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Kamener Wirte treffen sich zur Krisensitzung: "Brauchen jetzt viel Galgenhumor"

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Markt Kamen [AD]

wirte corona320AGDie Kamener Wirte trafen sich heute zur Krisensitzung auf dem Markt. Foto: Alex Grün für KamenWeb.de

von Alex Grün

Kamen. Bei den Kamener Wirten herrscht Katastrophenstimmung. Die Corona-Krise wirft existenzielle Fragen auf, bei vielen liegen die Nerven blank. Trotzdem wollen sie nicht den Kopf in den Sand stecken und haben daher einen gastronomischen Krisenstab gebildet.

Täglich ändern sich die Vorschriften und Auflagen, unter denen die wenigen Wirte, die derzeit überhaupt noch geöffnet haben, nur noch stöhnen können. Hieß es am Montag noch, die Gaststätten dürften bis immerhin 18 Uhr auflassen, sofern sie einen Mittagstisch anbieten, hat sich auch diese Lage schon wieder verändert, das zeitliche Ultimatum wurde nach heutigem Stand zurückgeschraubt: Ab 15 Uhr bleibt die Küche kalt, Abendessen im Restaurant fallen im Zuge der kontaktreduzierenden Maßnahmen also auf hoffentlich absehbare Zeit flach.

Auf die Wirte kommt mindestens einen Monat lang, bis zum bisherigen Ultimo 19. April, eine Vielzahl von Herausforderungen zu, nicht nur wirtschaftlich, auch bürokratisch. Beim Verfallsdatum für eingekaufte Waren fängt's an, mit Kurzarbeitsanträgen für die Mitarbeiter und Verdienstausfallanträgen beim Arbeitsamt und natürlich Anträge auf finanzielle Hilfen auf Bundes- und Europaebene geht's wenig heiter weiter. Wobei die fortlaufenden Löhne der Mitarbeiter im Rahmen der Kurzarbeit für diese auch nur ein schwacher Trost ist, weil die Weiterbeschäftigung mit Blick auf die ungewisse Zukunft der Branche ungewiss ist und die Trinkgelder wegfallen, die ein wichtiger Bestandteil ihres Einkommens sind. Ein Drittel vom Netto etwa büßten die Angestellten auf diese Weise ein, schätzt Hotelierin Heike Schaumann. Ein weiteres Problem sei, dass Kurzarbeitsanträge erst gestellt werden können, wenn Resturlaub und Überstunden "abgefeiert" sind. Die meisten Mitarbeiter hätten aber im noch jungen Jahr natürlich noch keinen Urlaub genommen, da dieser teils für die kommende Osterzeit geplant war. Trotz Schließung müssten die Zahlungen also weiterlaufen, die Frage ist nur: wovon, wenn keine Einnahmen generiert werden können? Auch die Informationspolitik sei, sagt Heike Schaumann, "grenzwertig": "Man muss sich praktisch stündlich über die Medien auf dem Laufenden halten, direkt an die Gastronomen gehen keine Infos". So wusste am heutigen Dienstag etwa kaum jemand von der (bis) jetzt bestehenden 6 bis 15-Uhr-Regelung im Rahmen des aktuellen Landeserlasses. Und ob die am morgigen Mittwoch noch greift, sei auch dahingestellt. "Wir informieren euch direkt morgen früh über den neusten Stand der Dinge", versichert Bürgermeisterin Elke Kappen dem "Krisenstab" der Wirte. Zunächst werde man den Spielraum für die kommunale Handhabung prüfen, bevor ein kommunaler Erlass nachgezogen wird. Die Regelung mache nur Sinn, wenn sie landes- und kreisweit einheitlich beschlossen werde, ist Tapa-Guapa-Wirt Marcus Kocha überzeugt - auch wegen der Rechtssicherheit, was etwa finanzielle Entschädigungen betreffe. Der Meinung ist auch die Bürgermeisterin, denn es bringe im Sinne der Kontaktreduzierung wenig, wenn die Leute aus den Nachbarstädten alle nach Kamen kämen, um hier essen und trinken zu gehen oder umgekehrt.

Die Pächter unter den Wirten hoffen jetzt auf eine kulante Behandlung seitens ihrer Vermieter und auf finanzielle Hilfe seitens der Bundesanstalt für Wiederaufbau oder des Europäischen Sozialfonds. Mit ihren Lieferanten hätten sich viele schon auf eine Zahlungsstundung geeinigt. Kredite seien letztlich auch keine Lösung, da sie ja irgendwann von irgendwas zurückbezahlt werden müssten und "die Packung wird ja nicht kleiner, sondern größer", sagt Kocha, der, wie etwa die Hälfte der Kamener Gastronomen auch, seinen Laden erst einmal komplett schließt, da er ohnehin erst kurz vor 18 Uhr aufmacht und auf Mittagsbetrieb umstellen lohne sich nicht. Momentan bestehe große Unsicherheit, welche Hilfen möglich sind. Auf die werden einige angewiesen sein, besonders schlimm erwischt hat es zum Beispiel Alona Gailert, die erst vor einem halben Jahr mit dem Erwerb des Restaurants im Hotel Stadt Kamen große Investitionen getätigt hat.

Falls die "Corona-Messe" bis zum 19. April tatsächlich gelesen sein sollte, was die meisten für unwahrscheinlich halten, gibt es immerhin die Hoffnung auf einen Gaststätten-Boom, weil die Bürger nach einem Monat Entbehrung drauf lauern, auch abends endlich wieder vor die Tür gehen zu können. Sollte sich die Krise aber noch mehrere Monate halten, sehen die Wirte für die ganze Branche schwarz. Im Moment könne man nur die einfrierbaren Lebensmittel ins Eisfach packen, den Rest aufessen und die bereits geöffneten Fässer vielleicht sogar gemeinsam leeren, "sozusagen im kollektiven Frustbesäufnis", lachen die Wirte - ihren Galgenhumor haben sie jetzt bitter nötig.