Einsamkeit bei jüngeren Menschen: Ein häufig unterschätztes Problem
Einsamkeit macht krank: Diese Erkenntnis sickert langsam, aber sicher in der Bevölkerung durch. Entsprechend gibt es verschiedene Hilfsmaßnahmen wie organisierte Treffen oder Sprechstunden, mit denen Betroffenen geholfen wird. Ein Problem dabei: Meist liegt der Fokus auf älteren Menschen, während die Aufmerksamkeit für Jüngere eher spärlich gesät ist.
Einsamkeit trotz permanenter Erreichbarkeit
Bei den ganzen Kommunikationsmöglichkeiten wirkt es auf den ersten Blick seltsam, wenn jüngere Menschen über Einsamkeit klagen. Schließlich ist der nächste Kontakt nur ein paar Klicks entfernt, weshalb man meinen sollte, es wäre immer und überall ein Freund oder Familienmitglied erreichbar. Doch der Schein trügt: Im modernen Zeitalter fällt es oft noch schwerer, Kontakte zu halten, da jeder mit seinem eigenen Alltag zu kämpfen hat und durch das Internet trotzdem jederzeit Zugang zu Unterhaltung hat.
Noch dazu kommt ein weiterer Faktor: Denn besonders in den Zwanzigern trennen sich die Wege vieler Gefährten, mit denen wir in der Vergangenheit viel Zeit verbracht haben. Wir alle haben es wahrscheinlich schon erlebt, dass ein guter Freund aufgrund eines neuen Jobs oder wegen der Familie seinen Fokus verschoben und den Kontakt reduziert hat. Wer dann selbst wenig Veränderungen in seinem Leben hat und keine eigene Familie oder anderweitige Verpflichtungen hat, hadert besonders stark mit der plötzlichen Einsamkeit und sucht zum Beispiel auf der Website nach Gesellschaft.
Nicht nur für die Psyche belastend
Noch immer herrscht in der Gesellschaft ein weit verbreiteter Irrtum vor. Oft wird nämlich davon ausgegangen, dass Einsamkeit ein ausschließlich mentales Problem wäre. Dass das nicht stimmt, belegen mehrere Studien, die negative Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit gefunden haben. Gerade ohnehin schon stark ausgeprägte Volkskrankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes treten bei einsamen Menschen öfter auf. Das liegt zu einem großen Teil am ungesünderen Lebensstil durch weniger ausgewogene Ernährung, die wiederum auf Einflüsse wie Frust zurückgeht.
Doch was hilft denn nun wirklich gegen Einsamkeit? Schnelle Lösungen wie Medikamente können auf Dauer kein Allheilmittel sein, da sie das Problem nur verschieben. Erschwerend kommt hinzu, dass sich einsame Menschen aus Angst vor fehlender Anerkennung vor einem Arztbesuch scheuen. Dabei wäre genau das ein möglicher Ausweg, da Hausärzte langsam, aber sicher Sensibilität für die Problematik entwickelt haben – auch bei jüngeren Betroffenen. So gibt es beispielsweise Online-Kurse, in denen Strategien zum besseren Umgang mit Einsamkeit vermittelt werden.
Mehr Achtsamkeit als Ausweg
Vielleicht wurde schon klar, worin die größten Herausforderungen im Umgang mit Einsamkeit liegen. Zum einen wäre da der Fakt, dass es sich oftmals um ein stilles Problem handelt. Betroffenen fällt es schwer, sich anderen Menschen anzuvertrauen und sich zu öffnen. Das gilt sogar für eigene Freunde oder Familienmitglieder, die man nicht belasten möchte. Für diese ist es gleichzeitig schwer, zu den einsamen Freunden oder Verwandten durchzudringen, um ihnen helfen zu können.
Eine mögliche Lösung: Einfach mal fragen, wie es der anderen Person geht und ein ehrliches Gespräch anbieten. Auch gemeinsame Tätigkeiten wie Sport oder Kultur können zumindest für eine bestimmte Zeit Ablenkung schaffen und zu einer langsamen Verbesserung beitragen. Das gilt natürlich völlig altersunabhängig, wodurch wir alle unseren Beitrag zu weniger Einsamkeit in der Gesellschaft leisten können – bei jungen und alten Menschen.