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GeEl’s MusiKolumne – Folge 2: Das Ende der Weihnachtsmusik

am . Veröffentlicht in Musik

von Dr. Götz Heinrich Loos

Mit Mariä Lichtmess am 2. Februar endet die Weihnachtszeit, lehrt uns das Kirchenjahr. Dann werden in den Kirchen die Krippen verpackt und die Weihnachtsbäume entsorgt, so sieht es zumindest die Tradition vor. Doch gibt es überhaupt noch jemanden, der jetzt an Weihnachten denkt? In den Supermärkten strahlen uns die Osterhasen und Schokoeier an, in Fernsehen, sozialen Medien und an Plakaten werden Karnevalsfeiern präsentiert und angekündigt, der Mainstream ist generell in den Alltag zurückgekehrt. Und wir haben vom „Alten Schweden“ unter den Möbelhäusern gelernt, wann wir unsere „Jahresendforstgehölze“ auf die Straße zu werfen haben – das ist schon Wochen her...

In der Margaretenkirche hat man es dann doch gemacht: Ein Gottesdienst mit weihnachtszeitlicher Musik – nach dem Fest und Neujahr, hin zum Dreikönigstag – vor weihnachtlicher Kulisse. Aber es ist schon so ungewöhnlich, dass es in der Presse besonders betont wird. Tatsächlich verschwindet die Weihnachtsmusik spätestens direkt nach Neujahr in den Schubladen; auch ich kann nicht sagen, dass ich beispielsweise das Weihnachtsoratorium von Bach danach noch häufig höre – dabei ist gerade dieses Werk darauf angelegt, dass man die einzelnen Kantaten eigentlich an den jeweils vorgesehenen Tagen bis zum Dreikönigstag hört. Man muss allerdings auch ehrlich sagen: Die Dauerbeschallung mit „Klingglöckchen“, „Leise rieselt der Schnee“, „Stille Nacht“, „O Tannenbaum“ und sonstigen Weihnachts-Evergreens beim Einkauf, im Fernsehprogramm, auf der Blockflöte der Nachbarstochter etc. kann einen durchaus mitunter zum Weihnachtslied-Hasser machen.

Ewig das Gleiche in die Ohren zu bekommen, ist Ausdruck von Fantasiemangel und Ahnungslosigkeit, was das breite Repertoire an Weihnachtsmusik betrifft. In dem Fall kann ich nur empfehlen, sich zumindest mit der Musik von John Rutter vertraut zu machen, dem „Weihnachtsmann“ unter den Kirchenmusikern und Komponisten – und das meine ich ganz positiv. Er hat selbst eine so große Menge an Weihnachtsliedern in Töne gesetzt, dass man eine große Auswahl hat, die nicht so schnell abbricht. Mittlerweile gibt es ganze Alben ausschließlich mit Rutters Weihnachtschorwerken. Auch in den Kamener Kirchenkonzerten in der Advents- und Weihnachtszeit ist er inzwischen sehr präsent. Dass seine Werke in englischer Sprache stehen, sollte heutzutage niemanden mehr schrecken. Außerdem eine Anregung an alle Kirchenmusiker: Man kann die Texte auch übersetzen.

Wer es opulenter (oratorienhafter) und noch engsinniger „klassisch“ mag – auch Bach und Händel („Messias“) sind nicht das Ende der Fahnenstange; Saint-Saens’ Weihnachtsoratorium kennt man in Kamen auch schon – hin und wieder. Doch da ist noch mehr sehr Schönes aus der Spätromantik: Liszts „Christus“ oder Berlioz’ „L’enfance du Christ“ – gerade letzteres Werk mit einer faszinierend berührenden Tonsprache und einer meditativen Wirkung der Chorstücke.

So, die Weihnachtszeit ist vorbei, die Weihnachtsmusik ist weg – aber das nächste Mal kommt schneller als wir glauben; und vorher schon (am besten möglichst bald!) eine ansprechendere Musik zurecht gelegt...