Richtfest für das neue Jobcenter in Unna: Fünfgeschossiger Neubau setzt Zeichen für die Reaktivierung der Industriebrache
Foto: Günther Klumpp
Unna. Der Neubau für das Jobcenter Kreis Unna setzt sichtbare Zeichen für die Reaktivierung der Viktoria-Fläche nördlich des Unnaer Bahnhofes. Am 26. September 2023 konnte die Viktoria Grundstücks GmbH & Co. KG zusammen mit dem beauftragten Bauunternehmen Ten Brinke und dem Jobcenter Kreis Unna als künftige Mieterin Richtfest feiern. Das fünfgeschossige Gebäude mit einer Nutzfläche von rund 5.700 Quadratmetern wird den Mitarbeitenden des Jobcenters voraussichtlich ab Oktober kommenden Jahres 199 Büroräume bieten. Das Gesamtgrundstück für den Neubau an der Ecke Hammer und Viktoriastraße ist zusammen mit 128 Stellplätzen rund 10.000 Quadratmeter groß. Insgesamt investiert die Viktoria Grundstücks GmbH & Co. KG rund 22,0 Mio. Euro für den Neubau. Darin enthalten sind die Bodensanierung, die Planung, die Erschließung und Fertigstellung des Gebäudes, samt Außenanlagen und Parkplatz.
Der Neubau gibt schon einen Vorgeschmack auf die mögliche Nutzung der 56.000 Quadratmeter großen Restfläche. Der Bau entspricht mit dem KfW-Standard 40 NH (Nachhaltigkeit) den neuesten Effizienzstandards, Dachbegrünung und Photovoltaik-Anlagen sind eingeplant. In den Pflanzbeeten werden heimische Sträucher wachsen, an der Fassade sind Fledermausquartiere und insektenfreundliche Beleuchtung vorgesehen.
Parallel laufen die aufwendigen Vorarbeiten für die Entwicklung der weiteren Flächen. Auf dem rund 56.000 Quadratmetern großen ehemaligen Fabrik-Areal zwischen Hammer und Viktoriastraße soll ein lebendiges Stadtquartier wachsen, das Zeichen für die Innenstadtentwicklung setzt. Rundum von vier- bis fünfgeschossigen Gewerbebauten gegen den Schall der Bahnlinie geschützt, sollen im Kern autofrei bis zu 260 Wohnungen für die unterschiedlichsten Ansprüche entstehen. Dies sieht die Projektstudie vor, mit der die Eigentümerin Viktoria-Grundstücks GmbH & Co. KG gemeinsam mit der Kreisstadt in die Detailplanung ging.
Die Büro- und Gewerberiegel rund um das neue Wohnquartier bieten reichlich Platz für unterschiedliche Nutzungen: Dienstleistungen, nicht störende Produktion, Bildungsangebote und auch soziale Dienste.
Das geplante Wohnangebot ist nach den bisherigen Plänen rund um eine grüne Bummelachse und einen Quartiersplatz für alle Bedarfe aufgelockert: Eigenheime gehen nicht zweigeschossig in die Fläche, sondern strecken sich über vier bis fünf Etagen hoch als „Townhouses“ schmal in den Himmel, Eigentums- und Mietwohnungen sollen in aufgelockerten Blocks direkt im Anschluss entstehen. Ein Fünftel bis ein Viertel im sozialen Wohnungsbau – „wir wollen ein Quartier für alle Altersgruppen, alles barrierefrei“, sagt Karin Rose, Geschäftsführerin der Viktoria Grundstücks GmbH & Co. KG. Die Barrierefreiheit gelte nicht nur für ältere Menschen, sondern auch für Menschen mit Handicap. Gerade bei denen fehle, so zeigen die Daten von Kreis und Kreisstadt, ein Wohnungsangebot. Eine Kindertagesstätte sowie eine Pflegestation im Quartier wünschen sich die Investoren: „Wir freuen uns da auf Partner, die ersten Gespräche haben wir geführt.“
Zukunftsideen für die Innenstadt wird das Viertel auch in anderen Bereichen setzen. Der Kern ist autofrei. Quartiersgaragen sollen fußläufig erreichbar den Bedarf an Autoparkplätzen decken. Eine Mobilstation mit Carsharing, Bikesharing und Lastenrädern wird direkt daneben Alternativen zum eigenen PKW bieten. Und eine direkte Anbindung zum nahen Bahnhof und Busbahnhof haben die Planer als Wunsch eingezeichnet: Der Tunnel zu den Bahngleisen soll unter den Gleisen nach Norden direkt ins Viertel weiter durchgebaut werden. Bei der Begrünung und der Energieversorgung werde Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Von der Dachbegrünung über Bäume in der Quartiersallee über Regenwassernutzung, Wasserbecken im Quartiersplatz bis hin zu einem modernen Energiekonzept mit Solarstrom, Geothermie und Wärmepumpen reichen die Planungen.
Wieviel davon realisiert werden kann, das wird aktuell von Gutachtern und Fachplanern ermittelt, erklärt die Geschäftsführerin. Dazu gehört, welche Grenzen die Altlasten auf dem Gelände etwa für die Pflanztiefe von Bäumen setzen. Altlastensanierung gehört ins Konzept – dass sie da ernst machen, haben die Besitzer schon beim Abbruch der alten Pflugfabrik an der Viktoriastraße bewiesen. Die dort seit Jahrzehnten schlummernden Gifte wurden komplett geräumt, ebenso jetzt auf dem Baugrundstück des Jobcenters. Die Viktoria Grundstücks GmbH lässt zudem noch prüfen, wie das Wohnquartier optimal gegen den Lärm der Bahnstrecke zu schützen ist. Ebenso ist die weitestgehende Nutzung des Regenwassers bei gleichzeitigem Schutz gegen Starkregenereignisse ein Thema, an dem die Fachleute arbeiten.