von Edith Sujatta, Ortsheimatpflegerin
Straßennamen verändern sich schon mal im Lauf der Zeit. Der Schleppweg z. B. hat eine ganz eigene Geschichte.
Der eigentliche Schleppweg ist die jetzige Südkamener-Straße zwischen der Unnaer- Straße und der Dortmunder Allee. In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde „ unter dem Schleppwege“ eine „Zechensiedlung“ gebaut, aus den parallel untereinander laufenden Straßen wurde dann der Obere- und „Untere Schleppweg“. Nach der Anlage des neuen Friedhofs in Südkamen wurde aus dem „Oberen Schleppweg“ die Südkamener Straße das „untere“ wurde gestrichen, es gab ja nur noch einen Schleppweg.
Der Name kommt ursprünglich von Schliepweg. Die Schliepe ist ein ist ein einfaches Holzgestell, es besteht aus zwei gleich langen Stangen die durch Querstangen verbunden sind, darauf nagelt man ein paar Bretter. Mist aus dem Stall oder andere Dinge mit denen man für kurze Wege die Radkarre nicht benutzen oder besser gesagt beschmutzen wollte kamen auf die Schliepe (von Schleppen).
Was hat das nun mit dem Schleppweg zu tun? Ein Stück oberhalb des Schleppweges am jetzigen Südweg stand ein gegen Dortmund gerichteter Galgen. Eine deutliche Warnung gegen Fremde, Gauner und Mörder.
Kam es wirklich einmal zu einem Todesurteil wurden die meist schon durch den Strick erwürgten dort aufgehängt. Dieses Schauspiel ließ man sich möglichst nicht entgehen, sozusagen ein Event des Mittelalters. Die Bürger zogen mit Proviant, Kind und Kegel zum Richtplatz. Die Bauern in der Nachbarschaft hatten das Nachsehen mit ihren zertrampelten Äckern.Was von dem armen Menschen der dort hing nach einigen Wochen übrig war, musste nun unter die Erde.
Nur die ärmsten der Armen waren zu diesem Dienst (als Nachrichter) bereit. Niemand hätte aber seinen Wagen oder eine Karre dafür hergegeben, hier kam die Schliepe zum Einsatz. Statt der Querbretter spannte man ein altes Tuch in den Rahmen, darin wurde dann später die Leiche eingewickelt.
Auf den Kirchhof konnte sie natürlich nicht, sie kamen ja auch eh nicht in den Himmel. Von nun an muss ich auf verschiedene Quellen zurück greifen, in Kamener Akten ist da nichts zu finden.
In einigen Berichten steht man habe sie wohl auf dem Armenfriedhof verscharrt. Diese lagen meistens vor der Mauer und waren für Fremde die kein Geld für die Stolgebühren hatten, (das ist Geld das der Priester bekam wenn er im Dienst die Stola umlegte), für Ungetaufte und ausgestoßene Menschen gedacht.
Jede Schicht (Nachbarschaft) hatte um Seuchen zu vermeiden einen von der Stadt zugewiesenen Ort wo Tierkadaver oder Schlachtreste entsorgt werden mussten. Dieser sogenannte Filleplatz lag für die Mühlenschicht auf dem Gebiet mit der Flurbezeichnung Steinacker, ein Stück unterhalb des Schliepweges, ob man die armen Sünder vielleicht gleich dort gelassen hat, wer weiß?
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