Gedicht der Woche: Yirgalem Fisseha - Ich lebe noch (2011)
Yirgalem Fisseha
Ich lebe noch (2011)
Wenn der Mond und sein Licht
von einer dunklen Wolke verhüllt sind,
nennen wir das nicht Mondfinsternis
statt zu sagen: er stirbt?
Wenn der Mond im Dunst sich zeigt, als wäre er schlaftrunken,
wenn er sich abmüht, damit sein Licht nicht verlischt,
sagt er doch stets: „Ich lebe noch“,
damit die Hoffnung der Liebenden* nicht vergeht.
Und so …
wird dieser Smog mit seinen Stürmen
die losbrachen, mir meinen Tod zu zeigen,
mich weinen ließen, mir den Atem raubten
mich heimsuchten, schon bald verwehen.
Sollten sie meine Lebenszeit beschneiden,
dass kraftlos ich zu Boden sinke,
sollten Rauch und Nebel, die so endlos scheinen,
sich auf mich legen wie Liebende,
erwache ich doch morgen in aller Früh
allerliebst und voller Stolz
wie eine nach Myrrhe duftende Braut.
(übersetzt von Barbara Krohn
nach der englischen Übersetzung von Tedros Abraham)