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Legende oder Wirklichkeit? Der Mond und seine Einflüsse auf Natur und Lebewesen

am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

Mond1 210119LBFoto: Lukas Brackelmann für KamenWeb.devon Dr. Götz Loos

Kamen. Das Jubiläum der ersten Mondlandemission wird in diesen Tagen groß gefeiert und wenn man die Bilder davon betrachtet, könnte man wissenschaftlich nüchtern sagen: Der Mond ist ein fester, steiniger Himmelskörper, nichts weiter - kein Grund für Glauben und Aberglauben, nichts Unerklärliches, kein “Mann im Mond“, keine mondbewohnenden Lebewesen...

Dass es nicht ganz so einfach ist, weiß jeder “Mondfühlige“: Schlechtes Schlafen bei Vollmond. Einige Menschen zeigen sogar in Abhängigkeit von den einzelnen Mondphasen zwischen Vollmond und seiner scheinbaren Abwesenheit (Neumond) ein jeweils ganz anderes Schlafverhalten. Und von Hunden - geschweige denn Wölfen, die den Vollmond anheulen und anbellen, hat wohl auch jeder schon gehört.

Der Einfluss des Mondes bzw. der Mondphasen auf verschiedene Meerestiere ist bekannt. Direkte Wirkungen der jeweiligen Mondphase auf Wanderverhalten, Orientierung und Nahrungssuche sind belegt. Indirekte Wirkungen in den Meeren verursachen die Gezeiten, die besonders stark im Wattenmeer der Nordsee auftreten, als Wechsel von Ebbe und Flut. Die dabei wirkenden Kräfte könnte man auch in anderen Gewässern vermuten und nicht zuletzt in Lebewesen, da deren Körper überwiegend mehrheitlich aus Wasser bestehen.

Aber die Ergebnisse entsprechender Studien sind widersprüchlich. Und bei nachweisbaren Einflüssen ist ihre Rückführbarkeit auf eine mögliche Gezeitenwirkung nicht absicherbar. Selbst Schlafstudien beim Menschen mit Beobachtung des Verhaltens und Messung der Produktion von Schlafhormonen etc. sind unterschiedlich ausgefallen. Klar ist, dass es Menschen gibt, bei denen bei Vollmond deutlich weniger Schlafhormone ausgeschüttet werden und die dann an Schlafstörungen leiden. Teilweise scheint die Psyche  hier einen größeren Einfluss aufzuweisen, aber selbst diesbezüglich kann kein eindeutiges Ergebnis benannt werden.

Astrologische Auswüchse wie Mondkalender, generell der Durchgang des Mondes durch die Tierkreiszeichen in Form der entsprechenden Sternbilder, werden für ganz unterschiedliche Zwecke bemüht, seien es menschliches Wohlbefinden, operative Eingriffe an Haustieren oder die Aussaat und Ernte von Nutzpflanzen. Und tatsächlich gibt es nach objektivierten Studien teilweise Zusammenhänge, während andere Studien mit gleichem Inhalt wiederum keine Zusammenhänge bemerken konnten.

Der Monddurchgang durch die Tierkreiszeichen bietet allerdings die schwächsten Nachweise. Vielmehr sind es tatsächlich die Mondphasen, die Position des Mondes beim Auf- und Absteigen am Himmel und dessen veränderliche Erdnähe durch seine elliptische Umlaufbahn, die eine Bedeutung zu haben scheinen. Bei Nutzpflanzen konnten solche Abhängigkeiten nachgewiesen werden. So weisen zumindest einige Sorten des Roggen, die vor Vollmond ausgesät werden, eine höhere Keimungsrate auf als vergleichbare Aussaaten vor Neumond. Auch bei Gartengemüse wie Möhren, Radieschen und Bohnen gibt es klare Nachweise - allerdings bei jeder Art individuell abhängig entweder von der Mondphase oder der Position oder der Erdnähe. Die Ideen des anthroposophisch orientierten Landbaus und anderer Richtungen meist ökologischer Landwirtschaft sind damit wenigstens zum Teil nicht falsch.

Gezeitenwirkungen lassen sich bei kleinen Binnengewässern nicht nachweisen, geschweige denn beim Wassergehalt von Lebewesen - so zumindest die Überzeugung einiger Forscher. Dem entgegen stehen aber Beobachtungen, dass der Wassergehalt bei bestimmten Bäumen im Gezeitenrhythmus ab- und zunimmt. Und ebenso konnte gezeigt werden, dass bei Vollmond geschlagenes Holz schneller fault oder von holzfressenden Lebewesen befallen wird als bei anderen Mondphasen.

So hat der Mond also zweifellos einen Einfluss auf die Lebewelt auf der Erde. Das Ausmaß und die genauen Ursachen für diese und jene Reaktion auf den Mond scheinen allerdings unterschiedlich zu sein.

Archiv: Mondfinsternis für Frühaufsteher