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Kholoud Charaf musste aus ihrem Heimatland fliehen und wird jetzt vom deutschen PEN in Kamen untergebracht

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

Kholoud Charaf Milosz Festiwal 2019 fot Stolarska BB PENKholoud Charaf, Milosz Festiwal 2019. Foto: StolarskaKamen. Der Schriftstellerverband  PEN ist der Verein und die Institution die sich vehement für das „Freie Wort“ einsetzt.

Er kümmert sich um verfolgte und inhaftierte Menschen die für die Verbreitung von dem freien Wort (Journalisten, Schriftsteller, Blogger u.s.w. ) in ihren Ländern verfolgt, eingesperrt und gefoltert werden .Demonstriert für sie, klagt die Regierungen an und unterstützt die Personen in jeglicher Hinsicht.

Deshalb gestaltet der PEN Deutschland seit mehr als 20 Jahren ein einmaliges Projekt, das es nirgendwo sonst auf der Welt gibt. In seinem „Writers-in-Exile“-Programm betreut der PEN nämlich bisher zehn verfolgte Autorinnen und Autoren. Sie bekommen eine Wohnung gestellt und erhalten ein Stipendium. Bisher sind sie in der Städten Berlin, München, Nürnberg, Darmstadt, und Weimar  untergebracht und werden dort betreut.

Bezahlt wird das Projekt vom Bundesministerium für Kultur und Medien (BKM), das nun das Programm sogar auf zwölf verfolgte Autoren ausbauen möchte.

Der Vorstand des PEN, vor allem Generalsekretär Heinrich Peuckman und Vizepräsident Leander Sukov, haben sich von den Vorzügen des Ruhrgebiet überzeugen lassen.

Daher hat der PEN diese neuen Plätze nun im Ruhrgebiet eingerichtet. Eine verfolgte russische Autorin kommt nach Dortmund. Die Stadt Dortmund hat sich sehr stark darum bemüht, dem PEN zu helfen.

Die andere Autorin kommt nach Kamen. Hier konnte Generasekretär Heinrich Peuckmann die sehr rege Gruppe “ProMensch“ für die Betreuung der aus Syrien stammenden Autorin Kholoud Charaf gewinnen. Das Angebot der Gruppe und die Stadt selber hat den PEN überzeugt, erstmals eine Autorin aus dem Programm in einer Mittelstadt wie Kamen unterzubringen. Sie wird Ende August nach Kamen kommen.

Kholoud Charaf wurde 1981 in Al-Mojaimr, im Süden von Syrien geboren. Sie ist Dichterin, Kunstkritikerin, Publizistin und Aktivistin. 2003 schloss sie ihr Studium als medizinische Laborrassistin in Damaskus ab und arbeitete zehn Jahre lang in diesem Beruf. Später studierte  sie zudem Arabische Literaturwissenschaften, musste dieses Studium jedoch mit Beginn des syrischen Bürgerkrieges abbrechen. Als Schriftstellerin und Publizistin war Charaf immer wieder von Zensur bedroht. Als Aktivistin setzte sie sich insbesondere für die Lebensbedingungen von Frauen und Kindern im vom Bürgerkrieg gebeutelten Syrien ein. 2014 leitete sie die medizinische Abteilung auf der Frauenstation des Hochsicherheitsgefängnisses von As-Suwayda und engagierte sich als Englischlehrerin am Syrischen Institution für Kindererziehung. Dort unterstützte sie Kinder die aufgrund der anhaltenden Kämpfe keine Schulbildung mehr erhalten und unterrichtete Englisch. Den Englischunterricht setzte Charaf, nun da sie Syrien verlassen hat, online fort.

Charaf hat bisher vier Bücher veröffentlicht, darunter den Gedichtband „The Corpse of the Butterfly“, in dem sie sich lyrisch mit dem Krieg in Syrien und dem Leben „zwischen Verlust und Hoffnung“ auseinandersetzt.

Zurzeit arbeitet sie an einem neuen Roman sowie an Kurzgeschichtensammlung, in der sie die verübten Gräueltaten in ihrer Heimatregion Dokumentiert. Ihre Gedichte wurden in insgesamt zehn Sprachen übersetzt. 2011 veröffentlichte charaf eine wissenschaftliche Arbeit über syrische Gegenwartspoesie. Für ihre autobiographische Reportage „ Return to the Mountains: A Journal in the Shadow of War“, erhielt sie 2019 den prestigereichen marokkanischen Muhammad ibn Battuta Price. Darin setzt sie sich mit der eigenen Rückkehr von Damaskus an ihren Geburtsort im südlichen Gebirge von Syrien auseinander. Erinnerungen an die Kindheit treffen hier auf die Trostlosigkeit und Ausweglosigkeit des Bürgerkrieges. 2020 wurde ihr der amerikanische IIE Award verliehen.

Die ständige Bedrohung durch den Bürgerkrieg die erforderliche Selbstzensur in ihrer schriftstellerischen und publizistischen Tätigkeiten, sowie das Stigma, dem sie als geschieden Frau in der syrischen Gesellschaft unterlag, führten zu der Entscheidung, Syrien endgültig zu verlassen. 2018 holte das international Cities of Refuge Network (ICORN) Charaf nach Krakau, in Polen.

Auch hier war sie Drohungen aus ihrer Heimat ausgesetzt, weil sie sich in Interwies kritisch äußerte. Eine Rückkehr in ihre Heimat schließt sie aus.

bb