von Dr. Götz Loos | Trauer um Heinrich Peuckmann: Kamener Autor stirbt mit 73 Jahren
Nach dem Tod von Heinrich Peuckmann vor wenigen Tagen erschienen rasch sehr berührende, aber auch informative Nachrufe, wobei derjenige von Petra Reski sicherlich der gelungenste ist. Meine Beschäftigung mit Heinrichs Werk - ich erlaube mir hier durch unsere nachbarlich-freundschaftliche Verbindung weiterhin den Vornamen zu verwenden - geschah einerseits in meiner Rolle als Kulturrezensent und Autor, andererseits aus großem persönlichen Interesse, weil ich schon recht früh Geschichten und Gedichte Heinrichs lesen durfte. Und ich gebe zu, dass mir manches so eindrücklich war, dass ich die Form oder den Stil selbst benutzte, kopierte, einbaute, wie auch immer. Andererseits war ich zwar von vielen seiner Gedichte beeindruckt, von einzelnen allerdings nicht so sehr - wie es eben im Leben oft so ist.
Als PEN-Generalsekretär geriet er (und andere) in die Schusslinie seines seinerzeit neuem, später ganz ausgetretenem Vorsitzenden Deniz Yücel und manches an diesem unwürdigen Vorgehen roch definitiv nach Mobbing. Dem "Religionslehrer aus Kamen", wie Yücel Heinrich - durch den Kontext zu werten - geringschätzig betitelt hatte, wurde indirekt und direkt konservative Provinzialität zu Last gelegt, vielleicht implizit ebenfalls geringe literarische Qualität? Heinrich wollte den PEN nicht, wie Yücel, zu einer NGO oder einem "Event-Laden" umgebaut sehen - und da pflichte ich ihm bei. Also gibt es ein Problem mit Provinziellem? Sind Heinrichs Texte gar zu altbacken? Nun, hier kann man bereits einwenden, dass doch alles Auffassungssache sei. Doch sehe ich hier ein grundsätzliches Problem der Wertschätzung oder Verwerfung, eine Überbewertung von überbordenden Innovationsideen, die Hergebrachtes zu tilgen trachten. Warum kann nicht Beides nebeneinander stehen?
Was macht Heinrich Peuckmanns Lyrik aus? Zunächst ist da die Vielseitigkeit der bedienten Textgattungen. Heißt Vielseitigkeit dabei Beliebigkeit, Stillosigkeit? Nein, definitiv nicht. Seine Sprache ist in allen Textgattungen klar und nachvollziehbar, trotzdem wortschatzreich und - wo nötig - geschliffen (wie es sich für einen Deutschlehrer gehört). In Novellen und Essays bedient er sich mitunter zusätzlich kurzer Phrasen in Form unvollständiger Sätze, die allerdings klar verständlich sind - mindestens vor dem Hintergrund des Zusammenhangs.
Die Gedichte sind oft Beschreibungen in Klartext, manche sind ganz in sich metaphorisch, andere enthalten einzelne Metaphern. Das Beschriebene wird mehr oder weniger (oft eher so) reflektiert, im Prinzip sind es häufig Erzählungen im Kleinen, seltener Reflexionen im Ganzen. Emotionales ist meist leise und in Beschreibungen mit eingebaut. Diese Art der Dichtkunst, vorwiegend orientiert am Realen, Beschreibenden, ist ganz ohne Zweifel ein Stil - Heinrichs Dichterstil.