Kamen. (AG) Heimatromane und Lovestorys aus dem Ruhrgebiet gibt es viele, der Kamener Autor Jochen Ruscheweyh hat diesen Genre-Mix jetzt um den Faktor Heavy Metal erweitert.
Der Ur-Hörder und Wahlkamener, der „im echten Leben“ Sozialarbeiter ist und in einem früheren Metal-Gitarrist war, beschreibt in seinem Debutroman „Songtexte schreiben is’ wie im Wald scheißen“ die ausgehenden Achtziger Jahre aus der Sicht einer Dortmunder Band, deren Mitglieder sich mit Anfang Zwanzig in einer Zeit ohne Mobiltelefonen - stattdessen aber mit analogen Tonstudios - mit den damals üblichen Problemen von Musikern herumplagen: Besetzungskarussel, schwer überbrückbare musikalische Differenzen, das Lead-Singer-Syndrom, feste und lockere Beziehungen, unterschiedlich ausgeprägte Intellekte, die Künstlerseele, mieses Equipment, heruntergekommene Proberäume, Alkohol, Drogen und Erwachsenwerden, alles gewürzt mit einer ordentlichen Portion Dortmunder Lokalkolorit. Im Mittelpunkt der Erzählung steht der autobiographisch behaftete Protagonist Andreas, Gitarrist, Student, Nebenverdiener und Bandkatalysator. Und zu entgiften gibt es im Gefüge der Kapelle einiges, denn es gibt viele, die Stress machen: Ob es der als Songschreiber hoffnungslos uninspirierte Leadsänger ist, der etwas klischeehaft mit weichen Drogen dealende Drummer oder die Freundin, die ihr eher bürgerliches Berufsleben nur schwer mit Andreas lockerem Rockerdasein vereinbaren kann und sich dann für die Karriere entscheidet – was sich letztlich als Fehler herausstellen soll. Andreas Wuttke erscheint sozusagen wie eine Art „Herr Lehmann“ in der lokalen Musikerszene, und statt in Bremen in Dortmund.
„Songtexte schreiben is’ wie im Wald scheißen“ ist das Ergebnis einer Reihe von Kurzgeschichten, die Jochen Ruscheweyh bereits online veröffentlicht hat und in die er irgendwann den berühmten roten Faden einsponn, der die Erzählung zu einem Roman macht. Eine Fortsetzung sei auch schon zur Hälfte fertig, kündigt Ruscheweyh an, der jetzt, mit Anfang Fünfzig, seine eigene Gitarre an den Nagel gehängt und gegen das Schreiben und seine beiden Hunde eingetauscht hat. Auch wenn es mitunter auch eine Liebeserklärung an das Ruhrgebiet ist, erteilt das 237 Seiten starke Buch dem aktuellen Revival-Trend zu einer überproportionalen Romantisierung eine Absage. Dem entgegen wirkt schon die Alltagssprache der Figuren, eine bunte Mischung aus Ruhrpottdeutsch, Rock’n’Roller-Slang und einer gehörigen Portion authentischer Gossensprache – der Titel lässt es ja schon erahnen. Erhältlich ist das Buch, das im Eigenverlag erscheint und sicherlich nicht nur für Metal-Fans und Lokalpatrioten interessant sein dürfte, per Vorkasse unter https://www.shakemybantahoe.de/Bandshake/. Auch in der Thalia/Mayerschen Buchhandlung in Kamen soll ein kleines Kontingent zu bekommen sein, so der Autor.