Kamener Stadtpflanzen - Folge 30: Einige Löwenzähne
von Dr. Götz Loos |
Kamen. In den USA war der 5. April "Tag des Löwenzahns", in den Niederlanden ist der 26. April der "Nationale Tag des Löwenzahns". Machen wir doch daraus den "Niederländisch-Deutschen Freundschaftstag des Löwenzahns" und würdigen diese oftmals verschmähte, jedoch in vielerlei Hinsicht wertvolle Gattung, die vor allem im Gartenrasen allzu oft dem Ausstecher zum Opfer fällt - mit welcher sinnvollen Begründung eigentlich?
Nachdem schon in Folge 17 zwei häufige Löwenzahnarten aus dem städtischen Bereich von Kamen-Mitte präsentiert wurden, folgen nun weitere. Die genaue Zahl allein schon der hier vorkommenden Arten ist noch nicht ermittelt, aber insgesamt sind es Dutzende.
Da unsere Löwenzähne sämtlich asexuell sind, brauchen sie an sich keinen Pollen mehr zur Fortpflanzung. Eine sehr häufige Art, die Pollenbildung abgeschafft hat und so Energie sparen kann, ist der Flegellappige Löwenzahn (Taraxacum exsertiforme). Die Spitzen der Seitenlappen seiner Blätter können in fast alle Richtungen abstehen, fast so wie die Bewegungsmöglichkeiten der alten Dreschflegel, wie sie früher in der Landwirtschaft verwendet wurden.
Dann gibt es Arten mit schmalen, aber auffälligen Hauträndern an den äußeren Hüllblättern der Blütenköpfe. Hierzu zählt der Kranz-Löwenzahn (Taraxacum sertatum) mit oft gräulichen Blättern, die zudem stark behaart sind. Solche Hautränder besitzt ebenso der Haufenlappige Löwenzahn (Taraxacum acervatulum), hier sind die Blätter jedoch ziemlich hellgrün und kaum behaart. Die Blatt-Seitenlappen bilden beim Letzteren teilweise nahezu perfekte Viertelkreise, die Endlappen bestehen zum Teil aus mehreren aufeinander aufgesetzten Dreiecken (eben wie "gehäuft").
Der Hakenlappige Löwenzahn (Taraxacum ancistrolobum) fällt dadurch auf, dass die Blätter meist der Erdoberfläche angedrückt sind; beste Voraussetzung zum Überleben in häufig gemähten Scherrasen. Breite Blattlappen und eine gewisse Derbheit der Blätter machen ihn zudem praktisch unverwechselbar.
Ebenfalls meistens dem Boden angedrückt sind die Blätter des Flachen Löwenzahns (Taraxacum planum). Durch seine gelblichgrüne Grundfarbe und die starken Zähne an den Blättern, die zusätzlich mit zahlreicheren Seitenlappen versehen sind sowie fast viereckigen Knospen ist er vom Vorigen gut zu unterscheiden.
In den Siedlungsgebieten, nicht nur in Kamen, sondern in weiten Teilen Europas, fällt eine Gruppe von Löwenzahnarten besonders auf. Diese Dunkellöwenzähne haben stets kleinere Köpfchen als die anderen, eine dunklere Grundfarbe in den Blättern und vor allem in den Knospen bzw. den Hüllblättern. Außerdem sind die Griffeläste in den Blütenköpfchen fast immer graugelb bis fast schwärzlich. Mehrere Arten kommen hier vor. Erwähnt sei zunächst Ohlsens Dunkellöwenzahn (Taraxacum ohlsenii), der durch langgezogen-dreieckige Endlappen der Blätter gekennzeichnet ist, bei einem Teil sogar außerordentlich lang. Sind diese aber hier überwiegend symmetrisch, sieht man beim Ungleichspießigen Dunkellöwenzah (Taraxacum lojoense oder debrayi) helmförmige Endlappen, die teilweise sehr asymmetrisch ausfallen, u.a. dadurch dass der Endlappen nicht auf beiden Seiten auf gleicher Höhe endet oder einem ungeteilten Lappen auf der einen Seite zwei kleinere Lappen auf der anderen Seite gegenüber sitzen.
Alle genannten Löwenzähne sind im Siedlungsbereich von Kamen-Mitte häufig anzutreffen. Man muss nur einmal genauer hinschauen...