Nachdem bereits der Planungsausschuss grünes Licht gab, stimmte jetzt auch der Rat der Stadt Kamen für das städtische Handlungskonzept Wohnen. Foto: Archiv
Kamen. (AG) Nachdem schon der Planungsausschuss des Rates der Stadt Kamen grünes Licht gegeben hatte (wir berichteten), stimmte in der letzten Woche auch der Rat selbst dem kürzlich abgeschlossenen Handlungskonzept Wohnen zu, welches die wohnungspolitische Strategie zur künftigen Entwicklung des Wohnstandortes Kamen vorgeben soll.
Das Handlungskonzept Wohnen der Stadt Kamen, entworfen vom Dortmunder Planungsbüro Planlokal, analysiert die gegenwärtige demografische Entwicklung und die Situation auf dem Kamener Wohnungsmarkt. Auf dieser Grundlage wurden die zukünftigen Wohnungsbedarfe auf gesamtstädtischer und Stadtteilebene prognostiziert. Darüber hinaus befasst sich das Handlungskonzept Wohnen mit den aktuellen Entwicklungstrends und benennt Instrumente und Handlungsoptionen, damit der Kamener Wohnungsmarkt die zukünftigen Wohnungsbedarfe zielgerichtet bedienen kann. Zudem wurden drei Beispielquartiere mit einer spezifischen Fragestellung untersucht, das Gebiet Blumenstraße/Karl-Arnold-Straße, die City und der Stadtteil Methler. Fazit: Bestimmte Zielgruppen würden aktuell und zukünftig nicht ausreichend mit Wohnraum versorgt werden können, bereits jetzt gebe es zuwenig kleine Single- oder altengerechte Wohnungen, da die Zahl älterer Mitbürger steige, die der jüngeren sinke. Das Handlungskonzept empfiehlt daher ein Quotenverhältnis von 75 Prozent an Mehrfamilienhäusern zu 25 Prozent im Bereich Einfamilienhäuser, der Anteil des öffentlich geförderten Wohnungsbaus solle bei rund 30 Prozent liegen, um auch finanzschwächeren Haushalten angemessenen Wohnraum anbieten zu können. Als Musterbeispiel nannte Baudezernent Dr. Uwe Liedtke das UKBS-Projekt Polizeikaserne in Südkamen, das zu 100 Prozent öffentlich gefördert ist, und dabei für verschiedene Wohnformen und -bedarfe ausgerichtet sei. Nächstes Jahr, so Liedtke, solle die "Wiederbelebung" der alten Kaserne voraussichtlich in Angriff genommen werden. Insgesamt komme die Stadt mit den Quoten, die das Konzept bis 2043 empfehle, in der Planung sehr gut klar, so Liedtke.
Das Handlungskonzept sei eine wichtige Orientierungshilfe, das Problem sei aber, dass sehr viel Wohnungsbau in privater Hand liege, so SPD-Fraktionsvorsitzender Daniel Heidler. Daher seien die Einflussmöglichkeiten auf eine Bestandsveränderung für die Stadt sehr gering, so dass man als Kommune auch weiterhin auf kommunale und genossenschaftliche Bauunternehmen wie die UKBS angewiesen sein werde, so Heidler. Er wies auch darauf hin, dass viel potenzieller Wohnraum in der Stadt ungenutzt bliebe, wie bei den teils seit Langem unbewohnbaren Häusern in der Nordstadt, darüber hinaus gebe es viele alleinstehende Menschen in Kamen, die in Einfamilienhäusern wohnen, weil sie keinen adäquaten Ersatz in angemessener Größe finden. Daher brauche die Stadt auch im Segment Mietwohnungsbau mehr Engagement.
Das Konzept sei sicherlich nicht die Lösung der Probleme, gebe aber Hinweise, sagte CDU-Ratsherr Heinrich Kissing. Auch er sieht den privaten Wohnungsbestand als großes Problem, aufgrund der überteuerten Baukosten sei das Engagement nicht mehr vorhanden, in die eigenen Immobilien zu investieren, so Kissing. So stünden auch viele Wohneinheiten leer, die technisch in Ordnung sind, aber nicht vermietet werden. Auf Kissings Frage, ob die Stadt eine Möglichkeit sehe, diese Ressourcen zu reaktivieren, erntete er Schulterzucken von Bürgermeisterin Elke Kappen: Mehr als eine höfliche Bitte könne auch die Stadt nicht an die Eigentümer richten. Auf die Frage von CDU-Fraktionschef Ralf Eisenhardt, inwieweit der Masterplan Wohnungsbau des Kreises Unna die Inhalte des Kamener Konzeptes in Zielkonflikte bringen könnten, konnte Erster Beigeordneter Liedtke beruhigen: Es bestünden durch das Kreisprogramm keinerlei Verbindlichkeiten, die Planungshoheit werde weiterhin auf Seite der Stadt liegen. Das Handlungskonzept solle indessen in den Masterplan des Kreises eingebaut werden. "Also wird das Konzept sozusagen von einem Planungsbüro des Kreises abgeschrieben, um es in ein anderes Konzept einzuarbeiten", wie Eisenhardt ironisch bemerkte. Bis auf eine einzige Gegenstimme von AfD-Einzelvertreter Ulrich Lehmann stimmte der Rat dem Konzept geschlossen zu.