Lebensmitteltechnikerin möchte weiter hinter der Theke arbeiten
von Christoph Volkmer
Kamen. Seit Juni 2023 ist Sabine Krych den Flechsig-Kunden als engagierte Mitarbeiterin an der Theke des Traditionsbetriebs bekannt. Jüngst hat die Fleischfachverkäuferin eine besondere Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und dabei sogar ihr erstes eigenes Produkt kreiert. Ihren Job als Verkaufsleiterin möchte die 32-Jährige dennoch fortsetzten.
„Ich glaube, es gibt keine zweite Lebensmitteltechnikerin in NRW hinter einer Bedientheke. Das ist extrem selten und für uns als Betrieb natürlich sehr wertvoll“, sagt Fleischermeister Dirk Flechsig über die Qualifizierung seiner Mitarbeiterin.
Sabine Krych hat sich vor drei Jahren für eine berufsbegleitende Weiterbildung mit rund 2.400 Unterrichtsstunden entschieden. „Solche Möglichkeiten gibt es nicht um die Ecke. Ich habe mich für ein Lebensmittelinstitut in Neumünster entschieden. Das liegt knapp 400 Kilometer von Kamen entfernt“, so Sabine Krych. Der Unterricht dort findet an Wochenenden und in einwöchigen Blöcken als Präsenzzeit statt. Ein Grund für die Wahl war, dass in Schleswig-Holstein der gewünschte Fachbereich „Prozesstechnik“ angeboten wird. Offiziell ist die 32-Jährige, die in Bergkamen wohnt, nun staatlich geprüfte Lebensmitteltechnikerin im genannten Fachbereich.
Eine Weiterbildung, die eigentlich besonders für Aufgaben im Bereich der Lebensmittelindustrie befähigt. „Auf Industrie habe ich aber keine Lust“, unterstreicht Krych. Erfahrungen in diesem Bereich der Produktion hat die Fleischfachverkäuferin bereits gesammelt: „Das ist nicht meine Welt. Danach war mir klar, dass ich mit meinem Wissen lieber einen Handwerksbetrieb unterstützen möchte.“
Bruder hat ebenfalls Weiterbildung absolviert
Inspiriert wurde Krych zudem durch ihren Bruder Christian, der ebenfalls bei Flechsig, allerdings in der Produktion, arbeitet. Auch dieser hat vor Jahren diesen Weg der Weiterbildung gewählt. Zu den Aufgaben einer Lebensmitteltechnikerin gehören unter anderem das Bedienen und Überwachen von Anlagen und Maschinen der Lebensmittelverarbeitung und Lebensmittelherstellung sowie das Sicherstellen der Produktqualität.
„Das Schöne an der Sache ist, dass man Lebensmittel komplett versteht. Das ist letztlich ein deutlich tiefgründigeres Wissen als bei einer normalen Ausbildung“, so Krych. Die Spezialisierung auf Prozesstechnik helfe unter anderem dabei, Abläufe im Betrieb zu optimieren und die Effizienz und Produktivität zu steigern.
„Alles bleibt für mich erst einmal so, wie es ist. Aber es ist eine schöne Qualifikation, mit der man in Zukunft schauen kann, was man damit anfängt“, sagt Krych, die zuletzt bereits viele Fragen der Stammkunden bezüglich ihres Verbleibs bei Flechsig zu hören bekam. „Ich werde bleiben, denn mein Herz schlägt für diese Arbeit“, unterstreicht die 32-Jährige.
Zur Abschlussarbeit gehörte auch die Entwicklung eines eigenen Produkts. In Zusammenarbeit mit einem Klassenkammeraden ist eine Bratensauce entstanden. Dabei spielten Zusammensetzung und Haltbarkeit entscheidende Rollen. „Eine küchenfertige Sauce mit Ente und Orange gab es bisher nicht“, sagt die Produktentwicklerin nicht ohne Stolz.
Jetzt aber ist die emsige Mitarbeiterin erstmal im Urlaub. Darauf hat sie während der vergangenen drei Jahre verzichtet. „Da dort viel am Wochenende stattfand, bin ich meistens nach der Arbeit am Freitag direkt in den Norden gefahren“, sagt Krych. Das wird sie sicher nicht vermissen.