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Gedicht der Woche: Tagebuch

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 
Tagebuch

Schreib es auf, dein Leben
schreibe Tag für Tag
lies es später, lies, was du
vergessen mit der Zeit, prüfe

was du fühlst dabei, ist es
Freude, ist es Glück, nein du
erschrickst, denkst, mein Gott
das war dir mal wichtig

wichtig, um es aufzuschreiben
das hat dich berührt, das hat
dich belastet, das verärgert, ließ
dich wütend werden damals. Wie

banal, wie beschämend. Nein
das darf doch nicht dein Leben
sein, darf es nicht. Ach, wie
wertlos wäre es. Nein,

nicht Glück, es ist Trauer, die
dich überkommt, tiefe Trauer
aber dann, dann musst du plötzlich
lachen. Ja, diesen Scherz

erinnerst du, habt ihr drüber
laut gelacht. Und auch jener
Scherz und dieser, stellst
du plötzlich fest, nein

nicht Wut, nicht Ärger
nicht, was dir mal wichtig
schien. Freude bleibt zurück
Freude und das Lachen, schreib

das auf, genau das. Tag für
Tag, lies es später, dass du´s nie
vergisst. Das ist Leben, das ist
deines, dafür hat es sich gelohnt

Heinrich Peuckmann

Gedicht der Woche: Gibt es den Teufel?

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 
Gibt es den Teufel?

Die Nachrichten überschlagen sich
und wir haben die Gewissheit,
uns niemals in einem bedingungslosen und ewigem Frieden
ausruhen zu können.

Die ukrainische Sprecherin macht sich Notizen -
Wichtige Worte für Europa

wichtige Worte dürfen nicht vergessen werden -

Bitte lasst uns Sie morgen noch hören können.

Gibt es den Teufel?

Google weiß es nicht
Siri?
Siri?

Auch die bibelfestem Großeltern haben keine klare Antwort auf die Frage einer fünfjährigen,
in deren Stimme die Hoffnung auf ein „Nein“ liegt

Die Russen sind einmarschiert

Unterschiedliche Akzente bei Phönix geben neue Gewichte,
die sich in die Minsker Asche (zer)legen

Zwischen Separatisten und Macht

Zwischen Westen und Osten

Und ich suche nach einem sicheren Ort

Da wo der Teufel uns nicht findet
und ich mit Liebe in meinem Herzen
erliege

Emotionen und Anspruch auf ein Recht
unterwirft die Diplomatie
und neutrale Mimik verhärtet sich
und kreist um eine Angst vor

Krieg

Das Make-up hat sich in die Falten gelegt,

Und über den Atlantik scheint es schon gar keines mehr zu geben.

Ich schaue in Amerikas errötetes Gesicht

das neue Fernsehen lässt keine Geheimnisse zu

Und doch finde ich bei allem HD und 4K keine Wahrheit
und eine Lösung schon gar nicht

Auch keine Antwort auf die Frage

„Gibt es den Teufel?“

Oder vielleicht doch

Und ich halte mein Kind fest in den Arm

Voller Liebe

Und so fest

Dass es ihr die Möglichkeit raubt,
in meinen Augen,
die Angst und den Schmerz
zu erahnen.

Vor dem Teufel

Vor Krieg

Bilitis Naujoks

„Songtexte schreiben is’ wie im Wald scheißen“: Metal-Gitarrist aus Kamen schreibt Roman über alte Zeiten

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

buchvorstellung222Kamen. (AG) Heimatromane und Lovestorys aus dem Ruhrgebiet gibt es viele, der Kamener Autor Jochen  Ruscheweyh hat diesen Genre-Mix jetzt um den Faktor Heavy Metal erweitert.

Der Ur-Hörder und Wahlkamener, der „im echten Leben“ Sozialarbeiter ist und in einem früheren Metal-Gitarrist war, beschreibt in seinem Debutroman „Songtexte schreiben is’ wie im Wald scheißen“ die ausgehenden Achtziger Jahre aus der Sicht einer Dortmunder Band, deren Mitglieder sich mit Anfang Zwanzig in einer Zeit ohne Mobiltelefonen - stattdessen aber mit analogen Tonstudios - mit den damals üblichen Problemen von Musikern herumplagen: Besetzungskarussel, schwer überbrückbare musikalische Differenzen, das Lead-Singer-Syndrom, feste und lockere Beziehungen, unterschiedlich ausgeprägte Intellekte, die Künstlerseele, mieses Equipment, heruntergekommene Proberäume, Alkohol, Drogen und Erwachsenwerden, alles gewürzt mit einer ordentlichen Portion Dortmunder Lokalkolorit. Im Mittelpunkt der Erzählung steht der autobiographisch behaftete Protagonist Andreas, Gitarrist, Student, Nebenverdiener und Bandkatalysator. Und zu entgiften gibt es im Gefüge der Kapelle einiges, denn es gibt viele, die Stress machen: Ob es der als Songschreiber hoffnungslos uninspirierte Leadsänger ist, der etwas klischeehaft mit weichen Drogen dealende Drummer oder die Freundin, die ihr eher bürgerliches Berufsleben nur schwer mit Andreas lockerem Rockerdasein vereinbaren kann und sich dann für die Karriere entscheidet – was sich letztlich als Fehler herausstellen soll. Andreas Wuttke erscheint sozusagen wie eine Art „Herr Lehmann“ in der lokalen Musikerszene, und statt in Bremen in Dortmund.

„Songtexte schreiben is’ wie im Wald scheißen“ ist das Ergebnis einer Reihe von Kurzgeschichten, die Jochen Ruscheweyh bereits online veröffentlicht hat und in die er irgendwann den berühmten roten Faden einsponn, der die Erzählung zu einem Roman macht. Eine Fortsetzung sei auch schon zur Hälfte fertig, kündigt Ruscheweyh an, der jetzt, mit Anfang Fünfzig, seine eigene Gitarre an den Nagel gehängt und gegen das Schreiben und seine beiden Hunde eingetauscht hat. Auch wenn es mitunter auch eine Liebeserklärung an das Ruhrgebiet ist, erteilt das 237 Seiten starke Buch dem aktuellen Revival-Trend zu einer überproportionalen Romantisierung eine Absage. Dem entgegen wirkt schon die Alltagssprache der Figuren, eine bunte Mischung aus Ruhrpottdeutsch, Rock’n’Roller-Slang und einer gehörigen Portion authentischer Gossensprache – der Titel lässt es ja schon erahnen. Erhältlich ist das Buch, das im Eigenverlag erscheint und sicherlich nicht nur für Metal-Fans und Lokalpatrioten interessant sein dürfte, per Vorkasse unter https://www.shakemybantahoe.de/Bandshake/. Auch in der Thalia/Mayerschen Buchhandlung in Kamen soll ein kleines Kontingent zu bekommen sein, so der Autor.

Gedicht der Woche: Trennung

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 
Trennung

Rockmusik, die Rolling
Stones, die Beatles, ja die
hörten auch die Kinder
seiner Freunde und Kollegen

Das war halt so, das machen
alle Kinder, warum nicht
auch sein Sohn. So dachte er,
so weit normal. Nur dass er

schimpfte über die Musik
auch wie die Freunde
und Kollegen. Mach den
Lärm aus, wer soll so

was hören. Doch eines Tages
irgendwann, als er in
mein Zimmer trat und meine
neue Platte hörte

Antonin Dvorrak, Symphonie
aus der neuen Welt
da stutzte er, da blieb er
reglos stehen, da sagte er

kein Wort, vier, fünf endlose
Sekunden lang, nichts
Stand wie erstarrt im
Rahmen meiner Tür, mit

 

offenem Mund, nach Worten
ringend, die er nicht fand
Nein, so was hörte, ich sah
ihm an, dass er das dachte, keines

der Kinder seiner Freunde, so
etwas war neu in seinem
Umfeld, seiner Familie. Mein
neuer Musiklehrer am

Gymnasium war es, der
mich öffnete dafür und
ich begriff, ich hatte eine
Grenze überschritten

hier begann die Trennung
den Rest des Weges ging
ich mit ihm, ging er mit
mir, doch nebeneinander

Gewinn und Verlust
Bruch mit meiner Heimat, da
war ich vorgestoßen, wohin er
mir nicht folgen konnte

doch blieb ich bei ihm, er
bei mir. Da war was andres
das ich nicht verlor
und nie verlieren wollte

Heinrich Peuckmann

Gedicht der Woche: Die Heimat im Kopf

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 
Die Heimat im Kopf

Sie lagen auf der Wiese
schauten zu den Sternen am Firmament
sie waren weit weg von zu Hause
sahen die Sterne die sie auch zu Hause sahen

 

Das Firmament wirkte wie eine große Decke
die sich über sie gebreitet hat
sie fühlten sich geborgen
es war ganz leise

Es machten sich im Kopf Geräusche bemerkbar
die sie von zu Hause kannten
Als sie die Augen zumachten
kamen die Bilder von zu Hause

sie hörten das Lachen der Kinder
und das Rufen der Eltern
Sie meinten selbst die Gerüche von zu Hause wahrzunehmen
Aber sie waren weit weg von zu Hause

hatten sich auf ihrer Flucht
vor Müdigkeit hingelegt.

Bernhard Büscher

Gedicht der Woche: Eine Gabe von Ishtar

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 
Eine Gabe von Ishtar

Kanatha, mein Töchterchen
bade deine Füße im Licht
und komm
Lass deine Zöpfe ruhen auf dem gewebten Kissen
Nimm die Trauben zwischen deine Lippen
damit sie gären
bis ich mit der Ernte fertig bin

Küss nicht den Mond
der schläfrig über deine Wangen streicht
und vergiss die Gräser für die Ziege nicht
sie soll sich doch erinnern, Milch zu geben
Du mit den blattlosen Zweigen
so mancher wirft verstohlene Blicke
auf deine aufgerichteten Knospen
Dein erstes Begehren
lässt dich feucht erden
ein Opfer, nach dem es den Liebesgott verlangt
solange du ein Teil von mir bist
ein weicher Körper auf dem Marmor
schlaf nur gut
und wenn der Gott des Krieges schläft, weck ich dich auf
Vergiss dich nicht vorm Spiegel
nackt
denn deine Schritte werden stolpern wegen deiner Schönheit
Ich sorge mich, dass deine Hand
die flammenden Kurven entdeckt
und lasse die Tür nicht anklopfen beim fremden Traum
So schlaf, Kathana
vielleicht erwachst du einst gereift
dann werde ich dir offenbaren
was die Opfergaben anrichten
Aus deinem Spiegel schleicht
das Morgen
verlier es nicht
Dein Antlitz sei geheiligt

Kholoud Charaf

Aus dem Arabischen von Kerstin Wilsch