-Anzeige-

Anzeige

Klein, aber oho – ein nützlicher Blutsauger lebt am Gewässer

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

EGLV Kriechm Mumienpuppe 1119Die kleinen Larven, die aus den Eiern der Kriebelmücken schlüpfen, sind optimal an das Leben im fließenden Wasser angepasst. Durch eine Haftscheibe an ihrem Hinterleib können sie sich gut an Wasserpflanzen, Steinen oder Holzstücken festhalten. Foto: Team Labor / EGLV

Ein nützlicher Blutsauger lebt an der Seseke und Körne - Bewohner des Monats

Kamen. Sie sind nur etwa fünf Millimeter groß und wirken auf den ersten Blick unscheinbar wie kleine Fliegen. Aber die Rotkopf-Kriebelmücken können auch richtige „Plagegeister“ werden, die Mensch und Tier gerne zu nahe kommen. Da die Insekten aber auch die Selbstreinigungskraft der Gewässer unterstützen, hat der Lippeverband sie als „Bewohner des Monats“ ausgewählt. Zu Hause sind sie unter anderem an der Seseke und Körne in Kamen.

Bei gutem Wetter kann man die Insekten zwischen Februar und November, also auch noch aktuell, an Gewässern in der Lippe-Region beobachten. Sie bevorzugen vegetationsreiche, größere Bäche oder mittelgroße Flüsse mit sauerstoffreichem Wasser.

An windstillen, sonnigen Tagen finden sich die Kriebelmücken durch Schwarmbildung zu Paaren zusammen. Das Liebesspiel beginnt dann direkt in der Luft und findet seine Finale am Boden. Die Weibchen legen anschließend nach und nach jeweils mehrere hundert Eier bevorzugt an Wasserpflanzen ab.

Das Einkaufsnetz immer dabei
Die kleinen Larven, die aus den Eiern der Kriebelmücken schlüpfen, sind optimal an das Leben im fließenden Wasser angepasst. Durch eine Haftscheibe an ihrem Hinterleib können sie sich gut an Wasserpflanzen, Steinen oder Holzstücken festhalten. So strecken sie ihren Körper nach oben und filtern mit ihrem Borstenfächer feinste Partikel als Nahrung aus dem Wasser. Diese „Einkaufsnetze“ an der Oberlippe der Tiere bestehen aus bis zu 70 Borsten, die sich durch Wasserdruck auffächern.

Larven werden zu „Mumien“
Nach den Larvenstadien baut sich die Kriebelmücke ein schuhförmiges Gespinst, in dem sie sich verpuppt. Diese „Puppenstube“ ist oft bräunlich gefärbt und haftet auf der Unterseite von Wasserpflanzen immer mit der Öffnung in Fließrichtung. Das vordere Ende der Puppe trägt zwei Kiemenbüschel, die die Puppe mit Sauerstoff versorgen. Da diese Kiemen unter Wasser und in der Luft funktionieren, handelt es sich dabei um „Mumienpuppen“.

Bei sonnigem Wetter schlüpfen aus den Puppen nahezu gleichzeitig die flugfähigen Insekten. „Die tagaktiven Tiere können über mehrere Kilometer umherziehen und sind bei hellem Sonnenschein am lebhaftesten“, sagt Sylvia Mählmann, biologischtechnische Assistentin des Lippeverbandes.

EGLV Team Labor KlausBaumers1119Dr. Thomas Korte, Simone Pigage-Göhler und Sylvia Mählmann vom Lippeverband bei der Probennahme am Gewässer. Foto: Klaus Baumers / EGLVBlutsauger bevorzugen Bauchhaut
Die Männchen ernähren sich ausschließlich von Nektar, die Weibchen benötigen zur Bildung der Eier allerdings eine „Blutmahlzeit“. Im Gegensatz zu Stechmücken stechen die Rotkopf-Kriebelmücken ihre Opfer aber nicht, sondern reißen mit ihren Mundwerkzeugen eine kleine Wunde und saugen das sich dort sammelnde Blut auf. Zum Einsatz kommen dabei messerartige Mundwerkzeuge und ein Gerinnungshemmer, durch den sich das Blut leicht aufzusaugen lässt. Dadurch kommt es bei den Opfern nach einem Biss häufig zu tagelangem Juckreiz, Schwellungen und kleineren Blutergüssen.

Unfreiwillige „Blutspender“ sind dabei in der Regel Warmblüter: Vögel, Rinder, Kühe und… ja, leider auch Menschen. Dabei bevorzugen die verschiedenen Kriebelmücken-Arten unterschiedliche Körperstellen ihrer „Blutspender“. Der Rotkopf-Kriebelmücke schmeckt es an der Bauchhaut von Säugetieren am besten, einer anderen Art dagegen an Ohrmuscheln von Pferden.

Trotzdem übernehmen die kleinen „Plagegeister“ im Gewässer aber auch eine wichtige Funktion: Sie filtrieren große Wassermengen und unterstützen so die Selbstreinigungskraft der Gewässer. Außerdem sind sie eine wichtige Nahrungsquelle für größere Insekten und Fische. Ihr Nachweis in den Gewässern des Lippe-Gebietes ist für die Biologen daher immer ein gutes Zeichen. Auch wenn sich niemand gern von ihr beißen lässt!

Hintergrund - Serie: Bewohner des Monats
Fließgewässer sind die Lebensadern unserer Landschaft. Sie bieten Menschen nicht nur Erholung, sondern sind als Ökosysteme unverzichtbar und schützenswert. Ein Großteil der Wasserlebewesen sind wirbellose Tiere (Makrozoobenthos), die häufig am Boden oder Rand des Gewässers leben. Dazu gehören u.a. Wasserinsekten, Krebstiere, Schnecken und Muscheln. Sie sind ein wichtiger Indikator für die Wasserqualität. Denn nur ein natürliches Gewässer weist eine hohe Anzahl und Vielfalt wirbelloser Tiere auf.

Probenahme am Gewässer
Durch das Programm „Lebendige Lippe“ soll sich der längste Fluss in NRW natürlicher entwickeln. Diese Veränderungen erfassen die Lippeverbands-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Labors anhand von Probenahmen entlang der Lippe und ihrer Nebenläufe. Dabei untersuchen sie regelmäßig insgesamt 431 Kilometer Wasserläufe im Verbandsgebiet. Ausgewählte Lebewesen, die etwas über die Wasserqualität verraten, stellt der Lippeverband in seiner Serie „Bewohner des Monats“ vor.

Programm „Lebendige Lippe“
Die Lippe ist ein 220 Kilometer langer Nebenfluss des Rheins. Sie entspringt in Bad Lippspringe und mündet in Wesel in den Rhein. Auf der rund 147 Kilometer langen Strecke zwischen Lippborg und Wesel fließt die Lippe durch das Gebiet des Lippeverbandes. Hier hat das Land NRW die Unterhaltung und den Ausbau des Flusses an den Lippeverband übertragen.

Der Lippeverband übernimmt neben der allgemeinen Pflicht der Gewässerunterhaltung auch die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie an der Lippe. Hierzu hat der Lippeverband im Jahre 2013 das Programm „Lebendige Lippe“ für seinen Zuständigkeitsbereich aufgelegt und neben der Fortsetzung der bestehenden Projekte mehrere neue Projekte begonnen.

Das übergeordnete Ziel ist die langfristige Verbesserung und Wiederherstellung eines intakten Fluss-Auen-Ökosystems mit einer Erhaltung und Entwicklung von fluss- und auentypischen Strukturen und Lebensgemeinschaften. Für das Landesgewässer Lippe werden zu 100 % Landesmittel eingesetzt.

Europäische Wasserrahmenrichtlinie
Mit der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) wird nicht nur ein „guter Zustand“ für alle Gewässer in den Mitgliedsstaaten der EU bis zum Jahr 2027 gefordert. Seit Inkrafttreten der Richtlinie im Jahr 2000 ist auch die ganzheitliche Betrachtung von Fluss-Einzugsgebieten Allgemeingut geworden. Danach ist der gesamte Fluss von der Quelle bis zur Mündung als Einheit zu sehen. Maßnahmen, die an irgendeiner Stelle des Gewässersystems zu Veränderungen führen, wirken sich auch in anderen Teilen des Einzugsgebiets aus.

Kreis fördert weiter Streuobstwiesen - Grundeigentümer erhalten Pflanzgut

am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

209974PKreis Unna. Obstbäume prägen die Landschaft und sind gut für den Naturhaushalt. Deshalb fördert der Kreis Unna auch in diesem Jahr das Anlegen und Erhalten von Streuobstwiesen im Kreisgebiet.

Konkret erhalten acht Grundeigentümer rund 73 hochstämmige Obstbäume von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises. Es handelt sich um Apfel-, Birn-, Pflaumen- und Kirschbäume, aber auch Walnüsse und Quitten sind dabei. Dazu kommen die nötigen 300 Baumpfähle sowie u.a. Draht und Dachlatten, um die jungen Bäume vor Nagern, Schafen oder Rindern zu schützen.

Obstbaumausgabe am 12. November
Die Bäume und Materialen werden am 12. November kostenfrei an die Grundeigentümer ausgegeben. Die meisten Bäume gehen auf Flächen in den Außenbereich der Städte Unna und Werne, einige Bäume werden in Schwerte und Fröndenberg gepflanzt.

Anträge auf Förderung von Streuobstwiesen können jeweils bereits ab jetzt bis Ende Juli von Privatleuten, Naturschutzverbänden, aber auch anderen Vereinen und Gruppen gestellt werden. Gefördert werden freiwillige Pflanzmaßnahmen in der freien Landschaft, am Ortsrand oder auf größeren zusammenhängenden Flächen innerhalb einer Ortschaft, die langfristig nicht anderweitig genutzt werden sollen. Dabei sollte die für die Obstbäume zur Verfügung stehende Fläche mindestens 2.500 Quadratmeter betragen und das Einverständnis der Grundeigentümer vorliegen.

Weitere Informationen zu den Fördervoraussetzungen und eine kostenfreie Broschüre zum Thema Streuobstwiesen (Anpflanzung, Verbissschutz, Pflege, Sortenwahl) gibt es bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Unna, Platanenallee 16, 59425 Unna. Ansprechpartner ist Hartmut A. Kemper, Tel. 0 23 03 / 27 - 22 70. Informationen finden sich auch im Internet unter www.kreis-unna.de/landschaft. PK | PKU

Mitmach-Aktion von Lippeverband und Stadt Kamen: Kinder erkunden Seseke-Park

am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

Seseke Kinder1119LVVorschulkinder des Awo-Familienzentrums „Flohkiste“ haben sich in der vergangenen Woche spielerisch mit der Umwelt im Seseke-Park beschäftigt. Foto: Kirsten Neumann/EGLV

Kleine Gewässerforscher lernen Tiere und Pflanzen im und am Fluss kennen

Kamen. Die Vorschulkinder des Awo-Familienzentrums „Flohkiste“ haben sich in der vergangenen Woche spielerisch mit der Umwelt im Seseke-Park beschäftigt. Unter der Leitung der Umweltpädagogin Christiane Hüdepohl und des Kinderbuchautors und „Flusspoeten“ Thorsten Trelenberg haben sie dabei unter anderem die verschiedenen Flussbewohner kennengelernt. Initiiert vom Lippeverband und der Stadt Kamen sollen die Kinder in den kommenden Monaten bei weiteren Veranstaltungen zu kleinen Fluss-Expertinnen und -Experten werden.

Bei dieser Expedition bekamen die Kinder einen anderen Eindruck von der Seseke als noch zur Auftaktveranstaltung vor einigen Wochen – so konnten sie nun nach den Regenfällen im Oktober auch mal höhere Wasserstände beobachten. Außerdem wurden die Seseke-Kinder dabei auch an die Gefahren an Fließgewässern erinnert.

Flora und Fauna erkundet
Nach einem Kennenlern-Spiel mit den Kuscheltieren der 4- bis 6-Jährigen ging es dann um die Tiere, die am Flussufer und in der Seseke zu finden sind. Zur Veranschaulichung wurde auch ein Tier mit einem Kescher gefangen und im Schaubecher genau unter die Lupe genommen.
Im Anschluss daran standen die Pflanzen im Seseke-Park auf dem Programm: Die Kinder erforschten dabei Bäume, Sträucher, Blätter, Blüten usw. und erstellten Abdrücke der gefundenen Pflanzen mit Fingerfarben.

Die ca. 50 Vorschulkinder sind mittlerweile in zwei Gruppen aufgeteilt worden. Am Dienstag waren die Kinder der AWO Kita Flohkiste daran. Am 12.11. wird den Kindern der Kita Heilige Familie das gleiche Thema vermittelt. Ab dem 26.11. wird das Thema Müll und Müllvermeidung behandelt.

"Fair ist besser!" Das gilt auch für die Rosen, die das Team der Kamener Verbraucherzentrale in dieser Woche an ihre Besucher verteilt

am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

fairrose1119vzKamen. "Fair ist besser!" Das gilt auch für die Rosen, die das Team der Kamener Verbraucherzentrale in dieser Woche an ihre Besucher verteilt. Anlass ist das 40jährige Bestehen der Beratungsstelle, sowie 30 Jahre Umweltberatung.  Jutta Eickelpasch: 'Die Rosen werden unter menschenwürdigen  Bedingungen, zu faireren Löhnen und ohne Kinderarbeit im Süden gepflanzt und geerntet - und das ist, weiss Gott, nicht selbstverständlich!"  Man achte also auf das blau-grüne Transfair-Siegel. 'Heimische Blumen vom Gärtner aus Kamen sind natürlich immer eine Alternative", so die Umweltfachfrau.  Mehr Infos zu Fairen Produkten - Kaffee und Schokolade - gibt es am Donnerstag an der Probierstation in der Verbraucherzentrale an der Kirchstraße.

Vortrag in der Ökologiestation: Stadtgrün, Siedlungswesen, urbanes Gärtnern, Blühstreifen – was nützt es der Artenvielfalt?

am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

stadtgruenKWKamen. Am Montag, den 11. November geht Dr. Götz Loos in der Ökologiestation in Bergkamen-Heil der Frage nach, inwieweit Stadtgrün die Artenvielfalt günstig beeinflusst. In jüngster Zeit gibt es vielfache Initiativen, die Artenvielfalt, besonders hinsichtlich Insekten und Blühpflanzen, zu fördern. Während in der Landwirtschaft Blühstreifen favorisiert werden, gibt es in den Siedlungsgebieten gleich vielfache Konzepte. Doch lohnen sich diese Ansätze überhaupt? Möglichkeiten und Grenzen der Ideen werden in diesem Vortrag, der um 19.30 Uhr beginnt, gezeigt und diskutiert.

Kreis Unna könnte pro Jahr 39 Millionen Plastikflaschen sparen

am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

Wasserglas KWNGG fordert Einhaltung der Mehrwegquote | Kritik an „Pfand-Chaos“

Kreis Unna. Pfand-Berge aus Plastik: Im Kreis Unna könnten pro Jahr rund 39 Millionen Einwegflaschen allein bei Mineralwasser und Erfrischungsgetränken eingespart werden – wenn Hersteller und Handel konsequent die gesetzliche Mehrwegquote einhielten. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hingewiesen.

Die NGG Dortmund geht bei der Berechnung von einem statistischen Pro-Kopf-Verbrauch von jährlich rund 148 Litern Mineralwasser und 116 Litern Erfrischungsgetränken aus. Hier lag der Anteil wiederbefüllbarer Mehrwegflaschen nach Angaben des Umweltbundesamts zuletzt bei lediglich 33 Prozent. Gesetzlich vorgeschrieben ist seit diesem Jahr jedoch eine Mehrwegquote von 70 Prozent. Für die Differenz von 37 Prozent ergäbe sich, ausgehend von einer durchschnittlichen Flaschengröße von einem Liter, im Kreis Unna eine PlastikErsparnis von 39 Millionen Flaschen.

„Einwegflaschen drücken massiv auf die heimische Umweltbilanz. Denn die Plastikflaschen, auf die es 25 Cent Pfand gibt, werden nach nur einer Benutzung zerschreddert und aufwendig recycelt“, sagt Gewerkschafter Manfred Sträter. Dagegen ersetzt eine 0,7-Liter-Wasserflasche aus Glas bei der Ökobilanz 37 PET-1-Liter-Flaschen. Zu diesem Schluss kommt die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Das Mehrwegsystem sei dabei nicht nur in puncto Umweltschutz wichtig, so Sträter. „Wenn Flaschen aus Glas oder robustem Plastik gesammelt, gereinigt und befüllt werden, dann sichert das auch Arbeitsplätze in der Getränkebranche. Sie beschäftigt rund 10.300 Menschen in NordrheinWestfalen.“

Mehrweg sei dabei auch ein entscheidender Beitrag gegen das „Pfand-Chaos“ im Super- oder Getränkemarkt, so die NGG. „Verbraucher klagen darüber, dass sie ihr Leergut häufig nur noch dort loswerden, wo sie es gekauft haben. Die beste Strategie dagegen sind die Standard-Mehrwegflaschen wie etwa die NRW- oder Euro-Flasche beim Bier. Sie werden in regionale Pools ohne weite Transportwege zurückgebracht und dort wieder befüllt“, erklärt Sträter.

Die NGG ruft die Getränkehersteller und den Handel dazu auf, den „Einweg-Trend auf Kosten von Umwelt und Jobs“ zu beenden. Auch die Politik dürfe nicht länger tatenlos dabei zusehen, wie Mehrwegflaschen vom Markt gedrängt würden, betont Sträter. Das Thema gehöre bei der Bundesregierung oben auf die Agenda. „Umweltministerin Svenja Schulze sollte rasch einen Mehrweg-Gipfel einberufen – und sich dafür einsetzen, dass ein Verstoß gegen die Quote Konsequenzen hat.“ Hersteller, die die Mehrwegquote von 70 Prozent nicht einhalten, müssen bislang mit keinerlei Sanktionen rechnen, kritisiert die NGG.