigkeit empfohlen haben. Das bewiesen sie auch an diesem Abend erneut und schafften teilweise Spitzenleistungen, die über reine Angemessenheit hinausgingen.
     
    Den Anfang machten instrumentale Bearbeitungen: "Eye of the Tiger" (Survivor), sehr überschwänglich, mit mächtigen Schleifen der (Blech-)Bläser; "Papa Don't Preach" (Madonna), mit einem Gitarrensolo; "Billie Jean" (Michael Jackson), wo das Orchester die Synthie-Anteile sehr gut nachahmte.
     
    Viviane Essig glänzte dann mit "I Will Always Love You" (Whitney Houston) - und zwar in voller Perfektion. Sie schaffte nicht nur den Schmelz und die Kraft der Originalstimme  zu erreichen, sondern ging darüber hinaus und nuancierte Anpassungen an die Instrumente, die ich einzigartig fand.
    Ein Saxofonsolo rundete die Interpretation ab.
    Beim folgenden "Simply the Best" allerdings war es ganz anders. An Tina Turners Stimme kam Essig weithin nicht heran. Nun gut, eine Ausnahme.
     
    Nachdem MTV geehrt worden war, folgte ein orchestrales Intro und danach "Maniac" aus dem Film "Flashdance". Michael Sembello ist für mich ein ganz großer Singer-Songwriter, der zu Unrecht nicht in der ersten Reihe der Megagrößen der Popmusik steht. Die Interpretation gefiel mir ganz gut.
     
    Mit "New York State of Mind" und "Uptown Girl" wurde der große Billy Joel gefeiert. Dann "Africa" von Toto. Alles Darbietungen hoher Qualität, das Orchester weiterhin die Instrumentation der Originale hervorragend treffend. Neben Viviane Essig zeigte Henrik Wager die Stärken seiner Stimme, herausragend. Doch es kam dann mit "Kiss" auch ein Song, bei dem Wagers Stimme den Gesang von Prince weniger traf. Doch wie bei Viviane Essig mit Tina Turner waren dies Ausnahmen.
    "We are the World" (USA for Africa) beschloss den ersten Teil. Da dies meine Abi-Hymne war, konnte ich mich hier beim Mitsingen nicht zurückhalten. Eben Nostalgie. Aber ebenfalls gute Interpretation.
     
    Instrumental zunächst nach der Pause, hymnisch, hier dann doch mitunter sehr klassisch - oder Showmusik? Crossover lässt viele Spielräume der Deutung...  
    Es kamen eben mit "The Final Countdown" (Europe - wer kennt überhaupt die immer noch bestehende Band?) und "Jump" (Van Halen) zwei Hymnen der Achtziger zu Gehör. Eigentlich in jeder Interpretation mitreißend!
     
    Ein Medley von The Police bzw. Sting folgte: "So Lonely", "Message in a Bottle", "Every Breath You Take". Stings hohen Gesang bekam Henrik Wager erstaunlich gut hin, das kam äußerst gut herüber. Danach ebenfalls ein Medley, nun Elton John: "Sorry Seems to Be the Hardest Word", "I'm Still Standing", "Don't Let the Sun Go Down on Me", "Don't Go Breaking my Heart" (hoppla, eine kleine Verirrung in die Siebziger...). Dabei kamen Essig und Wager teilweise als eingespieltes Duo zum Einsatz, bestens harmonierend.
     
    "Take on Me" von a-ha als Nächstes. Für mich einer der besten Liebes-Popsongs, in der Poesie des Textes sicherlich etwas verkannt. Herausforderung hierbei ist das Halten sehr hoher Töne im Refrain - aber was soll man sagen, Wager schaffte es glänzend! Das Schlagzeugintro gefiel mir zudem sehr gut, auch wie die Bläser das erste schnelle Thema nahmen.
     
    Einer der bekanntesten Filmsongs ("Dirty Dancing") danach: "The Time of my Life" (Bill Medley & Jennifer Warnes). Schönes Duo von Essig und Wager, virtuoses Saxofonsolo - kurz: Auch sehr gefällig.
     
    "Tainted Love" (Softcell), ein ewiger Partyhit seit den Achtzigern (doch wer kennt das Original?) folgte - atemberaubend, wie das Orchester die Keyboardstimmen hinbekam.
    Auch die Pet Shop Boys wurden gebracht mit "It's a Sin", ein Song, der schon im Original sehr geeignet für Big Bands ist. Und schließlich mit "I Just Can't Get Enough" eines der "helleren" Lieder von Depeche Mode - wo der ständig wiederholte Refrain von sich aus zum Mitsingen anregt. Für die Sänger eher Standard, nicht zu schwierig im Vortrag.
     
    Trotzdem sei die Leistung von Essig und Wager nochmals gewürdigt: Das war alles in allem mehr als Covergesang, das waren hohe künstlerische Leistungen.
    Und das belegten sie noch einmal in den Zugaben: "Sweet Dreams" (Eurhythmics), der fast stakkatohafte Gesang wurde einwandfrei getroffen. Und ganz am Ende sehr romantisierend, sehr kantilenenhaft, aber sehr berührend, mit "Take Me Home", einem der nicht ganz so bekannten Songs von Phil Collins. Mit wohligen Gefühlen wurde man so nach Hause entlassen.
     
    Was das Einbringen und die Leistungen der NPW anbetrifft, so sei abschließend gesagt, dass die Arrangements insgesamt doch mehr oder weniger Raum für orchestrale Passagen ließen - zum großen Teil mit Big-Band-Charakter, vereinzelter klassisch orientiert. Virtuose Soli, teilweise neu gegenüber den Originalen, auch Variationen der Melodien brachten etwas Alleinstellung - waren jedoch in erster Linie von bester Qualität und mitunter das "Salz in der Suppe". Und dem Publikum hat es ohne Frage Spaß gemacht, das traditionelle Konzert vor der Ferienzeit.
     

    Werbung

    Suche

    Werbung