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LWL präsentiert Wort des Monats: Schlindern - Ein Winterspaß

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

BW1221 1BDWestfalen-Lippe (lwl). Wenn es im Winter eisig kalt wird, dann beginnt die Zeit eines besonderen Vergnügens, für das man keine Hilfsmittel benötigt: das "Schlindern". Welcher Winterspaß sich dahinter verbirgt, wissen die Sprachwissenschaftler:innen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

"Wenn man ohne Schlittschuhe, aber mit Anlauf auf dem Eis gleitet, nennt man das in Westfalen-Lippe und im Emsland schlindern. Und das macht man am besten auf einer Schlinderbahn, also auf einer fürs Schlindern präparierten Eisstrecke", erklärt Markus Denkler, Geschäftsführer der Kommission für Mundart- und Namenforschung beim LWL.

Das Wort stammt aus dem westfälischen Platt, wo es "schlinnern" heißt. Es ist mit "schlendern" (gemächlich gehen) verwandt. In vielen Teilen von Westfalen-Lippe sind die Lautvarianten "schlunnern" und "schlünnern" verbreitet: "Mein Vaar hät us vertallt, dat in seiner Jugend Blagen met barwesten Fäuten schlündert harren" (Mein Vater hat uns erzählt, dass in seiner Jugend Kinder barfuß geschlindert haben), heißt es in einem Beleg des Westfälischen Wörterbuchs aus Brilon-Rixen im Hochsauerlandkreis.

"Für das Gleiten auf dem Eis gibt es in den einzelnen Regionen Deutschlands sehr unterschiedliche Bezeichnungen: In Franken spricht man vom hetscheln, im Erzgebirge und in der Lausitz vom schindern in Thüringen und in der Pfalz heißt es glennen, während man im Saarland vom schleimern und in Schleswig-Holstein und großen Teilen Niedersachsens vom glitschen spricht, um nur einige Beispiele zu nennen", so Denkler.

Gedicht der Woche: Zwei Fragmente und ein nie abgeschlossener Brief

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

gedicht der woche20KW fiedels adstock 96941854Enthält Datei #96941854 | © Fiedels | Adobe Stock
 
Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 
Zwei Fragmente und ein nie abgeschlossener Brief

Seit meinem erneuten Einzug

in dieses Arbeitszimmer

wiederholt das Fenster

unverändert das gleiche Bild:

Ein Dach

zwei Schornsteine

und eine Antenne

– Das Domizil wilder Tauben

Bäckereien und Fleischereien

Schneidereien und Schustereien …

dieser Stadt

kenne ich

vor allem

die Kneipen

die

habe ich selten ausgelassen

Nein

manchmal lebe ich in ihr

und in den letzten Tagen

zu häufig

Die letzte Nacht

geordnet

wuchern

im Papierkorb

wild die Notizen

und ich

taste mich vor

an die Erinnerung

Angespitzt meinen Bleistift

löse ich

eine Fahrkarte

die Odyssee

unterm Arm

Aus dem Buch „Unterm Arm die Odyssee“, Gedichte, Dagyeli Verlag, Berlin, Juni 2021

Bernhard Büscher veröffentlicht seinen dritten Lyrik-Band "Das sind die Wege"

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

bernhardbuescher1221AGDer Kamener Schriftsteller Bernhard Büscher hat jetzt seinen dritten Lyrikband veröffentlicht: "Das sind die Wege" beinhaltet 72 Gedichte und ist im Ventura-Verlag erschienen. Foto: Alex Grün für KamenWeb.devon Alex Grün

Kamen. Im zarten Alter von 70 Jahren entdeckte Bernhard Büscher seine lyrische Begabung, deren Existenz er bis dahin gar nicht weiter ernst genommen hatte - bis ihm ein guter Freund, der Kamener Schriftsteller Heinrich Peuckmann, nicht nur dazu animierte, sein Material zu veröffentlichen, sondern ihm auch bei der Suche nach einem Verlag half. Das war vor drei Jahren. Letzte Woche hat Büscher seinen dritten Gedichtband herausgebracht.

"Das sind die Wege" - so der Titel der dritten Gedichtesammlung, die Büscher zu Papier gebracht hat - beziehungsweise zu Display, denn der erste ist als E-Book erschienen. Die Protagonisten seiner reimlosen Lyrik, die sich durch ihre klare Sprache auszeichnet, sind oft die Verlierer der Gesellschaft, die Außenseiter, Gescheiterten und Gestrauchelten, die es oftmals gar nicht verdient haben, einen solchen Werdegang zu erleiden. Als ehemaliger Bezirksbeamter, der in seiner Laufbahn Hunderte von Haftbefehlen erst durchlesen und anschließend oftmals auch vollstrecken musste, hat er viele solcher Charaktere kennen-, und später nicht selten schätzen gelernt - wenn er erkannte, dass hinter diesen bösen Schicksalen nicht unbedingt auch böse Menschen stecken müssen. So schreibt er über Underdogs, die sich oft als die wahren Freunde erweisen, die man erst dann erkennt, wenn man selbst nicht mehr auf der Sonnenseite des Lebens steht. Der Spätberufene selbst sieht seine Lyrik, wie er sagt, als "verdichtete Geschichten", in denen die versteckte Poesie, die im Alltäglichen steckt und allzu oft übersehen wird, mit wenigen Zeilen zum Leben erweckt wird. So schreibt er nicht nur über die "Wege" des Lebens, sondern manchmal auch über deren Ende - welches letztlich auch zum Alltag gehört. Auf berührende Weise beschreibt er etwa den Abschied von einem sterbenden Freund, den er in seinen letzten Stunden begleitete. Aber auch zeitaktuelle Themen greift er auf, wenn er etwa in "Hallo Erde" die Allegorie des sinkenden Schiffes aufgreift und vom unweigerlichen Scheitern der Klimaziele schreibt. Lange Wege haben auch Flüchtlinge und Einwanderer hinter sich gebracht, deren Schicksale Büscher gern in Zeilen wie "Wenn wir wollen, wird keiner fremd sein" aufgreift.

Gedicht der Woche: alles

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

alles

jetzt da ich

anfällig bin

für deine liebe

verspreche ich

ALLES

dem polar

bären kraulen

wir sein fell

aurora borealis

flechte ich dir

ins haar

den nord

stern

...

den nord

stern

pflücke ich uns

zum dessert

heute nacht

da ich dich

begehr

Thorsten Trelenberg

 

Geheimnis und Phantasie

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

von Heinrich Peuckmann

nikolausKWIm letzten Jahr habe ich nach vielen Jahren Pause anlässlich des Besuches meiner Nichte und ihrer beiden kleinen Töchter das Nikolauskostüm aus dem Schrank geholt. Während meine Frau und einer meiner Söhne unsere Gäste im Wohnzimmer begrüßten, hielt ich mich versteckt. In einem passenden Moment schlich ich mich in den Keller, zog mir das Kostüm an, schaute in einen Spiegel und erkannte mich selbst nicht mehr. Kein Zweifel, das war er, der mir da im Spiegelbild entgegen lächelte, der Nikolaus mit seiner Knollennase. Über die Terrasse ging ich offen auf unser Haus zu, die beiden Mädchen entdeckten mich sofort und kamen auf die Tür zugelaufen. Die Kleinere hat mich zwar sofort erkannt, aber das machte nichts. Bevor der Nikolaus die Geschenke aus seinem Sack holte, haben beide brav ein Gedicht aufgesagt und natürlich nicht mit der Rute Bekanntschaft gemacht. Wo kämen wir da hin? Die bekam sanft einer meiner Söhne zu spüren, weil der seinen Vater im verflossenen Jahr geärgert hatte. Der Nikolaus hatte irgendwie davon erfahren.

Nachher, um die Zweifel der Kinder zu mehren, ging der Nikolaus für alle sichtbar an unserem Haus vorbei zur Nachbarstraße, drehte sich noch ein paarmal um und winkte ihnen zum Abschied zu. Was der Nikolaus nicht wusste, im Nachbarhaus packten gerade zwei Kinder ihre Stiefel aus, in die der Nikolaus etwas hineingelegt hatte, und der Größere, ein Grundschuljunge, erklärte selbstbewusst, den Nikolaus gäbe es gar nicht, es sei seine Oma gewesen, die die Stiefel gefüllt und an die Kellertür gehängt hätte. Hatte sie auch und wusste deshalb keine Antwort. Aber dann schaute sie zufällig aus dem Fenster und rief: „Aber da ist er ja, der Nikolaus. Kommt schnell, dann könnt ihr ihn noch sehen. Es gibt ihn doch!“ Die Kinder stürmten zum Fenster und tatsächlich, da stand ein kleiner dicker Nikolaus mit Knollennase vor ihnen auf der Straße. Und noch besser, er winkte ihnen sogar zu, jedenfalls glaubten sie das. Selbst der Skeptiker, der Grundschuljunge, staunte mit offenem Mund und winkte, zur Freude seiner Oma, zaghaft zurück. Noch lange war er darüber im Zweifel, ob es den Nikolaus nicht doch gibt. Das hat die Oma dem Nikolaus erzählt, als sie ihn irgendwann in der Stadt traf.

Unser Nikolaus war jedenfalls zufrieden mit seinem Auftritt. Er hatte keine Kinder geängstigt, wie das oft als Argument sogenannten fortschrittlichen Eltern gegen seinen Auftritt verwendet wird, sondern er hat ihre Vorstellungen vom Leben durch Phantasie erweitert. Unser Nikolaus war jedenfalls zufrieden. Er soll, als er heimlich in den Keller zurückkehrte, laut gelacht haben. Aber ob stimmt, muss man ihn am besten selber fragen.

Peuckmanns szenische Lesung im Dortmunder „U“

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

HP261121Foto von links: Andreas Weißert, Harald Schwaiger, Heinrich Peuckmann, Claus Dieter Clausnitzer, Michael Kamp.

Dortmund. Einen großen Auftritt hatte am vergangenen Freitag der Kamener Schriftsteller Heinrich Peuckmann im Dortmunder „U“. Dort wurde in einer szenischen Lesung sein Stück „Wenn spielt der Harder Tull“ von vier bekannten Schriftstellern vorgetragen. Die Hauptrolle sprach Claus Dieter Clausnitzer, bekannt u.a. als Taxifahrer als dem Münsterkrimi.

Es ist eine extreme Geschichte, die Peuckmann in seinem Stück gestaltet hat. Tull Harder war der bekannteste Fußballer der Weimarer Zeit, war zweimal Deutscher Meister, Kapitän der Nationalmannschaft. Nach der Karriere trat er in die SS ein und wurde am Ende Kommandant einer KZ-Außenlagers. Und in dem KZ saß sein Mannschaftskollege, mit dem er viele Erfolge zusammen gefeiert hat und dem er nicht geholfen hat. Anlässlich eines Fußballländerspiels haben sich die beiden 1953 wiedergetroffen und ein erschreckendes Gespräch entwickelt sich, das tiefe menschliche Abgründe aufzeigt. In das Gespräch hinein hat Peuckmann Szenen aus dem unterschiedlichen Lebenslauf der beiden montiert.

Die Rolle des KZ-Insassen sprach Andreas Weißert, die anderen Rollen Michael Kamp und Harald Schwaiger, der auch Regie führte. Zum Schluss beantwortete Peuckmann Fragen der Zuhörer.

Der Theaterraum im „U“ war trotz Corona gut gefüllt, unter den Zuhörern waren auch viele Kamener. Es gab viel Applaus für die Schauspieler, aber auch für den Autor.

Peuckmann hat den Harder-Stoff auch in einer Novelle dargestellt. Unter dem Titel „Gefährliches Spiel“ ist sie erschienen.