Streuobstwiese in Heeren-Werve: Workshop zu Grundlagen im Obstbaumschnitt

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Kamen-Heeren-Werve. Am Samstag, den 24. Februar, lädt das Stadtteilmanagement Heeren-Werve in Zusammenarbeit mit der Stadt Kamen und dem Lippeverband alle Interessierten zu einem Workshop über die Grundlagen der Obstbaumpflege ein. Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr auf der Streuobstwiese in Kamen Heeren-Werve.

Andreas Wegmann, ein erfahrener Baumschul- und Gärtnermeister mit 30 Jahren Berufserfahrung im Bereich Obstbaumschnitt, wird den Teilnehmenden in einer knappen Stunde grundlegende Informationen zum Erziehungs- und Entwicklungsschnitt sowie zur allgemeinen Obstbaumpflege vermitteln. Dabei wird er auch für Fragen zur Verfügung stehen und anhand der zwölf Obstbäume vor Ort praktische Schnitttechniken demonstrieren.

Die Streuobstwiese, die vor knapp einem Jahr in einer Kooperation zwischen der Stadt Kamen und dem Lippeverband angelegt wurde, beherbergt zwölf hochstämmige Obstbäume, darunter Apfel, Birne, Kirsche und Zwetschge. Sie erstreckt sich über eine Fläche von etwa 2.200 Quadratmetern am Heerener Mühlbach in der Nähe der Bergstraße. Die Initiative zur Schaffung dieser Wiese ging von Anwohnerinnen und Anwohnern aus, die den Lippeverband um die Anlage einer Streuobstwiese baten. Die Stadt Kamen unterstützte das Vorhaben, beschaffte die Obstbäume und übernimmt gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem Quartier die Pflege der Bäume.

Der Workshop findet auf der Streuobstwiese am Heerener Mühlbach statt und ist kostenfrei. Aufgrund begrenzter Kapazitäten ist eine Anmeldung per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erforderlich. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen beschränkt.

Dieser Workshop bietet eine großartige Gelegenheit für alle Interessierten, mehr über die Pflege von Obstbäumen zu erfahren und einen Beitrag zum Erhalt dieser wichtigen Kulturlandschaft zu leisten. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter http://www.stadtteilprojekt-heeren-werve.de oder per E-Mail.

Über 9000 Vögel im Kreis Unna gezählt: Teilnahme an der Stunde der Wintervögel trotz kaltem Wetter

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Der Grünfink landete im Kreis Unna auf Platz 13, woanders ist er noch nicht so selten, denn bundesweit steht er auf dem achten Platz. Foto: TGP/NABUDer Grünfink landete im Kreis Unna auf Platz 13, woanders ist er noch nicht so selten, denn bundesweit steht er auf dem achten Platz. Foto: TGP/NABU
 
Kreis Unna. Bundesweit konnte die NABU-Aktion „Stunde der Wintervögel“ über 130.000 Menschen für diese Deutschlands größte wissenschaftlicher Mitmachaktion begeistern – fast ein Drittel mehr als im Jahr zuvor. Zum 14. Mal hatte der NABU dazu aufgerufen, eine Stunde lang auf dem Balkon, im Garten oder Park Vögel zu zählen und zu melden. Auf Platz eins landete wieder der Haussperling, gefolgt von Kohl- und Blaumeise. Die Zahl der insgesamt im Schnitt pro Garten gesichteten Vögel liegt mit 35 leicht über dem Vorjahr (34). 130.444 Vogelfreundinnen und Vogelfreunde haben mitgemacht.  
 
Auch im Kreis Unna beteiligten sich naturliebende Menschen trotz des kalten Wetters an der Aktion. In 301 Gärten wurden von 412 Menschen 9296 Vögel gezählt. Ein Ergebnis, das fast genau dem des Vorjahres entspricht mit ebenfalls 412 Menschen in 301 Gärten, aber etwas weniger Vögeln — 9.070. 2021 schauten zu Epidemie-Zeiten in 812 Gärten 1172 aus dem Fenster und durchs Fernglas und konnten 24.575 Gefiederte auf die Liste setzen. “Ein Ergebnis, das sich so schnell nicht wiederholen wird und sicher der Isolation in Corona-Zeiten zu verdanken ist." schätzt Thomas Griesohn-Pflieger, Pressesprecher des NABU im Kreis Unna. 
 
Im qualitativen Ergebnis unterscheidet sich das Ergebnis im Kreis Unna kaum vom Bundesdurchschnitt.  “Auch an Lippe und Ruhr wurden die ersten vier Plätze von Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise und Amsel besetzt. Der Feldsperling, bundesweit auf Platz fünf, konnte bei uns nur den zehnten Platz erreichen. Der etwas kleinere Verwandte des Hausspatzen hat es schwer bei uns, weil Wildkrautamen und Insekten, von denen er lebt, immer seltener werden,” weiß Vogelfreund Thomas Griesohn-Pflieger.  
 
Die „Stunde der Wintervögel“ ist Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion. Die nächste Vogelzählung ist die „Stunde der Gartenvögel“. Sie findet vom 9. bis 12. Mai statt. Dann hofft der NABU im Kreis Unna auf eine gute Beteiligung der Bevölkerung. “In einigen Kommunen werden wir öffentliche Zählungen anbieten, gemeinsam macht es noch mehr Spaß!” kündigen die Naturschützer*innen vom Nabu an. 
 
Interessierte finden alle Ergebnisse beim NABU: https://www.nabu.de/news/2023/12/34272.html

Kamener Stadtpflanzen - Folge 80: Schönblühender Fassadenbegrüner: Die Amerikanische Klettertrompete

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Blüten der Amerikanischen Klettertrompete (Campsis radicans) Blüten der Amerikanischen Klettertrompete (Campsis radicans)
 
von Dr. Götz Loos
 
Blätter der Amerikanischen Klettertrompete  Blätter der Amerikanischen Klettertrompete Kamen. In Kamens Siedlungsgebiet Mitte werden verschiedene Pflanzen als Fassadenbegrüner an Hauswänden gepflanzt. Nicht alle mögen derartige Gewächse - und zugegeben, Efeu bereitet dabei auch nicht selten Probleme. Aber generell bieten derartige Kletterpflanzen reichlich energetische Vorteile. Zudem sind sie Lebensraum und Nahrungslieferant für allerhand Kleintiere. Im Winter behalten allerdings nicht alle ihre Blätter und die Fassaden wirken dann unter Umständen recht kahl.
 
So ein sommergrüner Kletterer an Hauswänden und Lauben ist die Amerikanische Klettertrompete (Campsis radicans). In Kamen sieht man sie nicht oft gepflanzt und noch seltener sind Verwilderungen, insbesondere aus Selbstaussaat. Manchmal muss man über Jahre geduldig beobachten: An der Ostenmauer neben einem seit Jahren ins Beobachtungsvisier geratenen Bestand tauchten erst in der allerletzten Zeit erste Jungpflanzen auf.
 
Die Amerikanische Klettertrompete stammt aus den östlichen mittleren und südlichen USA. Auch wenn sie lange als Ziergewächs in Kultur ist, hat sie erst in jüngerer Zeit eine gewisse Breitenwirkung erfahren, wenn sie auch bei uns - wie gesagt - durchaus nicht häufig genannt werden darf. Charakteristisch sind zum einen ihre unpaarig gefiederten Blätter, deren Blättchen am Rande lang gezähnt sind und ihre Spitzen ebenfalls lang ausgezogen sind. Die attraktiven Blütenkronen, die trichter- bis röhrenförmig verwachsene Kronröhren und freie, rundliche Zipfel enthalten, schwanken bei den meisten Ziersorten farblich zwischen orange- und scharlachrot. 
 
Da es sich in der Heimat um eine vorwiegend von Kolibris bestäubte Pflanzenart handelt und hierzulande vornehmlich von Bienen als "Ersatzbestäubern" aufgesucht wird, welche allerdings nicht den gleichen Bestäubungserfolg bringen wie die Kolibris in den USA, bilden sich weniger Früchte. Dies dürfte die relative Seltenheit geschlechtlich verwilderter Exemplare erklären. Durch ungeschlechtliches Wachstum kann die Liane jedoch über Zäune und Gartengrenzen hinweg wuchern.
 
Der Begriff: Verwachsene Blütenkronen
Was auf den ersten Blick aussehen kann wie eine Blüte mit freien Kronblättern (wie bei Wildrosen, Brombeeren, "Butterblumen" = Hahnenfüßen), zeigt mitunter, dass die vermeintlichen Kronblätter lediglich freie Zipfel einer im unteren Teil verwachsenen Kronröhre sein können, die manchmal im Rechten Winkel zu den Kronzipfeln steht und - je nach Gattung und Art - unterschiedlich lang sein kann. Ein gutes Beispiel ist das Vergissmeinnicht. Bei dieser Gattung gibt es Arten mit langen oder kurzen Zipfeln, die Röhre wirkt bei den langzipfeligen Arten so kurz, dass sie kaum wahrgenommen wird. Allerdings fällt die Blütenkrone leicht ab - und dann sieht man, dass sie zusammenhängt und nicht einzelne Kronblätter abfallen.

Das große Flattern - Deutschlandweite "Schmetterlings-Challenge 2024"

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Der Admiral, ein Falter im frühen Herbst - von Dr. Götz LoosDer Admiral, ein Falter im frühen Herbst. Foto: Dr. G. LoosMünster (lwl). Dieses Jahr rufen das LWL-Museum für Naturkunde in Münster zusammen mit der Naturbeobachtungsplattform "Observation.org" zur "Schmetterlings-Challenge 2024" auf. Gemeinsam soll die Schmetterlingsfauna in ganz Deutschland mit der Smartphone-App "ObsIdentify" als Foto erfasst werden, um Erkenntnisse über die Verbreitung verschiedener Arten von Nacht- und Tagfaltern zu sammeln.

"Forschung soll Spaß machen, deswegen der Wettbewerb: Unter den Teilnehmenden an der Schmetterlings-Challenge gibt es ein Ranking und am Ende für die ersten Plätze auch attraktive Preise zu gewinnen", sagt Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs. "Der Wettbewerb läuft über das ganze Jahr 2024, denn auch im Winter kann man Schmetterlinge wie die Frostspanner finden."

Der Wettstreit wurde initiiert durch das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e. V. und dem Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung und angewandte Ökologie (CIBRA) und wird unterstützt durch eine Spende der Stiftung Münster der Sparda-Bank West.

In Deutschland leben etwa 3.700 Schmetterlingsarten, wovon die meisten zu den Nachtfaltern zählen. Nur zirka 190 Arten gehören zu den Tagfaltern. Schmetterlinge sind gute Indikatoren für intakte Lebensräume, da zahlreiche Arten hoch spezialisiert und an bestimmte Lebensraumstrukturen und Nahrungspflanzen gebunden sind. Wenn Schmetterlinge fehlen, kann das schon früh eine Gefährdung des Lebensraums anzeigen.

Viele der heimischen Schmetterlingsarten stehen auf der Roten Liste und ihre Bestandsentwicklung ist rückläufig. "Es gibt zahlreiche Gründe für den zum Teil dramatischen Rückgang von Schmetterlingen und anderen Insekten", erklärt Landschaftsökologin Anika Gathof von der AG Tierökologie der Universität Münster. "Die Ausräumung der Landschaft durch Versiegelung und Fragmentierung, die Intensivierung der Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden sind einige davon. Der Klimawandel und veränderte Umweltbedingungen wirken sich auf die Artenzusammensetzungen und die Verbreitung der Tiere aus."

Zum Schutz der Tagfalter sei es wichtig, ihr Nahrungsangebot zu verbessern und ihre Lebensräume zu erhalten, zu pflegen und wiederherzustellen. Tagfalter seien vor allem von heimischen Wildpflanzen abhängig. Beispielsweise könnten Wegränder, naturnahe Parks und Gärten den Faltern als Rückzugsort dienen. Außerdem hätten sie für die Menschen einen großen ökologischen Nutzen als Bestäuber.

"Neben praktischen Artenschutzmaßnahmen und Monitoringkonzepten benötigen wir für den Erhalt und den langfristigen Schutz der Biodiversität auch den Einsatz vieler ehrenamtlich Naturschützenden", betont die Landschaftsökologin.

Das aktuelle Problem des Rückgangs der Biodiversität betrifft auch die Nachtfalter. Oft sind die Arten auf bestimmte einheimische Pflanzen spezialisiert. Ein artenreiches Biotop ist essenziell, um Futter für verschieden Falterarten zu bieten. Die Nachtfalter leben an verschiedenen Pflanzenarten, und von den Faltern und ihren Raupen ernähren sich wiederum die Vögel. "Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einem Nahrungsnetz und zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur einzelne Arten, sondern die gesamte Artenvielfalt zu schützen", so Gathof. Um gezielte Schutzmaßnahmen ergreifen zu können, müssten die Bestände beobachtet werden. Neben offiziellen Zählungen, sogenannten Monitoring-Programmen, könnten alle Interessierten dazu beitragen.

"Die Citizen Scientists, können wertvolle Daten für die Wissenschaft liefern", sagt Armin Dahl, Schmetterlingsexperte von der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V. "Die gesammelten Daten werden für die Forschung und den Naturschutz genutzt. Dazu kann man seine Beobachtungen ganz einfach bei Observation.org im Internet speichern oder die App 'ObsIdentify' benutzen. Durch die automatische Foto-Bestimmungsfunktion der App können alle Interessierten teilnehmen, auch ohne Artenkenntnis. Die Daten kann man bei jedem Spaziergang durch die Natur oder im eigenen Garten sammeln."

Hintergrund
Wer die meisten Arten fotografiert, gewinnt den Hauptpreis: eine kostenlose Teilnahme an einem Kurs der Wahl im Bildungs- und Forschungszentrum Heiliges Meer des LWL-Museums für Naturkunde - zusammen mit einer Begleitperson, Verpflegung inklusive.

Der oder die Zweitplatzierte bekommt das Buch "Die Nachtfalter Deutschlands" geschenkt.

Der Preis für den dritten Platz ist eine LWL-Museumscard, das ist eine Jahreskarte für das LWL-Museum für Naturkunde und alle anderen LWL- und LVR-Museen in NRW.

Gewertet werden alle Schmetterlinge, also Tag- und Nachtfalter und ihre Raupen und Puppen. Dabei sollte immer darauf geachtet werden, dass die Tiere möglichst wenig gestört und nicht verletzt werden. Bis zum 31. Dezember 2024 können die Bilder hochgeladen werden. Diese werden dann durch eine Künstliche Intelligenz von ObsIdentify bestimmt und durch Expert:innen der Plattform überprüft.

Für Interessierte stehen Informationen zu dem Projekt "Schmetterlings-Challenge 2024" im Internet bereit: http://www.schmetterlinge.lwl.org

Fragen an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Kamener Stadtpflanzen - Folge 79 Auf verschiedenen Wegen angesiedelt: Die Bunte Kronwicke

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

von Dr. Götz Loos
 
sp79GLBestand der Bunten Kronwicke (Coronilla varia) in Beet am Markt Kamen. Zunächst einmal als Bahnwanderer in Kamen ist die Bunte Kronwicke (Coronilla varia; auch in eine eigene Gattung als Securigera varia gesteckt) erschienen, vermutlich aus östlichen Gefilden stammend. Meine ersten Nachweise gelangen in den 1980ern an der alten Klöcknerbahn, als diese noch nicht so stark vom Gehölzwuchs zugewachsen war. Dort ist die Kronwicke als lichtbedürftige Pflanze längst verschwunden.
 
In bestimmten Begrünungs- und Blüher-Ansaaten ist die Art enthalten und wurde so auch eingesät, wobei sie sich nur an für sie günstigen Stellen dauerhaft hält. Jedoch wurde sie in Kamen-Mitte nur selten mit Ansaaten an öffentlich zugänglichen Stellen eingebracht, dann aber hat die Kronwicke sich örtlich eingebürgert. Einige Leute haben sie auch in ihre Gärten eingebracht. Möglicherweise stammen die Vorkommen in Straßenrandbeeten (u.a. am Markt und an der Derner Straße) aus Ansaaten, was jedoch nicht mehr erkennbar ist. Außerdem existiert sie im Schulgarten des Gymnasiums, wo sie freilich angesiedelt wurde. Insgesamt handelt es sich in den Siedlungen von Kamen-Mitte um eine seltene Pflanze.
 
Einmal Fuß gefasst, dehnen sich Bestände der Bunten Kronwicke deutlich aus, weil sich die Stängel stark verzweigen. Außerdem kann sich die Pflanze an andere Pflanzen anlehnen und wird so unfreiwillig in ihrem Drang zum Licht hin zu wachsen gestützt. Eine "wirkliche", rankende Wicke ist die Art nicht, obwohl innerhalb der Familie Schmetterlingsblütler verwandtschaftliche Beziehungen existieren. Die Blüten stehen in rundlichen Dolden zusammen, die Kronblätter besitzen weiße und hellviolette oder rosafarbene Partien (deshalb "bunt"), selten sind sie vornehmlich kräftiger violett gefärbt. Die Blätter weisen eine unpaarige Fiederung auf, ihre Blättchen sind ganzrandig und in der Form länglich-eiförmig bis elliptisch, meist sind 6 bis 12 Blättchenpaare je Blatt vorhanden.
 
Die Blütendolden zeitigen auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Arten der Gattung Klee, gleichfalls Verwandtschaft. Weil die Bunte Kronwicke allerdings giftig ist, sollte man nicht versuchen, den Nektar aus den Blüten zu saugen, so wie es Kinder vor allem früher vermehrt beim Weiß-Klee versuchten.
 
Der Begriff: Eisenbahnwanderer
Pflanzen, die sich Stück für Stück entlang von Bahngleisen ausbreiten, sind Eisenbahnwanderer - wissenschaftlich spricht man von ferroviatischer (= Bahnstrecken auf Latein) Linienmigration. Streng genommen, muss man unterscheiden zwischen selbständiger Ausbreitung entlang der Bahnstrecken und der Verschleppung von Pflanzen an bestimmten Stellen der Bahnstrecken (z.B. auf Bahnhöfen), wobei im letzteren Fall von den Einschleppungsstellen eine weitere Wanderung bzw. Ausbreitung stattfinden kann. Oft sind es mehr oder weniger wärmeliebende Pflanzen, die sich an Bahnen ausbreiten, darunter ursprünglich an Felsen wachsende Arten, für die der Bahnschotter ein Ersatzstandort ist. Heute gelingt eine Ausbreitung im Gleisbereich deutlich schlechter als früher, da der Wuchs dort durch harte Bekämpfungsmaßnahmen (Herbizide, Abflämmen) reduziert wird. Mit Wiesen-Pastinak und Bunter Kronwicke haben wir zwei Porträts von Arten gebracht, die zuerst als Bahnwanderer in Kamen aufgetaucht waren.
SP79 2GLBlütenstand der Bunten Kronwicke

Kamener Stadtpflanzen - Folge 78: Rübe mit gelben Dolden: Der Wiesen-Pastinak

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

von Dr. Götz Loos

Wiesen-Pastinak (Pastinaca pratensis) an Rand von Rasenwiese am Ostring Wiesen-Pastinak (Pastinaca pratensis) an Rand von Rasenwiese am Ostring Kamen. An Straßensäumen im Kamener Osten kann man den Wiesen-Pastinak (Pastinaca pratensis) durchaus regelmäßig antreffen, im Westen des Stadtgebietes ist er deutlich seltener. Die Nahtstelle zwischen diesen Verbreitungsräumen ist das Siedlungsgebiet Mitte - und wie sieht es dort aus? Diese Fragestellung wie allgemein die regionale Kamener Verbreitungsgrenze  und Ausbreitungstendenzen der Art verfolge ich seit circa 40 Jahren und habe dazu zwei Fachaufsätze veröffentlicht.
 
Zunächst einmal, historisch betrachtet, ist diese Art ein Einwanderer - und zwar mit der Eisenbahn. Schon zum Ende des 19. Jahrhunderts war ein Vorkommen an der Bahn östlich von Kamen-Mitte bekannt, das auch in Wilhelm Bierbrodts Aufzeichnungen auftaucht. Vermutlich war dies ein Ansatzpunkt für die weitere Ausbreitung ostwärts, während nach Westen, zum Stadtzentrum hin, offenbar keine Ausbreitung über einen längeren Zeitraum stattfand. Inzwischen sind nach und nach einige Vorkommen erschienen, vor allem an den Ringstraßen (durch Autoverkehr verschleppt?). Oft werden sie allerdings zeitig abgemäht, so dass sie kaum zur Blüte kommen.
 
Pastinak ist allerdings auch nichtblühend an den unpaarig gefiederten Grundblättern mit teilweise etwas asymmetrisch lappig gesägten Blättchen zu erkennen. Die Kronblätter in der Blüte sind gelb bis etwas grünlich, ansonsten ist die typische Doppeldolde wie bei den meisten Doldenblütengewächsen entwickelt. Pastinake haben eine als Rübe ausgebildete Hauptwurzel. Diese ist beim Wiesen-Pastinak fest und holzig, während der sehr ähnliche, aber früher aufblühende, in Kamen nur selten gepflanzte Garten-Pastinak (Pastinaca sativa im engeren Sinne) eine fleischerige, größere Rübe aufweist - die als Gemüse verwendet wird. Zerrieben erzeugen verschiedene Pflanzenteile der Pastinake einen möhrenartigen Geruch.
 
Obacht jedoch bei sonnigem Wetter, wenn man Pastinak-Teile zerreiben oder pflücken möchte: Ähnlich wie bei der Herkulesstaude - nur weitaus weniger bekannt - verursachen Furanocumarine, die Pastinake enthalten, in Kombination mit UV-Strahlung unter Umständen Hautverbrennungen.
 
Der Begriff: Wilhelm Bierbrodt
Bierbrodt war ein Botaniker, genauer gesagt: ein Florist (die Flora erforschend; nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen gärtnerischen Berufsbild!), der 1883 in einem Dorf bei Soest geboren wurde. Seine Tätigkeit war ehrenamtlich, hauptberuflich arbeitete er als Lehrer, lange Zeit als Mittelschulrektor. Außerdem war er über 30 Jahre lang Naturschutzbeauftragter des Kreises Unna. Nach einer Seminarausbildung kam er nach Hamm als Lehrer und übernahm 1914 die Leitung der Höheren Mädchenschule in Kamen, bis zu deren Auflösung 1934. Er zog danach wieder nach Hamm, wegen der Kriegszerstörungen gelangte er gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nach Südkamen, ehe er in den 1950er Jahren nach Unna umzog und danach wiederum nach Hamm, wo er 1974 hoch betagt verstarb. Er hinterließ ein großes Herbarium und vor allem Tagebücher über Jahrzehnte mit ungezählten Fundangaben. Über meine Mentorenlinie ist Bierbrodt für mich gewissermaßen ein "botanischer Urgroßvater".
Grundblätter des Wiesen-Pastinak  Grundblätter des Wiesen-Pastinak