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Kamener Stadtpflanzen - Folge 35: Zitterlinse, Klingelwicke, Erve

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

sp35 GLKamen. Was die Menschen Erbse oder "Erve" genannt haben, ist nicht nur das, was wir heute weiterhin genüsslich verspeisen, sondern zusätzlich eine ganze Reihe von Platterbsen- und Wicken-Gattungen und -Arten, alle nahe untereinander und mit den "wirklichen" Erbsen verwandte Schmetterlingsblütler oder Hülsenfrüchtler.

Eine dieser Arten ist die Behaarte oder Rauhaarige Wicke (Ervilia hirsuta, früher Vicia hirsuta), im Westfälischen meist Klingelwicke genannt. Aber auch Zitterlinse ist ein verbreiteter Name, wobei unklar ist, aus welcher deutschsprachigen Region der Name stammt. Er beschreibt jedoch recht gut, wie die Hülsenfrüchte im Wind wackeln bzw. zittern. Im Hellweg waren früher zudem die Namen "Linse" an sich oder "Felderlinse" hin und wieder zu hören (aber nicht gleichbedeutend mit der ebenfalls verwandten eigentlichen Linse aus der entsprechenden Suppe!), allerdings auch für andere Arten der Wicken-Gattungen.

SP35 2GLUnd damit sind wir schon beim nächsten Thema: Wurden früher alle Wicken in die Gattung Vicia gestellt, haben Untersuchungen am Erbgut gezeigt, dass mehrere kleinere eigenständige Gattungen abgetrennt werden müssen (wie das vor allem ganz früher einige Botaniker bereits getan haben), sofern man die Gattungen der Platterbsen sowie die Gattung Erbse (die wirkliche!) eigenständig belassen möchte.

Die Behaarte Wicke gehört zu den kleinblütigen Wicken-Arten. Die ziemlich winzigen weißen, schwach bläulich geaderten Blüten fallen nur deshalb ein wenig auf, weil in der Regel 5 bis 8 von ihnen in einer Traube zusammen stehen und zudem einen Farbkontrast zu den eher mattgrünen Blättern und Stängeln bilden. Die Blätter sind gefiedert und besitzen um 8 Paare von Blättchen, die an ihren Spitzen ausgerandet sind. Die Blätter selbst münden oben in eine Ranke, mit welcher die Pflanze sich gegenüber Konkurrenz gut behaupten kann, indem sie gestützt oder andere Gewächse überwuchernd Richtung Licht wächst. Typisch sind die Früchte: Zweisamige Hülsen mit feiner dichter Behaarung darauf.

SP35 3GLFrüchte der Behaarten WickeDie Behaarte Wicke war früher ein typischer und verbreiteter Ackerbegleiter, wuchs aber kaum weniger regelmäßig in Nutzgärten. In solchen Gemüsegärten bzw. an deren Rändern, Zäunen vor allem in den nördlichen Bereichen von Kamen-Mitte, wo es solche noch vornehmlich bei türkischstämmigen Mitbürgern gibt, tritt sie heute immer noch vielfach auf - die Wicke hat hier sogar deutlich zugenommen. Sonst wächst die Art in Kamens Siedlungen öfters in Gehölz- und Bodendeckerbeeten, auf Brachgelände, an der Bahn, in Staudenfluren usw. Daneben ist sie Bestandteil von Begrünungssaaten und bürgert sich daraus ein, z.B. in Grünstreifen entlang der Seseke. Wie praktisch alle Hülsenfrüchtler lebt die Wicke in Symbiose (Lebensgemeinschaft) mit Knöllchenbakterien, die durch chemische Umwandlung Stickstoffprodukte im Boden in Nitrat umwandeln. Unsere vorherrschend übermäßig mit Nitrat versorgten Lehmböden, die zusätzlich von Natur aus (u.a. durch Lössverwitterung) stickstoffreich sind, benötigen derartige Ansaatpflanzen allerdings kaum.

Serie: Kamener Stadtpflanzen