Konfliktreich geht es zu zwischen dem Geizigen und dem Diener, der mit der Kopfbedeckung zwischen diversen Funktionen wechselt.
Kamen. (wol) Eine mehrere hundert Jahre alte Geschichte von Molière um einen geizigen alten Sturkopf zu verknüpfen sowohl mit dem Herrn der Ringe als auch mit Elon Musk – das muss man erstmal schaffen. Kalle Pohl und die Braunschweiger Komödie am Altstadtmarkt bekamen das in der Konzertaula locker hin.
Die Geschichte selbst ist ziemlich aus der Zeit gefallen. Abenteuerliche Perücken und ein Kleidungsstil von einst signalisierten auf der Bühne die Herkunft des Stoffs aus dem 17. Jahrhundert. Väterliche Familiendiktatur mit vom Oberhaupt angeordneten Ehekonstellationen bestimmen die Verwicklungen der Erzählung. Die Knauserigkeit des Geizigen ist selbst in einer Zeit übertrieben, in der Geiz gelegentlich als geil galt.
Vater und Kinder streiten um sehr unterschiedliche Heiratspläne.
Kalle Pohl – vor Jahren neben Carell und Busse einer der Stars bei „Sieben Tage, sieben Köpfe“ - kann nicht nur Komik. Den knurrigen Alten nimmt man ihm ab. Und er durchbricht immer mal wieder mit kleinen Gagspitzen weit weg vom Original dessen Rahmen. Ohne solche Gags wäre die Story wohl auch zu trocken und realitätsfern rübergekommen. Zum Beispiel wird die Goldkiste des Geizigen plötzlich tituliert wie Gollums „Schatz“ aus dem Herrn der Ringe. Die Verwicklungen um diverse Heiratspläne nimmt die Inszenierung auf der Bühne am Ende selbst nicht mehr ernst: „Jetzt wird es lächerlich“, heißt es da plötzlich selbstkritisch.
Ein wenig Moral hatte schon Molière im Sinn. Der Geizige hat am Ende nur noch seinen Schatz. Die Menschen um ihn herum hat er längst verloren. Eine Anspielung stammt sicher nicht von Molière: Der Geizige kündigt beim Finale an, seine Goldtaler zu Milliarden weiter vermehren zu wollen um dann auch noch zum Mars zu fliegen. Spätestens da zitiert Pohl nicht mehr Molière sondern Musk.
Allein mit Geldkassette und mit Plänen im Stile Elon Musks endet das Ganze für den Geizigen alias Kalle Pohl.