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Gedicht der Woche: Lass uns dich nicht verlieren

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

Lass uns dich nicht verlieren

 

Freiheit

wir, die sie haben

begreifen nicht

wie es ist, wenn sie fehlt

Der, dem sie genommen wurde

kennt es, mit dem Verlust zu leben

Er kann nicht tun, was er will,

kann nicht gehen, wohin er will

Kann nicht sprechen, mit wem er will

kann nicht sagen, was er will

wird verfolgt

weil er etwas sagen könnte

sie sperren ihn ein

foltern ihn

sie töten ihn

Wir aber, die sie haben

merken nicht

dass Menschen mit ihr versuchen

den anderen die Freiheit zu nehmen

lass uns die Kraft haben

sie zu verteidigen

dass sie bei uns bleibt.

Bernhard Büscher

 

Heinrich Peuckmann - eine kleine Einordnung seines Werkes, seiner Fertigkeiten und Wertigkeiten

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

von Dr. Götz Loos | Trauer um Heinrich Peuckmann: Kamener Autor stirbt mit 73 Jahren

heinrichpeuckmann KWNach dem Tod von Heinrich Peuckmann vor wenigen Tagen erschienen rasch sehr berührende, aber auch informative Nachrufe, wobei derjenige von Petra Reski sicherlich der gelungenste ist. Meine Beschäftigung mit Heinrichs Werk - ich erlaube mir hier durch unsere nachbarlich-freundschaftliche Verbindung weiterhin den Vornamen zu verwenden - geschah einerseits in meiner Rolle als Kulturrezensent und Autor, andererseits aus großem persönlichen Interesse, weil ich schon recht früh Geschichten und Gedichte Heinrichs lesen durfte. Und ich gebe zu, dass mir manches so eindrücklich war, dass ich die Form oder den Stil selbst benutzte, kopierte, einbaute, wie auch immer. Andererseits war ich zwar von vielen seiner Gedichte beeindruckt, von einzelnen allerdings nicht so sehr - wie es eben im Leben oft so ist.

Als PEN-Generalsekretär geriet er (und andere) in die Schusslinie seines seinerzeit neuem, später ganz ausgetretenem Vorsitzenden Deniz Yücel und manches an diesem unwürdigen Vorgehen roch definitiv nach Mobbing. Dem "Religionslehrer aus Kamen", wie Yücel Heinrich - durch den Kontext zu werten - geringschätzig betitelt hatte, wurde indirekt und direkt konservative Provinzialität zu Last gelegt, vielleicht implizit ebenfalls geringe literarische Qualität? Heinrich wollte den PEN nicht, wie Yücel, zu einer NGO oder einem "Event-Laden" umgebaut sehen - und da pflichte ich ihm bei. Also gibt es ein Problem mit Provinziellem? Sind Heinrichs Texte gar zu altbacken? Nun, hier kann man bereits einwenden, dass doch alles Auffassungssache sei. Doch sehe ich hier ein grundsätzliches Problem der Wertschätzung oder Verwerfung, eine Überbewertung von überbordenden Innovationsideen, die Hergebrachtes zu tilgen trachten. Warum kann nicht Beides nebeneinander stehen?

Was macht Heinrich Peuckmanns Lyrik aus? Zunächst ist da die Vielseitigkeit der bedienten Textgattungen. Heißt Vielseitigkeit dabei Beliebigkeit, Stillosigkeit? Nein, definitiv nicht. Seine Sprache ist in allen Textgattungen klar und nachvollziehbar, trotzdem wortschatzreich und - wo nötig - geschliffen (wie es sich für einen Deutschlehrer gehört). In Novellen und Essays bedient er sich mitunter zusätzlich kurzer Phrasen in Form unvollständiger Sätze, die allerdings klar verständlich sind - mindestens vor dem Hintergrund des Zusammenhangs.
Die Gedichte sind oft Beschreibungen in Klartext, manche sind ganz in sich metaphorisch, andere enthalten einzelne Metaphern. Das Beschriebene wird mehr oder weniger (oft eher so) reflektiert, im Prinzip sind es häufig Erzählungen im Kleinen, seltener Reflexionen im Ganzen. Emotionales ist meist leise und in Beschreibungen mit eingebaut. Diese Art der Dichtkunst, vorwiegend orientiert am Realen, Beschreibenden, ist ganz ohne Zweifel ein Stil - Heinrichs Dichterstil.

Gedicht der Woche: Regenbogen

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

Regenbogen

Alles wird gut

Mach dir bloß keine Sorgen

Auf Regen folgt Sonne

Alles wird gut

Paar Felder knüppeltrocken

Paar längst tote Bäume

Paar Wüsten rings

Um den Globus

Mach dir keine Sorgen

Bloß weil wieder ein Stück

Regenwald weg ist

Das gab es schon immer

Alles wird gut

Sieh, wie lustig  sich

die Windräder drehn

vor der Küste und 

Auf jeder freien Fläche

Wie in Kindertagen

Die bunten Windmühlen

Damals am Kirmesstand

Hieltest du sie kurz

In den Wind, schicktest

Etwas Luft in ihre Flügel

Surrten sie los

Drehten sich munter

Und farbenfroh

Verscheuchten die Vögel

Gerd Puls

LWL präsentiert Wort des Monats: "Scheesken" - großer Spaß für junge Kirmesfreunde

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

lwlwort223Auch wenn das Karussell keine Wagen oder Schiffchen hat, heißt es "Scheesken", wie hier 1980 auf dem Herbstsend in Münster. Foto: LWL/Alltagskulturarchiv/ SauermannWestfalen (lwl). "Scheesken förn!" Wenn früher, als Kinder noch Plattdeutsch sprachen, ein Kind mit großer Begeisterung diesen Wunsch äußerte, konnten die Eltern kaum nein sagen. Gemeint ist damit im münsterländischen Platt das Karussellfahren. Woher das Wort des Monats Februar kommt, wissen die Sprachwissenschaftler:innen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

Das Wort "Scheesken" bezieht sich eigentlich auf die Schiffchen oder Wagen auf dem Karussell. "Scheesken" ist nämlich die Verkleinerungsform von "Schese", das "kleine Pferdekutsche" bedeutet. Das Wort ist, auch in der Form "Schäse", in vielen Mundarten im westlichen Teil Deutschlands für dieses Fahrzeug gebräuchlich. Es ist eine Entlehnung aus dem Französischen. Dort heißt "chaise" heute allerdings "Stuhl". Die Bedeutung "Kutsche" ist inzwischen nicht mehr üblich. Im westmünsterländischen Platt nennt man ein klappriges Gefährt, auch ein Fahrrad, "Siepelschese". Hier muss die "Siepel" (Zwiebel) für die Gebrechlichkeit herhalten.

Gedicht der Woche: sonne der ewigkeit

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

sonne der ewigkeit

der mond

spielt in den wassern

der nacht

schwarze welle in goldenem schaum

weiden

tauchen den schatten

ins meer

braunes geäst schwebt grün umflort

worte

der liebe

gebären leben

altewigneuer gesang

fern

vom getriebe der menschenfabrik

atmet urerster geist

andachtsvolles gebet

hauch

der zeiten von heute und morgen

nebelt im blattschloß empor

fragen - suchen - vergessen

bindet

die sterblichkeit

mit ewigunendlichem schein

sein der wahrheit im wesen

weiden

senken ihr haupt

ob der vergänglichkeiten

schaun in den göttlichen strahl

wasser

der nacht

streben zu neuem licht

sonne der ewigkeit

erwärme die welt!

Vera Botterbusch