-Anzeige-

Anzeige

Kamener Stadtpflanzen - Folge 24: Die Wilde Möhre

am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

SP24 1GLBorstig behaarte Blätter und Stängel der Wilden MöhreSP24 2GLAufblühende Doppeldolde der Wilden Möhre in "Vogelnest"-Gestalt. Fotos: Dr. Götz Loos für KamenWeb.devon Dr. Götz Loos

Kamen. Der Anbau von Mohrrüben, Karotten oder Möhren, um nur die drei heute gängigsten Namen dieses Gemüses zu erwähnen, ist in Kamener Gärten selten geworden. Am ehesten findet man regelmäßigen und größerflächigen Anbau der Garten-Möhre (Daucus x sativus) in Gärten zugewanderter Familien, insbesondere von türkischen. Dagegen ist eine der Stammpflanzen dieser Kulturpflanze in Kamen als mutmaßlich heimisches Gewächs weit verbreitet, die Wilde Möhre (Daucus carota).

Der Name "Möhre" oder "Mohrrübe" leitet sich von einer einzelnen purpurschwarzen Blüte ab, die deshalb "Mohrenblüte" genannt wird - und in der Mitte des Blütenstandes sitzt, einer aus strahligen Dolden aufgebauten Doppeldolde, die sonst nur mit weißen Kronblättern ausgestattete Blüten trägt. Allerdings gibt es diese Blüte nicht in jedem Blütenstand.

Trotz dieses Umstandes sind die genannten Namen erst bei uns üblich geworden, seitdem die ehemaligen Nutzgärten mehr und mehr zu Ziergärten geworden sind und Garten-Möhren kaum mehr angebaut würden. Im Supermarkt stand dann an den Kisten "Möhren" und dieser Name wie auch "Mohrrüben" und "Karotten" verdrängten den alten Namen "Wurzel" bzw. plattdeutsch "Wuortel" und "Wortel". Auch die Wilde Möhre trug diese alten Namen. Die Pfahlwurzeln bzw. Rüben (neben der Wurzel selbst ist ein ursprüngliches Sprossstück, das Hypokotyl, an der Bildung der Rüben beteiligt) sind auch bei ihr essbar, aber viel ist nicht dran und sie werden recht schnell holzig, was den Genuß verdirbt. Durch viel geringere Mengen an Carotin sind die Rüben der Wilden Möhre auch nicht orange oder gelb, sondern hell erdfarben, also gräulich braun.
Zurück zu den Blütenständen, so sind diese voll erblüht tagsüber entweder aufwärts gewölbt oder annähernd flach, jedoch vorher, nachher bis zur Fruchtreife und teilweise auch nachts zusammengezogen wie ein Vogelnest, das auf Geäst zu sitzen scheint - wobei dieser Eindruck durch die großen, fast gleichmäßig schmalen und gefiederten Hüllblätter unter der Doppeldolde erzeugt wird.

Die Wilde Möhre ist vor allen an offenen Standorten, also ruderal, in größeren Vorkommen zu sehen, so auf dem Monopolgelände (vor der Bebauung aber noch viel großflächiger). Da sie basische, nährstoffreiche Standorte bevorzugt, sind ansonsten große Bestände auf den Mergelverwitterungsböden der Lüner Höhe zu sehen, besonders auf Brachen. Aber auch sonst ist sie innerhalb des Kamener Stadtgebietes fast überall - in unterschiedlichen Mengen - festzustellen. In Kamen-Mitte ist sie im Siedlungsbereich ebenfalls regelmäßig zu beobachten, meist in kleineren Vorkommen. An der B233 wird sie nach Süden und Osten wiederum häufiger. Straßensäume und -ränder und auch die Säume von Grundstücken bzw. Gärten sind damit ebenso typische Standorte.

SP24 3GLRübe der Wilden Möhre

SP24 4GLWilde Möhre: Blütenstand mit "Mohrenblüte" in der Mitte