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Kamener Stadtpflanzen - Folge 20: Taubnesseln zum Zweiten

am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

20 topGLGefleckte Taubnessel neben Blättern von Großer Brennnesselvon Dr. Götz Loos

SP20 GLWeiße Taubnesseln im Vergleich zu Roten Taubnesseln (links unten) am Edelkirchenhof. Fotos: Dr. Götz Loos für KamenWeb.deKamen. Deutlich größer als die bereits porträtierten Arten Rote und Eingeschnittene Taubnessel sind die Weiße Taubnessel (Lamium album) und die Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum). Das sind die Taubnesseln, aus denen die Kinder früher den Nektar aus dem unteren hinteren Ende der Kronen gesaugt haben - heute ist diese Gepflogenheit selten geworden. Die Weiße Taubnessel ist bei uns die einzige Art mit weißen Blüten oder richtiger Kronen. Die Kronblätter sind wie bei allen Taubnesseln und den allermeisten Arten der Familie Lippenblütengewächse, zu denen die Taubnesseln gehören, verwachsen und bilden eine mittig gefaltete flachdachartige Unterlippe sowie eine helmförmig überwölbte Oberlippe.

SP20 2GLWeiße TaubnesselDarin sitzen die Geschlechtsorgane, die den Bestäuber, meistens Hummeln, berühren, wenn er in die Krone vordringt: die weibliche Narbe, um etwaigen Pollen, den der Bestäuber beim Besuch eines anderen Exemplars der Art unabsichtlich mitgenommen hat, aufzunehmen; dann die männlichen Staubblätter, um neuen Pollen auf den Bestäuber abzustreifen.

Taubnesseln heißen so, weil die Blätter auf den ersten Blick an Brennnesselblätter erinnern, aber die Pflanzen keine Brennhaare haben, also "taub" sind. Dabei sind die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen diesen und jenen weit auseinander. Und bei genauerer Betrachtung (siehe auch Foto) kann man sehen, dass die Brennnesselblätter viel spitzer gezähnt sind. Blühend gibt es gar keine Verwechslungsmöglichkeiten.

Die Weiße Taubnessel ist im Kamener städtischen Gebiet weit verbreitet und wächst gesellig, in kleineren bis größeren Gruppen. Deutlich lokaler ist hier dagegen die Gefleckte Taubnessel vertreten, anders als beispielsweise in Werne. Sie hat nicht nur purpurrote Kronen, sondern auch etwas kürzere, meist breitere und in der Regel etwas tiefer gezähnte Blätter. Ihr häufigeres Vorkommen in Bereichen mit vielen Bächen oder in der Umgebung der Lippe deutet an, dass es sich um eine Stromtalpflanze handelte, die sich in Folge von Stickstoffanreicherungen durch menschliche Kulturtätigkeiten zumindest stellenweise weiter ausgebreitet hat. Da beide Arten Stickstoffzeiger sind, haben sie deshalb in Siedlungen beste Bedingungen - früher waren es die Exkremente von frei herumlaufendem Vieh, heute sind es die Ausscheidungen der Hunde, die beide Arten fördern. An einigen Säumen, Zäunen, in einzelnen Beeten und an der Seseke wachsen sie neben- und durcheinander. Kreuzungen zwischen ihnen sind trotzdem extrem selten. Sehr selten in unserem Betrachtungsraum sind Formen der Gefleckten Taubnessel mit silbernen bzw. weißlichen Flecken bzw. Mittelstreifen auf den Blättern. Dies sind wohl immer verwilderte oder mit Gartenabfällen verschleppte Ziersorten aus Gärten.

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