Kamener Stadtpflanzen - Folge 17: Zwei häufige Löwenzähne
von Dr. Götz Loos
Löwenzähne sind praktisch allgegenwärtig. Doch nur wenige außerhalb des Kreises der professioneller arbeitenden Pflanzenkundigen wissen, dass es sich dabei nicht um eine einzelne Art handelt - in den Anfängerbestimmungsbüchern steht auch oft nur "Taraxacum officinale". Vielmehr hat eine besondere Fortpflanzungsform, die Agamospermie, dazu geführt, dass schon allein in Kamen Dutzende von Löwenzahnarten vorkommen. Agamospermie bedeutet, dass Früchte bzw. Samen ohne Befruchtung entstehen. Beim Löwenzahn im allergrößten Teil Westfalens wie überhaupt in der Nordhälfte Deutschlands finden sich nahezu ausschließlich Pflanzen, die obligat agamosperm sind, also überhaupt keine Befruchtung mehr stattfindet. Deshalb muss man die Entstehung der zahlreichen Arten in der Vergangenheit suchen. Entweder sind die Arten damals woanders entstanden und zugewandert, als der Mensch seßhaft wurde und durch Rodung und Kultivierung Offenlandlebensräume geschaffen hatte - oder es gab neben ungeschlechtlichen Löwenzähnen hier noch solche, die zumindest auch zur geschlechtlichen Fortpflanzung (also Befruchtung) fähig waren. Solche konnten sich miteinander kreuzen und die Nachkommen wurden dann agamosperm und konnten sich so mit ihren neuen Merkmalen ausbreiten.
Zunächst sollen zwei (unter einigen) im städtischen Bereich Kamens häufige Arten kurz vorgestellt werden:
Der Verlängerte Löwenzahn (Taraxacum oblongatum) ist einer der am frühesten aufblühenden bei uns.
Seine Blätter haben regelmäßig hakig bis klauenförmig gebogene Seitenlappen, die schmal bis recht breit ausfallen. Am oberen Ende eines Blattes sitzt ein Endlappen, der verschieden gestaltet sein kann: Bei kräftigen Blättern ist er breit rundlich, an der Spitze abgerundet mit kleiner aufgesetzter Spitze; bei weniger kräftigen Blättern kann er wie ein doppelter Haken oder helmförmig sein, dann mit spitzen Seitenlappen. Der Mittelnerv der Blätter ist meist farblos, zum unteren Ende kann er aber etwas Farbe (Rosa) tragen. Die Griffeläste der Blüten sind dunkel, fast schwärzlich was beim Betrachten von oben im Kontrast zum sonst gelben Gesamtblütenstand auffällt.
Nicht viel weniger häufig ist der Bleichfuß-Löwenzahn (Taraxacum leucopodum). Im Gegensatz zum Verlängerten fällt schon bei Betrachtung der Knospenstände auf, dass diese auffällig weißlich bis grau sind, oft mit einem Anflug ins Bläuliche, verursacht durch einen abwischbaren Reif. Ganz anders sind auch die Seitenlappen der Blätter: mehr oder weniger schmal verlängert dreieckig, an der Oberkante meist mit ausgeprägten dornenartigen Zähnen (sind aber weich). Überhaupt sind die Blätter dunkler, der Blattstiel ist breit geflügelt und der Mittelnerv ist oft stärker gefärbt, wird nach unten hin dann bleich. Die Griffeläste sind nur wenig dunkler (hellorange) als die gelben Blüten, niemals schwärzlich.
Standörtlich gibt es bei beiden Arten keine bevorzugten Plätze. Mann kann sie nahezu überall finden, wo Löwenzahn nun einmal so wächst.