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Gedicht der Woche: Ich bin keine Dichterin

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 
Ich bin keine Dichterin 

Ich bin keine Dichterin
Ich liebe die Dichtkunst, doch eine Dichterin bin ich nicht.
Dichter faszinieren mich
aber nie sagte ich: „Ich bin eine Dichterin“:
denn ich sabotierte meinen Mut
schlug meinem Gewissen Wunden,
schloss die Auge, traute nur den Ohren –
lernte zu leben, indem ich mein Herz betrog.
Ich war nicht bereit, der Wahrheit zuliebe Opfer zu bringen
so gehe ich mit gesenktem Kopf durch die Welt.
Ich wurde zum Grab meiner Gefühle.
Mein Herr, meine Dame, Sie täuschen sich!
Ich bin nicht diejenige, die Sie mir andichten zu sein.
Was ist ein wahrhaftiger Dichter?
Was ist eine wahrhaftige Dichterin?
Oberfläche und Tiefe des Lebens sind zweierlei!
Die Zunge ist nicht identisch mit dem Gefühl.
Dichter lesen, erkunden und dokumentieren
die Wahrheit, die Liebe, das Gewissen, die Gerechtigkeit,
sie lassen sich nicht beirren im Kampf, hören auf ihr Herz –
der Schönheit zuliebe,
sie sprechen für die mundtot Gemachten, die Unterdrückten,
ihr Ringen nach Luft ist ihr Lohn und zugleich ihr Verderben.
******

Der Stift ist ihre Kerze, das Gefühl ihr Schwert
Dichter sind Flamme und Kerze in einem!
Ich kann keinen Ehrentitel tragen, der mir nicht gebührt –
Ich will nicht nur sein, ich will handeln.

(übersetzt von Barbara Krohn nach der englischen Übersetzung von Ghirmai Negash)

Yirgalem Fisseha

 

LWL präsentiert Wort des Monats: Latüchte - Ein Scherzwort

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

Westfalen-Lippe (lwl). Im Möbelgeschäft oder als Suchbegriff beim Online-Shopping eignet sich "Latüchte" zwar nicht, doch ist das Wort für Lampe in anderen Zusammenhängen relativ bekannt. Weshalb so manchem Witzbold bei dem Wort des Monats August ein Licht aufgeht, wissen die Sprachwissenschaftler:innen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

"Das Wort Latüchte meint zwar eine Lampe, wird allerdings fast immer scherzhaft verwendet", erklärt Markus Denkler, Geschäftsführer der Kommission für Mundart- und Namenforschung beim LWL. So findet sich das Wort beispielsweise in neckischen Redensarten, in denen es um Trunkenheit geht, wie aus Dortmund belegt: "He hät sich enen op de Latüchte gegorten." (Wörtlich: Er hat sich einen auf die Lampe gegossen.)

Auf einem Scherz beruht vermutlich auch die Entstehung des plattdeutschen Wortes, denn "Latüchte" setzt sich aus "Laterne" und dem niederdeutschen Wort "Lüchte" zusammen, das Leuchte bedeutet - die "Laternenleuchte" besteht somit aus zwei Wörtern, die dasselbe bedeuten. "Lüchte mit ü wird nur in Ostwestfalen und dem Hochsauerland verwendet. Westlich davon sind eher Löchte oder Luchte gebräuchlich, sodass Latüchte vermutlich aus diesen östlichen Regionen von Westfalen-Lippe oder dem angrenzenden Niedersachsen stammt", so Denkler.

Gedicht der Woche: Marie, altes Mädchen

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
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Marie, altes Mädchen

Eine Tochter hast du geboren, Marie
Deinem Mann manchen Ärger
Vom Hals gehalten, gekocht hast du
Seine Hemden gebügelt, Beruf

Und Haushalt locker unter einen Hut
Gekriegt, beklagt hast du dich nie
Nie wurde dir etwas zu viel, Marie
Was sollen andere denn sagen

Den Folienteich in deinem Garten
Hast du eigenhändig angelegt
Goldfische gefüttert, Blumen
Gegossen, bestens gesorgt

Hast du, Marie, für deine Enkel
Um alles hast du dich gekümmert
Dein Mann schaffte es nicht mal
Einen Nagel in die Wand zu hauen

Was dir so alles wichtig war
Piekfeine Wohnung, Festmenüs
Jahraus jahrein, Kerzenschein
Nicht nur zur Weihnachtszeit

Geschenke immer satt, mit Gruß
Auch an deine Schwiegermutter
Nun liegst du hier im Pflegeheim
Kommst nicht mehr auf die Beine

Keiner dann an deinem Grab
Keine gefüllte Weihnachtsgans mehr
Kein Silvesterschmaus, dünn läuten
Die Glocken im Coronajahr

Gerd Puls

Gedicht der Woche: Ich kann nicht schwimmen

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
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Ich kann nicht schwimmen

Ich weiß,
dass es morgen noch regnen wird
Doch ich habe mir einen Schirm gekauft
einen ganz Großen
mit roten Tulpen bedruckt
Und wenn ich dann morgen
das Haus verlasse
perlen die tropfen daran ab
und ich werde nicht nass
Vielleicht wird mir noch ein bisschen kalt sein
aber ich hab ja jetzt meinen Schirm
Und dann geh ich noch mal in die Stadt
und werde mir eine Jacke kaufen
Und ja dann
bin ich gut ausgestattet
und es kann mir nichts mehr passieren

Es sei denn...
es hört nie wieder auf zu regnen
und das Wasser tritt über die Ufer
und ist dann überall

Ich kann nicht schwimmen!

Bilitis Naujoks

 

Gedicht der Woche: Der Streit

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 
Der Streit
 

Du hast mir noch
etwas nachgerufen
batest mich zurück
Ich hörte nicht

ging einfach fort
ohne mich umzudrehen
zu Hause konnte ich
nicht schlafen, der Zorn hielt

mich wach bis
mein Körper
müde wurde
da verstand ich

was du sagen wolltest
mir wurde klar
wie taub ich gewesen war
wollte mich erklären, wollte

dich um Verzeihung bitten
heute bin ich bei dir
aber du bist nicht mehr
da, ich kann es dir

nicht sagen
nie mehr
Ich stehe vor dir und weiß
dass es zu spät ist

Bernhard Büscher

 

Gedicht der Woche: Wetterlage

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
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Wetterlage

Ewig so weitergehen konnte es nicht
Nach ein paar Hitzesommern knüppeltrocken
Endlich wieder ein bisschen Wasser für meine
Bäche, Tümpel Äcker, für deine trockene Kehle
Meinen dröhnenden Kopf, Kälte dann
Bis in den Juli hinein, ein toter Jungvogel
Rosignackt im saftigfetten Gras
Schon wieder gießt es aus Kübeln
Die Bienen drehen völlig durch
Die Honigernte trotzdem gut
Ewig so weitergehen wird es nicht

Gerd Puls