Eine Ära geht zu Ende: Doris und Manfred Kröhnert gehen in den Ruhestand
von Christoph Volkmer
Kamen. Wer den Friseursalon von Doris und Manfred Kröhnert am Willy-Brandt-Platz betritt, fühlt sich beim ersten Blick auf das edle Windsor-Interieur gleich in vergangene Zeiten versetzt. Um so trauriger, dass dieses heimelige Kleinod Ende des Jahres schließen wird, denn der Friseurmeister und seine Frau gehen dann in den wohlverdienten Ruhestand.
Seit 1971 ist der damals 18-jährige Manfred Kröhnert als Barbier und Friseur in Kamen aktiv - zunächst zusammen mit seinen Eltern. Nun ist das Geschäft am 30. Dezember 2017 zum letzten Mal geöffnet. Die Schere hält der Kamener indes schon deutlich länger in der Hand, denn vor dem Einstieg in den elterlichen Betrieb absolvierte er die dazugehörige Friseur-Lehre. Am 14. April 1980 bestand Kröhnert seine Meisterprüfung.
Der fast 64-Jährige ist quasi der letzte Friseur der alten Schule in der Stadt. Einen Grund, den Standort zu wechseln, hat er nie gehabt. Den Mietvertrag schloss sein Vater (starb leider viel zu früh 1973) damals noch mit dem benachbarten Eigentümer Dr. Hanns-Gerhard Kunsemüller ab. „Der Vertrag ist dann immer weiter gelaufen. Wir haben ein wirklich schönes Mietverhältnis gehabt, denn wenn jemand auf Mieterträge fixiert gewesen wäre, gäbe es uns an dieser Stelle wohl schon lange nicht mehr“, blickt Kröhnert zurück.
Zu den 66 Quadratmetern gehört nicht nur ein Herrenbereich, sondern von Anfang an auch ein Damensalon. Eine Zahl, wie vielen Kunden der Figaro in den zurückliegenden Jahrzehnten die Haare geschnitten und verschönert hat, kann der Fußballfan des TSV 1860 München nicht nennen. „Der Großteil sind immer Stammkunden gewesen. Es gibt sogar welche, die noch nie bei einem anderen Friseur waren. Die haben hier schon auf einem Kindersitz gesessen und kommen heute immer noch und bringen dann ihre Kinder mit. Wenn man sich das mal überlegt, macht einen das schon ein bisschen stolz“, stellt der Friseurmeister fest. Unterstützung im Salon bekommt er seit 2005 von seiner Frau Doris, die - auf dem Papier betrachtet - mittlerweile sogar seine Chefin ist.
Einen Wunsch hat das Duo noch, bevor es Schere und Rasierer an den Nagel hängt. „Es wäre schon schön, wenn hier noch einmal ein Friseur reinkommen würde“, sagen beide übereinstimmend. Dies sei übrigens dazu der Wunsch der aktuellen Vermieterin, Dr. Dorothee Kunsemüller.
Bedingungen für eine Fortsetzung sind gegeben: Wasserleitungen liegen überall, Zähler für warmes und kaltes Wasser gibt es ebenfalls. „Dazu steht im Keller eine Waschmaschine und ein Trockner. Das sind ein paar wesentliche Dinge, um die sich ein Nachfolger nicht kümmern müsste“, sagt der Friseur. Freuen würde sich das Paar zudem, wenn ein möglicher Nachfolger sein Herz für die Old School-Einrichtung erwärmen könnte. „Das ist zum Wegschmeißen viel zu schade, weil ja alles noch funktioniert.“
Das Leben nach der Arbeit wird für das Ehepaar positive Neuerungen mit sich bringen. „Wir freuen uns, dass wir bei unseren Planungen dann nicht mehr vom Wochenende abhängig sind“, blicken beide gelassen nach vorn. Einer der Wünsche des Duos ist es, mit dem Fahrrad viele schöne Ziele zu erkunden - das hat in der dafür nötigen Ausführlichkeit bisher nicht geklappt, weil die vielen Stammkunden nie länger als zwei Wochen auf ihren Friseur verzichten wollten.