Ganze Business-Jets werden in den Sabura-Falthallen "eingetütet" und frisch lackiert - Technik "made in Kamen" macht's möglich.
von Alex Grün
Sabura-Geschäftsführer Christoph Schwabe hat das Unternehmen zusammen mit seinem Vater Udo komplett aus privaten Mitteln hochgezogen. Fotos: SaburaKamen. Mit einer mehr oder weniger einfachen Idee, die aber ungleich schwerer umzusetzen ist, macht ein Kamener Familienunternehmen - mehr oder weniger von der Öffentlichkeit unbemerkt - schon seit zehn Jahren mit mobilen Werkshallen Weltkarriere: Die Firma Sabura, ansässig im Technopark. Auf der letzten Sitzung des Wirtschaftsausschusses stellten die Geschäftsführer sich selbst, ihr wortwörtlich einzigartiges Konzept, aber auch ihre Probleme vor.
"Wir sind in unserem Produkt nach zehn Jahren tatsächlich immer noch die Einzigen - und zwar weltweit", betont Senior-Geschäftsführer und Diplomingenieur und Sabura-Seniorgeschäftsführer Udo Schwabe - und wundert sich dabei selbst. Seit Sabura vor zehn Jahren als Firma online gegangen ist, kann sich das kleine Unternehmen vor Aufträgen kaum retten. Im Kunden-Portfolio finden sich weltweite Wirtschaftsriesen wie Lufthansa, BMW, Deutsche Bahn, Schweizer Bundesbahn, Berliner Verkehrsbetriebe BVG oder die US-Army. Und dabei fing alles mit einer ganz "profanen Idee" an, wie Firmengründer Udo Schwabe erklärt. Gemeinsam mit seinem Sohn und jetzigen Geschäftsführer Christoph entwickelte er vor mehr als zehn Jahren das Modell eines faltbaren Universal-Raumsystems, in dem auch Objekte in der Größe von Business-Jets, Bahnwaggons oder Tanks mit bis zu 100.000 Litern Fassungsvermögen untergebracht werden - und dort lackiert werden können. Bis zu 89 Metern können diese "Ziehharmonika-Hallen" in die Länge gezogen werden. Durch die integrierte Luftführung sind die stahlgerahmten Kabinen optimal für Lackierungen geeignet. Die Kabinen sind aus Hohlprofilrohren in Fachwerkbauweise hergestellt, so dass der Aufbau auch Schnee- und Windlasten im Außenbereich trotzen kann. Die Wände bestehen aus antistatischen und schwerentzündbaren Hochleistungsfolien, die ein B1-Zertifikat haben. Wenn beispielsweise die Lufthansa für ihre Maschinen in Dubai eine neue Lackschicht für die Landeklappen ihrer Boeings braucht, werden die Teile nicht etwa in die Werft nach Hamburg geschickt, sondern direkt in Dubai "eingetütet". Der Berg, also die Werkshalle, kommt sozusagen zum Propheten, also den lackierbedürftigen Großteilen - Technik "made in Kamen" macht's möglich. Nach ähnlichem Prinzip wird auch in der Schweiz verfahren, wo ebenfalls eine Sabura-Halle steht, in der die Züge der Schweizer Bahn lackiert werden. Einer der ersten Sabura-Kunden wäre vor zehn Jahren übrigens die die US-Army geworden. Die suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, große Tanks zu lackieren, ohne in den eigenen Werks- und Kasernenhallen Platz freiräumen zu müssen. Das Problem: Sabura, die damals noch in den Kinderschuhen steckten, konnten die erforderliche Anzahl an Falthallen noch nicht liefern. "Eine Alternative konnte die Army damals aber auch nicht finden, weil es nichts Vergleichbares gab", erklärt Sabura-Senior Udo Schwabe. Aktuell wird an einer Möglichkeit gearbeitet, in den "Origami-Hallen" auch Sandstrahlarbeiten verrichten zu können - mit einer doppelten Folie. Das Problem sei die Lautstärke, erklärt Schwabe. Der Lärm von Sandstrahlern könne bis zu 115 Dezibel erreichen und muss dementsprechend eingedämmt werden. Doch wo das Licht des Erfolgs leuchtet, ist auch Schatten - das Problem: obwohl das Produkt der DIN-Norm entspricht, bekomme man keine Förderungen, so Schwabe. Denn das Konzept weiche so weit von allem ab, was die Wirtschaftsförderanstalten bislang kannten, dass man sich dort offenbar sehr schwer tue. Daher sei das gesamte bisherige Sabura-Portfolio aus privaten Mitteln gestemmt worden - "Innovation ist halt nichts für Feiglinge", kommentiert Udo Schwabe achselzuckend. Was allerdings die Standortsuche betrifft, schwärmen die Sabura-Geschäftsführer jetzt noch von der "tollen Zusammenarbeit mit der Technopark GmbH, die das Potential der Jungunternehmer erkannt und schnell und unbürokratisch geholfen habe. Wer so individuell unterwegs ist, wie die Falthallen-Profis aus Kamen, hat meist auch Probleme, passendes Personal zu finden - auch das ist bei Vater und Sohn Schwabe der Fall. Das Gewerbe sei so spezifisch, dass es schon schwer sei, ein passendes Bewerbungsprofil auszuschreiben, erklärt Udo Schwabe. Derzeit sei man mit gerade einmal fünf Mitarbeitern am Werk, demnächst will das Unternehmen expandieren - qualifizierte Leute, insbesondere Experten für Kunststoff und Folie sowie Schweißer sind also gesucht. Weitere Infos unter www.sabura.de.
Die imposanten mobilen Werkshallen können in eine Länge von bis zu knapp 90 Metern ausgezogen werden und Tanks von bis zu 100.000 Litern Fassungsvermögen beinhalten.