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Gedicht der Woche: alles

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

gedicht der woche20KW fiedels adstock 96941854Enthält Datei #96941854 | © Fiedels | Adobe Stock
 
Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

alles

jetzt da ich

anfällig bin

für deine liebe

verspreche ich

ALLES

dem polar

bären kraulen

wir sein fell

aurora borealis

flechte ich dir

ins haar

den nord

stern

...

den nord

stern

pflücke ich uns

zum dessert

heute nacht

da ich dich

begehr

Thorsten Trelenberg

 

Geheimnis und Phantasie

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

von Heinrich Peuckmann

nikolausKWIm letzten Jahr habe ich nach vielen Jahren Pause anlässlich des Besuches meiner Nichte und ihrer beiden kleinen Töchter das Nikolauskostüm aus dem Schrank geholt. Während meine Frau und einer meiner Söhne unsere Gäste im Wohnzimmer begrüßten, hielt ich mich versteckt. In einem passenden Moment schlich ich mich in den Keller, zog mir das Kostüm an, schaute in einen Spiegel und erkannte mich selbst nicht mehr. Kein Zweifel, das war er, der mir da im Spiegelbild entgegen lächelte, der Nikolaus mit seiner Knollennase. Über die Terrasse ging ich offen auf unser Haus zu, die beiden Mädchen entdeckten mich sofort und kamen auf die Tür zugelaufen. Die Kleinere hat mich zwar sofort erkannt, aber das machte nichts. Bevor der Nikolaus die Geschenke aus seinem Sack holte, haben beide brav ein Gedicht aufgesagt und natürlich nicht mit der Rute Bekanntschaft gemacht. Wo kämen wir da hin? Die bekam sanft einer meiner Söhne zu spüren, weil der seinen Vater im verflossenen Jahr geärgert hatte. Der Nikolaus hatte irgendwie davon erfahren.

Nachher, um die Zweifel der Kinder zu mehren, ging der Nikolaus für alle sichtbar an unserem Haus vorbei zur Nachbarstraße, drehte sich noch ein paarmal um und winkte ihnen zum Abschied zu. Was der Nikolaus nicht wusste, im Nachbarhaus packten gerade zwei Kinder ihre Stiefel aus, in die der Nikolaus etwas hineingelegt hatte, und der Größere, ein Grundschuljunge, erklärte selbstbewusst, den Nikolaus gäbe es gar nicht, es sei seine Oma gewesen, die die Stiefel gefüllt und an die Kellertür gehängt hätte. Hatte sie auch und wusste deshalb keine Antwort. Aber dann schaute sie zufällig aus dem Fenster und rief: „Aber da ist er ja, der Nikolaus. Kommt schnell, dann könnt ihr ihn noch sehen. Es gibt ihn doch!“ Die Kinder stürmten zum Fenster und tatsächlich, da stand ein kleiner dicker Nikolaus mit Knollennase vor ihnen auf der Straße. Und noch besser, er winkte ihnen sogar zu, jedenfalls glaubten sie das. Selbst der Skeptiker, der Grundschuljunge, staunte mit offenem Mund und winkte, zur Freude seiner Oma, zaghaft zurück. Noch lange war er darüber im Zweifel, ob es den Nikolaus nicht doch gibt. Das hat die Oma dem Nikolaus erzählt, als sie ihn irgendwann in der Stadt traf.

Unser Nikolaus war jedenfalls zufrieden mit seinem Auftritt. Er hatte keine Kinder geängstigt, wie das oft als Argument sogenannten fortschrittlichen Eltern gegen seinen Auftritt verwendet wird, sondern er hat ihre Vorstellungen vom Leben durch Phantasie erweitert. Unser Nikolaus war jedenfalls zufrieden. Er soll, als er heimlich in den Keller zurückkehrte, laut gelacht haben. Aber ob stimmt, muss man ihn am besten selber fragen.

Peuckmanns szenische Lesung im Dortmunder „U“

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

HP261121Foto von links: Andreas Weißert, Harald Schwaiger, Heinrich Peuckmann, Claus Dieter Clausnitzer, Michael Kamp.

Dortmund. Einen großen Auftritt hatte am vergangenen Freitag der Kamener Schriftsteller Heinrich Peuckmann im Dortmunder „U“. Dort wurde in einer szenischen Lesung sein Stück „Wenn spielt der Harder Tull“ von vier bekannten Schriftstellern vorgetragen. Die Hauptrolle sprach Claus Dieter Clausnitzer, bekannt u.a. als Taxifahrer als dem Münsterkrimi.

Es ist eine extreme Geschichte, die Peuckmann in seinem Stück gestaltet hat. Tull Harder war der bekannteste Fußballer der Weimarer Zeit, war zweimal Deutscher Meister, Kapitän der Nationalmannschaft. Nach der Karriere trat er in die SS ein und wurde am Ende Kommandant einer KZ-Außenlagers. Und in dem KZ saß sein Mannschaftskollege, mit dem er viele Erfolge zusammen gefeiert hat und dem er nicht geholfen hat. Anlässlich eines Fußballländerspiels haben sich die beiden 1953 wiedergetroffen und ein erschreckendes Gespräch entwickelt sich, das tiefe menschliche Abgründe aufzeigt. In das Gespräch hinein hat Peuckmann Szenen aus dem unterschiedlichen Lebenslauf der beiden montiert.

Die Rolle des KZ-Insassen sprach Andreas Weißert, die anderen Rollen Michael Kamp und Harald Schwaiger, der auch Regie führte. Zum Schluss beantwortete Peuckmann Fragen der Zuhörer.

Der Theaterraum im „U“ war trotz Corona gut gefüllt, unter den Zuhörern waren auch viele Kamener. Es gab viel Applaus für die Schauspieler, aber auch für den Autor.

Peuckmann hat den Harder-Stoff auch in einer Novelle dargestellt. Unter dem Titel „Gefährliches Spiel“ ist sie erschienen.

Gedicht der Woche: Mutters Küche

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

Mutters Küche

Die Zeitung ist aufgeschlagen

Die Informationsmenge erschlägt mich

wie ein reichhaltiges Buffet

Riesige Auswahl, in kleine Häppchen eingeteilt

Die Qualität ist gering

Auch hier muss gespart werden

Und

der Käse schmeckt nicht mehr nach Käse

der Kaffe ist Instant

Aber alles irgendwie verdaulich für unsere versauten Mägen

 

Ach, wie sehnt es mich nach Mutters Küche

Einem gut bürgerlichen Mittagsgericht

mit Knödeln, Bratensauce und Vanillepudding zum Nachtisch

Nach was Echtem, was Ganzem

Nach der Schwere im Magen

die mich zum Ruhen zwang

und ich mich gesättigt dem Sonntagnachmittag, Reflektionen widmen konnte…

Bilitis Naujoks

Gedicht der Woche: Herbstbegegnungen

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

Herbstbegegnungen

An einer befahrenen Straße,
an der roten Ampel wartend,
erblicke ich
im Nieselregen
- ganz unverwandt -
bepackt mit Krempel der vergangenen Jahre,
mit halben Lächeln, kleinen Mut und unrasiert,
in jenem Schaufenster gespiegelt:
mich

Und stutze kurz, blinzle mir zu
und haste
(grün)
hinüber und hinfort
bis zu der kleinen Bank,
auf der ich mich
(der Herbst verlaubt von oben)
vielleicht schon irgendwann einmal getroffen hab.

Der alte Mann dort,
mit Faltenklüften im Gesicht,
ganz angetan von seinem Gast,
reicht eine Flasche Wein.

Gerold Sedlmayr

 

Peuckmann ehrt Günter Wallraff

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

hpwalr 1121HPEine ehrenvolle Aufgabe hat der Kamener Schriftsteller Heinrich Peuckmann am vergangenen Donnerstag im Darmstädter Theater übernommen. Er übergab dem bekannten Journalisten und Autor Günter Wallraff den renommierten Hermann Kesten-Preis, den der PEN in Zusammenarbeit mit dem Land Hessen gestiftet hat. Peuckmann hatte diese Aufgabe in seiner Eigenschaft als Generalsekretär des PEN übernommen, aber auch, weil er Wallraff schon lange kennt.

Als Peuckmann Anfang der siebziger Jahre im Dortmunder Werkkreis begann, mit gleichgesinnten jungen Autoren Texte über Arbeitswelt zu schreiben und wie man sie im Sinne der Arbeiter verbessern kann, hatte Wallraff in der anderen Dortmunder Literaturgruppe, der damals bekannten „Dortmunder Gruppe 61“, seine ersten Industriereportagen veröffentlicht, die die Werkkreisautoren, also auch Peuckmann, tief beeindruckte und beeinflusste. Heftig haben sie damals über diese Form der Literatur, die Missstände bei Firmen klar bei Namen nannte, diskutiert. Bei der Übergabe der Urkunde an Wallraff im vollbesetzten Theater erinnerte Peuckmann daran und erklärte, dass sich damit für ihn ein Kreis schließe. Wallraff hatte sichtlich Freude an dieser Reminiszenz, beide freuten sich, sich in diesem Rahmen zu treffen, denn sie kennen sich seit langem. Die beeindruckende Laudatio auf Wallraff hielt Cem Özdemir.

Wallraff ist bekannt für seine mutigen Reportagen, für die er manchmal eine andere Identität annahm, um an wichtige Informationen zu kommen. Mal hatte er sich als der Türke Ali verkleidet, der am eigenen Leib erfuhr, wie übel mit Gastarbeitern umgegangen wurde, mal war er der Journalist Esser, der undercover die Praktiken der Bildzeitung entlarvte.